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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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sie. »Ist es.«

  
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Von:            [email protected]
Gesendet:   Mittwoch, 3. Juli 2013 11:44
An:              [email protected]
Betreff:       (kein Betreff)
Hey Evan,
sieht so aus, als käme ich doch schon dieses Wochenende nach Hause. Kaum zu glauben, aber wir sind beim Drehen voll im Zeitplan, und ich will auch langsam weg hier. Wenn du Wilbur am Samstag gegen Mittag noch mal Futter geben könntest, dann reicht es bis abends, wenn ich zurückkomme.
Vielen Dank noch mal, Mann. Drück das Schwein von mir, ja?
GL

vierzehn
    Sobald er sie im Deli sah, begriff Graham seinen Fehler.
    Er hatte sie nicht vergessen. Aber er hatte aufgegeben.
    Und als er jetzt mit Olivia am Tisch saß, durchzuckte ihn die verzweifelte Gewissheit, dass er das Falsche getan hatte. Er hätte hartnäckiger sein sollen, hätte jeden Abend vor ihrem Haus stehen, sie jeden Tag anrufen, ihr stündlich Mails schicken sollen. Er hätte kein Nein akzeptieren dürfen.
    Er hätte nicht aufgeben dürfen.
    Und jetzt war es zu spät.
    Sie hatte ihn nicht mal angesehen. Nicht ein einziges Mal.
    Olivia studierte mit zusammengekniffenen Augen die Speisekarte, die auf eine Tafel über der Theke gekritzelt war. »Wie kann es hier denn keine Salate geben?« Den maulenden Tonfall konnte sie nur in ihrer Rolle unterdrücken.
    »Bestimmt können sie dir ein paar Salatblätter in eine Schüssel tun«, sagte er geistesabwesend, worauf sie ein Gesicht zog, als hätte er vorgeschlagen, sie solle vom Fußboden essen.
    Seit drei Wochen hatte er sich nun vorgestellt, wie es wäre, Ellie wiederzutreffen. Ihm war dabei allerdings nie in den Sinn gekommen, dass er dann vielleicht gerade mit Olivia essen war.
    »Entschuldigung.« Sie winkte die Frau herbei, die vorhin mit Graham die Bonbons zusammengefegt hatte. »Wäre es wohl möglich, so was wie einen Rucolasalat zu bekommen? Und haben Sie Birnen? Oder Ziegenkäse?« Sie schenkte Graham ein strahlendes Lächeln. »Auf Ziegenkäse hätte ich richtig Appetit.«
    Es war deutlich zu sehen, dass die Frau sich das Lachen verkneifen musste. »Wir haben nur, was auf der Karte steht.« Sie deutete auf die Tafel, wo Sandwiches mit Roastbeef, Pute oder Schinken angeboten wurden. »Und bestellen müssen Sie an der Theke.«
    Graham stand auf. »Ich hole uns was.«
    »Dann nehme ich eben ein Putensandwich.« Olivia zog seufzend ihr Telefon aus der Tasche. »Ohne Brot.«
    »Kann man kaum Sandwich nennen«, murmelte die Frau und ging zurück zum Tresen.
    Ein paar Leute wollten Graham vorlassen, doch er lehnte freundlich ab. Er schaute aus dem Fenster, wo jenseits des Grüns der Laden der O’Neills lag, dann wieder zum Tisch, wo Olivia sich mit manikürter Hand Luft zufächelte.
    Harry hatte ihn unablässig darauf hingewiesen, dass ein Date mit Olivia das Zweitbeste war, was er zur Förderung seiner Karriere tun konnte. Das Beste wäre natürlich, aus der langen Reihe von Drehbüchern, die in seinem Hotelzimmer auf dem Couchtisch ausgebreitet lagen, das nächste Projekt auszuwählen. Doch von den Exposés war eins schlimmer als das andere, lauter Filme über Aliens, Roboter oder Vampire. Außerdem die Musicalversion einer alten Sitcom, eine Komödie, in der Graham eineiige Zwillinge spielen sollte, und so ein Kumpelfilm über zwei Highschoolfreunde, die sich eine Nacht lang als Studenten ausgeben.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagte Harry jedes Mal, wenn er wieder ein Drehbuch auf den Tisch warf. »Aber wir müssen jetzt mal überlegen, was als Nächstes kommt.«
    Das war Graham auch klar, aber er wollte es sich in aller Ruhe überlegen.
    In den letzten beiden Wochen hatte er sich ganz in die Dreharbeiten gestürzt, war jede Szene mit neuer Energie angegangen, hatte immer richtig gestanden und jede Dialogzeile fehlerlos gebracht. Nachts schlief er im durchgelegenen Hotelbett mit dem kommentierten Drehbuch auf der Brust ein, morgens unter der Dusche und beim Zähneputzen ging er die Szenen im Kopf durch.
    Sonst gab es auch nicht viel zu tun. Ohne Ellie kam ihm der Ort bald klein vor, und er hatte die Nase voll davon, jeden Mittag im Wohnwagen und jeden Abend im Hotelzimmer zu essen. Harry ging ihm auf die Nerven, und Mick wollte bloß über die Arbeit reden. Gelegentlich spielte er mit einigen anderen Schauspielern Karten, aber die meisten waren älter als er, darum blieb er am Ende meist auf sich gestellt. Und nichts fühlt sich so einsam an wie ein flimmernder Fernseher und ein halb leer

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