Der Geschmack der Liebe
nickte. Ein wenig Ablenkung konnte bestimmt nicht schaden – und dann auch noch so eine attraktive …! „Können wir Katze mitnehmen?“, bat sie. Konstantin lachte. „Aber klar!“
„Ist das schön!“, rief Luisa völlig überwältigt. Mit Katze zu ihren Füßen saß sie in einem kleinen Ruderboot und ließ sich von Konstantin einen Seitenarm der Alster entlangpaddeln. Sie griff nach den tief hängenden Ästen einer Trauerweide, die in das Wasser hineinragten, und pflückte einen jungen Ast, um Katze damit zu kitzeln. Doch der ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Kein Wunder, Konstantin hatte ihn mit zwei großen, getrockneten Schweineöhrchen bestochen und damit ganz und gar sein Herz gewonnen. Hechelnd legte Katze gerade seinen großen wuscheligen Schädel von einer Pfote zur anderen, um Konstantin beim Rudern zu beobachten.
„Wie fühlst du dich?“, fragte Konstantin Luisa, die ihn entspannt anstrahlte. Dass dies einer der schönsten Tage seit Langem war, konnte sie ihm ja nicht unter die Nase reiben, oder? Vielleicht später …
„Wir kriegen das schon irgendwie hin“, erklärte Konstantin, während er scheinbar mühelos die Paddel durch das Wasser gleiten ließ. Offenbar war ihm nicht entgangen, dass Luisa immer wieder an die Besprechung von heute Morgen denken musste. Gerührt blickte sie ihn an.
„Keine Sorge. Dein Bruder hat vom Geschäftlichen einfach keine Ahnung …“ Konstantin bemerkte, wie Luisa zusammenzuckte. Daniel ihren Bruder zu nennen klang in ihren Ohren sehr merkwürdig!
„Ich meine Daniel“, schob er hinterher und verzog entschuldigend das Gesicht. „Und Piet Larsson? Ganz ehrlich, er ist sicher kompetent, was ökonomische Fragen angeht, aber wir beide haben schließlich als Einzige das Kaffeehaus wirklich gesehen. Also sind wir da ja wohl erst mal die Experten!“
Luisa nickte. Sie hoffte sehr, dass ihre Großmutter die Sache genauso sah. Vielleicht sollte sie morgen noch einmal zu ihr gehen, um ihr alles noch einmal genau zu erklären?
Doch jetzt, beschloss Luisa, würde sie erst einmal die Gegenwart genießen. Verträumt blickte sie in den abendlichen Himmel und entdeckte bereits ein paar funkelnde Sterne, obwohl die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Heute war Sonnenwende, ab jetzt würden die Tage wieder kürzer werden. Und ehe man es sich versah, war der Herbst da mit seinen Stürmen und den bunten Blättern. Er würde einen dazu bringen, zu Hause zu bleiben und sich mit dicken Wollsocken und heißem Kaffee auf das Sofa zu kuscheln. Und im Herbst wäre so ein Ruderausflug mit Konstantin nicht mehr möglich, also galt es, diese schönen Stunden hier draußen auf dem Wasser auszukosten. Konstantin hatte Jackett und Krawatte abgelegt, und gerade zog er die Paddel ins Boot.
„Ich hab übrigens nicht nur Katze was mitgebracht!“, lächelte Konstantin und öffnete den Korb, den Luisas Vierbeiner schon die ganze Zeit neugierig beäugt hatte.
„Ein Picknick?“, rief Luisa begeistert. Noch nie hatte jemand für sie ein Picknick organisiert! Konstantin öffnete eine Flasche Prosecco, schenkte zwei Gläser ein und reichte ihr dann eines. Die letzten Sonnenstrahlen glitzerten auf dem Wasser, und das Boot schaukelte sanft hin und her.
„Es ist übrigens traumhaft hier“, fand er und setzte sich neben sie. „Auf der Alster. Mit dir. Wenn du willst, rudere ich uns gleich noch ein Stückchen weiter.“ Konstantin prostete ihr zu, nahm aber ebenso wenig einen Schluck Prosecco wie Luisa. Tief blickten sie einander in die Augen.
„O ja? Wohin?“, flüsterte Luisa mit klopfendem Herzen.
„Wohin du willst“, antwortete er mit zärtlicher Stimme.
Das war der Moment, in dem eine Entenfamilie am Ufer zu schnattern begann, Katze wie ein wild gewordener tasmanischer Teufel aufsprang und das Boot ins Wanken geriet. Luisa und Konstantin standen zeitgleich auf, um den Hund zu beruhigen – und schon war es geschehen. Platsch!
Prustend und schnaufend ruderte Luisa im Wasser. Konstantin, der ebenfalls im Wasser gelandet war, griff instinktiv ihre Hand und zog sie an sich. Nur eine Sekunde später erkannten beide, dass der Kanal an dieser Stelle nicht tief war und sie stehen konnten. Für einen Moment sahen sie sich wieder tief in die Augen und sagten nichts. Dann griff Konstantin nach einem kleinen Zweig, der sich in Luisas blondem Wuschelkopf verfangen hatte. Und ehe Luisa sich versah, lag sie in seinen Armen. Seine Lippen fühlten sich warm und weich an, und um sie
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