war mit Luftballons geschmückt, große Trauben aus Rot, Weiß und Blau, die wie Feuerwerk aus der Fassade blühten. Nicht weit entfernt wurde gefeiert, und Graham zog sich seine Kapuze über und schlich ungesehen ins leere Foyer.
Er ging schnurstracks an den leeren Sesseln und den Aquarellen vorbei auf den Fahrstuhl zu. Der Portier rief hinter ihm her, doch er tat so, als hätte er nichts gehört, zupfte seine Kapuze tiefer und schlug ungeduldig auf den Fahrstuhlknopf. Er wollte jetzt nichts hören, keine Nachrichten von Harry oder seinem Anwalt oder sonst wem. Doch die Stimme rief beharrlich weiter.
»Mr Larkin?«
Schließlich fuhr Graham herum und warf ihm einen unverhohlen genervten Blick zu. Ein Junge ungefähr in seinem Alter, mager und nervös, lehnte sich über den Empfangstresen und wedelte mit einem Zettel. Seufzend nahm Graham die Sonnenbrille ab und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Tut mir leid, Sir«, sagte der junge Mann. »Ich habe hier ein paar Nachrichten für Sie.« Er schaute auf den Zettel und räusperte sich. »Dreiundvierzig, um genau zu sein.«
Graham stöhnte. »Alle von Harry?«
»Siebenundzwanzig, Mr Larkin.«
»Einfach Graham, bitte.« Er ging zum Tresen. »Und die anderen?«
»Eine Frau namens Rachel, ihren Nachnamen wollte sie nicht sagen …«
»Meine PR-Frau.«
»Ein Anwalt namens –«
»Brian Ascher.«
»Ja, Sir.«
»Graham.«
Der Junge nickte und hielt ihm den Zettel hin, darauf eine Namensliste mit Zählstrichen daneben. Graham ließ den Blick darüber schweifen und schaute stirnrunzelnd hoch.
»Kein Anruf von meinen Eltern?«, fragte er, und der Junge schüttelte den Kopf.
»Tut mir leid, Sir.«
»Schon gut«, sagte Graham und klopfte mit der Faust auf den Tresen. »Wahrscheinlich haben sie es mobil versucht. Sie wissen, glaube ich, gar nicht, wo ich wohne.«
»Ich kann es kaum erwarten, dass meine Eltern nicht mehr wissen, wo ich bin«, sagte der Junge mit traurigem Lächeln. »Klingt echt super.« Er hustete und wurde rot. »Sir«, schob er nach.
»Klar.« Graham steckte die Anrufliste in die Tasche und ging wieder zum Fahrstuhl. »Ist auch echt super.«
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Von:
[email protected]Gesendet: Donnerstag, 4. Juli 2013 19:38
An:
[email protected]Betreff: (kein Betreff)
Ich bin endlich wieder mit meinem Telefon vereint. Entschuldige noch mal, dass ich deins im Meer versenkt habe. Gleich morgen bekommst du ein neues. Oder du nimmst einfach meins, ich lasse dich liebend gern Harrys Anrufe entgegennehmen, was anscheinend zu einem Ganztagsjob ausartet …
dreiundzwanzig
Die Quinn, die Ellie am Rand des Grüns erwartete, war eine andere als die, mit der sie heute Morgen am Hafen gesprochen hatte. Und eine ganz andere als die, um die sie in den letzten Wochen herumgeschlichen war. Schon aus der Ferne konnte Ellie in ihrer Haltung eine Mischung aus Anspannung und Sorge erkennen; sie stand etwas abseits, schaute auf ihr Handy, und ihr ganzer Körper vibrierte vor Ungeduld.
Die Sonne senkte sich auf die Baumspitzen am anderen Ende des Städtchens, und die Kapelle machte gerade Pause, das Schmettern der Blechbläser wich dem unregelmäßigen Murmeln der Menge. Ellie hatte nach ihrer Mutter gesucht; ihre Gedanken kreisten immer noch wie Räder im Leerlauf um die Ereignisse des Tages, und sie wollte eigentlich nur zwei Pappteller mit Essen beladen, sich mit Mom auf eine Picknickdecke fallen lassen und den Rest des Abends über alles Mögliche reden, nur nicht über ihren Vater oder Graham, bloß essen und lachen, bis es dunkel wurde und das Feuerwerk die Sterne verdrängte.
Aber da lief Quinn – diese beunruhigende Version von Quinn – am Rand des Festes auf und ab, und als ihr Blick Ellies traf, stand sie still.
Augenblicklich wusste Ellie Bescheid.
»Willst du ein Stück gehen?«, fragte Quinn, und sie nickte, ließ sich von den Menschen wegführen, die um den Laubengang herumstanden, weg von den Läden und der Musik. Sie fühlte sich seltsam betäubt, ihre Gedanken tasteten sich langsam voran, während sie zu verarbeiten suchte, was sie sofort erkannt hatte. Quinn musste es gar nicht sagen; es stand ihr ins Gesicht geschrieben, in den zusammengepressten Lippen, den besorgten Augen.
Überraschend standen sie auf einmal vor Sprinkles , nach einem Umweg über die Gassen hinter den Läden am Grün. Quinn zog den Schlüssel aus der Tasche, und wortlos schlüpften sie hinein. Die