Der Geschmack der Liebe
Näschen zu haben“, Luisa grinste breit. „Aber nein, ich glaube, ich habe schon einen recht ausgeprägten Geschmackssinn, aber das schaffe selbst ich nicht. Frau Hansen, also meine Großmutter, hat es mir verraten. Aber jetzt zu dir“, Luisa holte tief Luft. Der ganze Abend war bisher so nett und so … entspannt gewesen. So etwas hatte sie noch nie erlebt. Und bevor er vorbei war, wollte sie ein wenig mehr über Konstantin erfahren. „Was hat dich zu Hansen Kaffee verschlagen?“, wollte sie wissen. „Du musst zugeben, als Sohn des Konkurrenzunternehmens ist das schon eine seltsame Entscheidung …“
„Tja, wo fange ich am besten an?“, fragte Konstantin und nahm einen letzten Bissen von dem Tiramisu.
„Am Anfang?“, neckte Luisa ihn.
„Okay, du hast es so gewollt. Überspringen wir meine Kindheit, die war nicht besonders spektakulär. Woher ich stamme, weißt du ja. Meine Eltern habe ich kaum gesehen, dafür meine Nanny umso mehr. Als Katharina geboren wurde, waren wir wenigstens zu zweit, aber eine kleine Schwester, die nur mit ihren Puppen spielen will, ist nicht unbedingt der richtige Spielkamerad für einen Jungen, der am liebsten draußen ist.“ Luisa nickte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie es bei den von Heidenthals zugegangen sein musste. Traurig und einsam. Im Gegensatz zu ihrer Kindheit. Egal, welche Wahrheit inzwischen zutage getreten war, sie hatte sich immer geliebt und geborgen gefühlt.
„Ich habe BWL studiert und war eine Weile in Amerika. Danach habe ich mich entschlossen, das Kaffeegeschäft von der Pieke auf zu lernen, und bin nach Tansania gegangen. Sagt dir der Name Tellington Ltd. was?“ Luisa nickte erneut. Tellington war einer der größten Kaffeeexporteure Afrikas. „Meine nächste Station waren die Plantagen von Comtess Coffee. Wir importieren ja nicht nur, sondern bauen auch selbst an und verkaufen einen Teil unserer Ernte. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen – was ich dort gesehen habe, hat mir überhaupt nicht gefallen. Die Arbeitsbedingungen sind unmenschlich, und die Qualitätskontrollen lassen wirklich zu wünschen übrig!“ Konstantin schwieg einen Moment, und Luisa spürte, wie unangenehm es ihm war, über die Geschäfte seiner Familie zu sprechen. „Aber jetzt genug von mir. Du bist dran. Ich weiß ja gar nichts von dir, außer, dass ich dich über den Haufen gerannt habe, du Chloé magst, gegen Katzen allergisch bist und wir in derselben Firma arbeiten.“
Also berichtete Luisa in knappen Worten. Auch sie ließ ihre Vergangenheit außen vor und konzentrierte sich auf die Gegenwart. Ein wenig hatte sie Konstantin ja bereits erzählt, doch diesmal gelang es ihr nicht, über die Verwirrung und Verletzungen der letzten Tage hinwegzutäuschen.
Mitfühlend sah Konstantin sie an. „Ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, jemanden, den man mag, zu verlieren. Und gleich am nächsten Tag herauszufinden, dass dieser Jemand der eigene Vater war“, murmelte er, griff über den Tisch und nahm Luisas Hand in seine. Luisa starrte erst ihn, dann ihre Hand an. Bei jedem anderen hätte sie nun einen Rückzieher gemacht. So getan, als müsse sie die Nase putzen oder etwas Wichtiges in ihrer Handtasche suchen. Doch seine Berührung wirkte beruhigend auf sie, auch wenn ihr das Herz gleichzeitig bis zum Hals schlug.
„Dein Vater war ein toller Mann“, lächelte er nun und drückte leicht ihre Hand. „Ihm habe ich es zu verdanken, dass ich jetzt bei Hansen Kaffee bin. Er führte seine Geschäfte nach exakt den Maximen, die ich suchte, und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden.“ Konstantin schwieg einen Moment. „Ich bedaure es wirklich sehr, dass er nicht mehr am Leben ist. Ich hätte gerne mehr von ihm gelernt“, fuhr er schließlich mit leiser Stimme fort. Luisa blinzelte gegen die Tränen an, die ihr in die Augen getreten waren. Auf keinen Fall wollte sie jetzt auch noch als Heulsuse dastehen. Was sollte Konstantin nur von ihr denken? Entweder sie trat in ein Fettnäpfchen, so groß wie ein Swimmingpool, oder sie flennte ihm etwas vor. Nein, bloß das nicht! Also drehte sie den Spieß kurzerhand um. „Und wie ist es mit deinem Vater?“, fragte sie. „Versteht ihr euch noch, jetzt, da du zur Konkurrenz gewechselt bist?“
„Mein Vater …“ Nun sah Konstantin aus, als ob er das Thema gerne wechseln würde. Doch dann gab er sich sichtlich einen Ruck und sah Luisa ehrlich in die Augen. „Mein Vater und ich haben eine etwas seltsame
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