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Der Geschmack von Glück (German Edition)

Der Geschmack von Glück (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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ihn böse an.
    »Mit Ellie O’Neill.«
    Graham zuckte überrascht zusammen, als er ihren Namen hörte. »Woher weißt du –?«
    »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt«, sagte Harry und hob sogleich abwehrend die Hände. »Das ist mein Job, okay?« Er zog einen dicken braunen Umschlag aus dem Koffer. »Ich wollte dich eigentlich nicht damit belästigen, weil wir sowieso nur noch ein paar Tage hier sind. Aber ich sehe, du bist immer noch verknallt in sie –«
    »Bin ich nicht«, sagte Graham viel zu schnell.
    »– und du bist ganz offensichtlich noch nicht drüber weg, was immer zwischen euch war –«
    »Da war gar –«
    »– und da will ich dir zumindest alle nötigen Informationen zur Verfügung stellen.« Harry streckte ihm den Umschlag hin, doch Graham machte keine Anstalten, ihn zu nehmen. »Es ist grad kein guter Zeitpunkt, sich auf etwas einzulassen, was womöglich … unerfreulich werden könnte. Nicht gerade jetzt.«
    »Das geht dich nichts an.« Graham starrte ihn wütend an.
    »Es wäre einfach nicht gut für dich«, sagte Harry. »Für die Zeitungen wäre es ein gefundenes Fressen. Aber ob sich dein Image davon wieder erholen würde, weiß ich nicht.«
    Der Umschlag baumelte immer noch in seiner ausgestreckten Hand. Als er merkte, dass Graham ihn nicht nehmen würde, ließ er ihn schließlich klatschend auf den Tisch fallen und stand auf.
    »Glaub mir, es ist zu deinem Besten«, sagte er und verließ den Wohnwagen. Sonnenlicht fiel auf den Teppich, als Harry die Tür öffnete, dann verschwand es wieder, und Graham war allein.
    Er starrte den Umschlag an und wusste nicht, ob er ihn öffnen oder wegschmeißen sollte. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was Harry gefunden haben wollte oder was ihn überhaupt zum Suchen bewogen hatte. Und er wusste auch nicht, ob er es wissen wollte.
    Er dachte zurück an die allerersten Mails zwischen Ellie und ihm, den federleichten Austausch von Worten, die Nachrichten, in denen es im Grunde um nichts ging, die sich aber trotzdem nach etwas anfühlten. Nach allem.
    Bis zu ihrer zufälligen Begegnung heute hatten sie sich wochenlang nicht gesehen. Graham hatte sie natürlich vermisst, hätte nichts lieber getan, als an ihre Tür zu klopfen und sie wieder in die Arme zu schließen, aber da war noch mehr. Es überraschte ihn, wie sehr er das Schreiben an sie vermisste. So viele Monate hatte er mit ihr all seine Grübeleien teilen können; jetzt war sie weg, und seine Gedanken summten ihm im Kopf herum wie aufgeregte Fruchtfliegen im Glas. Ihm war nicht klar gewesen, wie viel es bedeuten kann, so mit jemandem reden zu können; dass es eine Art Rettungsring ist und dass man ohne ihn hilflos versinkt.
    Graham berührte die Ecke des Umschlags, zog ihn näher heran. Plötzlich merkte er, wie verzweifelt er nach dem Inhalt gierte, nach jedem Schnipsel Information, den er über Ellie O’Neill bekommen konnte, egal, was es bedeuten mochte.
    Der Umschlag starrte ihn an, rätselhaft und gewichtig.
    Er sah aus wie ein Geheimnis.
    Wahrscheinlich war es ein Fehler.
    Doch nach kurzem Zögern griff er zu.

  
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Von:            [email protected]
Gesendet:   Mittwoch, 3. Juli 2013 13:21
An:              [email protected]
Betreff:       weiße Flagge
Können wir vielleicht Waffenstillstand schließen? Ich weiß, du bist noch sauer auf mich, aber ich könnte jetzt wirklich eine Freundin gebrauchen. (Und zwar nicht irgendeine …)

fünfzehn
    Es war zu heiß, um überhaupt irgendwas zu tun. Nachdem sie die Schaufenster fertig dekoriert hatten, zog sich Ellie einen Hocker zum Ventilator und setzte sich mit dem Gesicht zum Propeller, der jedoch bloß die warme Ladenluft umrührte. Die paar Kunden, die sich hereinwagten, waren schon kurz hinter der Tür wieder umgekehrt, weil die stickige Luft drinnen noch weniger zu ertragen war als die Sonnenglut draußen.
    Gegen zwei Uhr stand ihre Mutter endlich auf. »Ich komme mir vor wie in einem Backofen«, sagte sie. »Komm, wir machen zu und verschwinden.«
    Ellie sprach in den Ventilator, der ihre Worte zitternd zerhackte. »Wo wollen wir denn hin?«
    Aber sie kannte die Antwort schon. Wo sie immer hingingen.
    Eine halbe Stunde später waren sie auf dem Weg zum Strand. Nicht zum Hauptstrand im Ort, wo sich alle Touristen wie Seehunde auf den Felsen in der Sonne aalten, nicht zum Kinderstrand mit den Rettungsschwimmern und den abgeteilten Badebereichen und auch nicht

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