Der Geschmack der Liebe
ein strahlendes Lächeln nicht verkneifen. Er wohnte also in einer WG. Nun, das war doch wohl ein gutes Zeichen dafür, dass er keine Beziehung hatte, wie Molly befürchtete, oder? Puh, ihr fiel ein Stein vom Herzen. Ganz ehrlich? Das hatte die ganze Zeit an ihr genagt! Während des kurzen Weges erzählte Luisa Konstantin die Geschichte, die sich hinter Katzes Namen verbarg, bis sie schließlich bei dem Kaffeehaus angekommen waren. Als sie einen Blick durch eines der Fenster warfen, sahen sie, dass kein einziger Gast da war. Die sichtlich gelangweilte Bedienung, ein junges Mädchen, blätterte in einem Magazin. Die Tische waren blank geputzt, die Einrichtung aus dunklem Holz. Alles in allem konnte man erkennen, dass das Café wohl mal einem Wiener Kaffeehaus hatte ähneln sollen. Doch inzwischen machte es einen heruntergekommenen Eindruck, und das helle Neonlicht war nicht gerade dazu angetan, eine gemütliche Atmosphäre zu verbreiten.
„Oh, oh“, murmelte Konstantin. „Ich hatte eigentlich nicht vor, mit dir in einer Bahnhofshalle zu speisen.“ Luisa nickte, sie wusste genau, was er meinte. „Aber hier wollten wir ja auch gar nicht essen, oder? Am besten, wir gucken uns einfach schnell um und nehmen einen Kaffee mit“, schlug sie vor.
Als sie vor dem Tresen standen, konnten sie nirgendwo eine Tafel mit den Angeboten entdecken. Die Bedienung, nicht gerade begeistert, dass jemand so kurz vor Feierabend noch etwas bestellen wollte, seufzte auf, kam zu ihnen geschlurft und überreichte ihnen eine handgeschriebene, aber abgegriffene Karte. „Freie Auswahl“, meinte sie und deutete auf die Tische. „Aber um acht machen wir zu.“
„Wir wollten eigentlich auch nur einen Coffee to go“, erklärte Konstantin freundlich, und Luisa fügte hinzu: „Ja, am besten einen Café Luna.“
Das Mädchen schüttelte den Kopf. „Zum Mitnehmen gibt’s den nicht.“
Luisa und Konstantin blickten sich überrascht an und überflogen die Karte.
„Keinen Coffee to go und gar nichts zu essen!“, wunderte sich Luisa laut und blickte sich um. Nirgendwo waren Kuchenvitrinen oder Ähnliches zu sehen.
„Um die Zeit sowieso nicht“, wurde ihr erklärt. „Wir werden morgens beliefert, da können Sie Hörnchen zum Kaffee bekommen.“
„Also gibt es auch kein Mittagsangebot“, stellte Konstantin fest. „Oder belegte Bagels oder Cheesecake, Tramezzinis, Paninis und Ähnliches“, fügte Luisa hinzu und erntete einen genervten Blick von der Bedienung. „Weder noch! Also, wollen Sie nun einen Kaffee oder nicht?“
Einträchtig schüttelten sie die Köpfe. „Nein. Aber danke für Ihre Mühe“, sagte Luisa und zog Konstantin mit auf die Straße. „Kein Wunder“, erklärte sie, kaum dass die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war, „dass Hansen mit dem Laden keine schwarze Zahlen schreibt. Dabei ist die Lage echt super, guck dich mal um!“ Noch immer war die Straße sehr belebt. Eines der beliebtesten Shopping-Center ganz Hamburgs lag um die Ecke, und die meisten Geschäfte hatten bis um acht Uhr geöffnet – ganz zu schweigen von all den Angestellten, die hier arbeiteten! Das Thalia-Theater lag nur einen Steinwurf entfernt.
„Das eben, nimm es mir nicht übel, war die absolute Kaffeehölle!“, fand Konstantin und musste lachen, als Katze ein Mal wie zur Bestätigung aufbellte. „Siehst du, nicht mal dein Hund hat sich da wohlgefühlt!“
„Auf der anderen Seite … das sind alles Dinge, die sich ohne viel Aufwand ändern ließen, oder nicht?“ In Luisas Kopf ratterte es bereits wie wild. „Wenn man weiß, was falschläuft, kann man versuchen, es richtig zu machen!“
In dem italienischen Restaurant, in dem Konstantin einen romantischen Tisch reserviert hatte, erzählte Luisa ihm mit vor Begeisterung leuchtenden Augen von ihren Ideen für die Neugestaltung des Kaffeehauses. Sie geriet regelrecht ins Schwärmen über die köstlichen Kreationen aus Schokolade und Kaffee, die sie den Gästen anbieten würde. Konstantin hatte auch sofort ein paar ungewöhnliche Einfälle dazu, wie man das neue Konzept vermarkten könnte. Aber plötzlich wusste keiner mehr etwas zu sagen. Und das lag nicht nur an den leckeren Pizzen, die ihnen soeben gebracht worden waren. Sondern daran, dass sie nun, da das Geschäftliche besprochen war, eben nur noch privat unterwegs waren. Nicht länger Luisa Vogt und Konstantin von Heidenthal in geheimer Hansen-Mission, nein, Luisa und Konstantin bei einem Abendessen. Bei Kerzenschein, einer
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