Der Geschmack der Liebe
war Luisa deutlich anzumerken gewesen, dass es sie sehr nervös gemacht hatte, vor all den Menschen zu reden. Umso mutiger fand Eleonore es, dass ihre Enkelin trotzdem das Wort ergriffen hatte.
„Nun, zum Beispiel wird dort nicht einmal Coffee to go an…“, begann Luisa, die sich nun langsam sicherer fühlte.
„Ich glaube nicht, dass es mit Kaffee in Pappbechern getan ist“, mischte sich da Piet Larsson ein. Luisa starrte ihn irritiert an. „Das Café kostet uns jeden Tag eine horrende Summe, wirft aber nichts ab.“
„Dann weg damit!“, rief Daniel. „Es geht schließlich um unser Geld, oder?“
Luisa schüttelte vehement den Kopf. „Aber aufgeben können wir immer noch“, warf sie ein. „Könnten wir nicht erst einmal versuchen, das Kaffeehaus zu retten?“ Aufgeregt blickte sie sich um. Konstantin nickte ihr aufmunternd zu, ihre Großmutter sah sie fragend an. Auch Piet Larsson schien willens, sich eines Besseren überzeugen zu lassen. Nur Daniel stöhnte gelangweilt und sah auf die Uhr.
„Also“, begann sie zögernd, „die Idee sieht so aus.“
11. KAPITEL
Während des gesamten Arbeitstages konnte Luisa ihre Enttäuschung nicht ganz verbergen. Sie hatte so viele gute Ideen gehabt, die Daniel ins Lächerliche zog, Piet Larsson vorsichtig unter „Ich muss mir erst noch mal die Zahlen ansehen“ subsumierte, und ihre Großmutter? Die hatte zum Abschied nur gesagt: „Ich werde mir alles in Ruhe durch den Kopf gehen lassen, Kind. Schließlich muss ich die richtige Entscheidung für die gesamte Firma treffen.“ Und Konstantin? Sosehr er sich auch bemüht hatte, sie zu unterstützen, wusste er nach der Sitzung auch nichts anderes zu sagen als: „Entscheiden muss das nun mal deine Großmutter.“ Ja, das wusste Luisa auch. Aber trotzdem! Alle anderen Vorschläge bedeuteten, dass das Kaffeehaus aufgegeben würde. Das konnte es doch wohl nicht sein, oder? Ob Eleonore wenigstens registriert hatte, wie viele gute Ideen Luisa gehabt hatte?
Das hatte sie. Die Patriarchin dachte unentwegt über die Zukunft des Kaffeehauses nach. Nur, was tun? Sie verstand Piet Larssons Argumentation. Etwas rentierte sich nicht? Also war es das Logischste, es abzustoßen. Gerade in einer Zeit, in der sich die Firma keine Investitionen leisten konnte. Auf der anderen Seite: Luisa hatte wirklich sehr gute und recht einfach zu realisierende Einfälle gehabt, um das Kaffeehaus für die Kundschaft wieder attraktiv zu machen. Es lohnte sich schon, über Luisas Vorschläge nachzudenken. Nicht nur, weil Maximilian das Kaffeehaus einst gegründet hatte. Nicht nur, weil das Café den Namen Hansen trug. Sondern, weil Luisa offenbar ein gutes Gespür für die Dinge hatte, die ein Café benötigte, um erfolgreich zu sein. Vielleicht gerade, weil es ihr Traum war, selbst einmal ein eigenes Café zu führen. Vielleicht hatte sie obendrein auch ein gutes geschäftliches Gespür? Immerhin war sie eine Hansen. Wie sollte Eleonore sich also entscheiden? Würde es die Bank beruhigen, wenn sie das Kaffeehaus abstieß? Eleonore brauchte noch ein wenig Zeit, um über die ganze Angelegenheit nachzudenken. Und deswegen entschloss sie sich, das zu tun, was sie in solchen Fällen immer tat: im Garten die Rosen zu pflegen. Das machte ihren Kopf frei. Eleonore zog sich um, betrat den Rosengarten und beschloss, die Äste zu kappen, an denen bereits verblühte Rosen hingen. Sie holte die Leiter, erklomm sie bis zum letzten Tritt und machte sich ans Werk.
Auch Daniel wusste nicht, was er tun sollte. Das Treffen mit seiner Großmutter hatte ihn wieder einmal sehr wütend gemacht – hatte sie ihm eigentlich nur ein einziges Mal zugehört? Schon vor der Mittagspause verließ er die Firma in Richtung Innenstadt. Er hatte einen Termin bei Doktor Struppek. Langsam wurde es Zeit, seinen Plan vorzubereiten, und dazu brauchte er juristischen Beistand.
Auch Luisa verließ die Rösterei recht früh. Heute war Freitag, und an diesem Wochentag wurde nur dann lang gearbeitet, wenn Auslieferungen anstanden. Um ehrlich zu sein, passte ihr der zeitige Feierabend heute besonders gut. Denn seit heute Morgen konnte sie an nichts anderes mehr denken als an das Kaffeehaus. Aufgewühlt lief sie die Treppen zum Parkplatz hinunter.
„Luisa?“ Überrascht blieb sie stehen und sah sich Konstantin gegenüber. „Willst du mitkommen? Ich bin auf dem Weg zur Alster, rudern. Das tut echt gut, nachdem man den ganzen Tag am Computer saß. Lust, es zu probieren?“
Luisa
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