Der Geschmack von Glück (German Edition)
Wunderkerzen schnappen und zum Strand runtergehen? Du kannst sogar deinen Freund mitbringen, wo doch jetzt alle Bescheid wissen.«
»Nur wenn du deinen auch mitbringst«, sagte Ellie, und Quinns Lächeln wurde breiter.
Den Rest Toffee schoben sie in den Karton zurück, dann standen sie auf und gingen zusammen zur Ladentür. Der Himmel färbte sich an den Rändern golden, und das Abendlicht ließ die Blasinstrumente glitzern. Ellie sah Meg aus dem Sandwichladen gleich daneben Wassereisbecher füllen, ein bisschen weiter stand Joe vom Lobster Pot neben einem Riesengrill, in einer Hand die Grillzange, schräg auf dem Kopf eine übergroße Kochmütze.
Heute Abend war anscheinend die ganze Stadt auf den Beinen. Auf der Tanzfläche drehten sich bereits die ersten mutigen Paare; der Rest würde sich nach Sonnenuntergang dazugesellen. Dahinter glitzerte dunkel das Meer, und Ellie dachte an die Go Fish , die noch in Hamilton lag, und an die wenigen ruhigen Momente mit Graham am Bug neben ihr, ehe alles schiefgegangen war.
Als sie wieder zu den Festivitäten sah, erkannte sie ihre Mutter, die sich an einer Kinderschlange vor dem Eisstand vorbeischlängelte. Bei ihrem Anblick wurde Ellie flau im Magen, und sie wandte sich an Quinn, die ungewöhnlich still geworden war.
»Ich muss mit ihr reden«, sagte sie. »Aber wir treffen uns später.«
Quinn nickte. »Wie immer.«
Ellie eilte über die Straße, ehe der Mut sie verließ. Beim Gehen wappnete sie sich gegen die Blicke, die sie sicher treffen würden. Sie hatte gesehen, welch weite Kreise die Geschichte von Graham und dem Fotografen in kurzer Zeit gezogen hatte, und wenn ihr Name jetzt öffentlich war – ganz zu schweigen vom Namen ihres Vaters –, dann dürften es eigentlich alle in der Stadt inzwischen wissen.
Und sie wussten es auch, das sah man an ihren Augen, die ihr über den Rasen folgten. Doch die Blicke hatten etwas Eigenartiges: so als sähe man sie nicht an , sondern um sie herum , als hoffte man, neben ihr etwas zu entdecken. Sie suchten jemand anderen, merkte sie. Sie suchten Graham.
Fast musste sie lachen. Quinn hatte Recht. Kein Mensch interessierte sich für ihren Vater oder wieso sie hierhergezogen waren. Ihnen war nur wichtig, dass der Filmstar ein Mädchen aus Henley auserwählt hatte. Und das wollten sie jetzt mit eigenen Augen sehen.
Mom stand mit dem Rücken zu Ellie an einem der Tische und schenkte sich Limonade nach. Als sie sich umdrehte, zitterte der Krug in ihrer Hand ein wenig; obwohl Ellie erwartet hatte, dass sie wütend wäre – und mit Recht –, sah sie nur Erleichterung in ihren Zügen.
»Wo bist du denn gewesen?« Sie stellte den Krug ab. »Ich habe überall nach dir gesucht.« In ihren Augen stand noch eine weitere Frage, die sie aber nicht stellte. Stattdessen pulte sie einen blau-weiß-roten Teller vom Stapel auf dem Tisch und reichte ihn Ellie. »Hol dir was zu essen. Wir haben uns einiges zu erzählen.«
Ihr Magen knurrte, als sie sich bergeweise Kartoffelsalat und Makkaroni auf den Teller häufte, zum Schluss noch einen Hotdog und einen Cupcake als Nachtisch. Dann klemmte sie das Limonadeglas unter den Arm und folgte ihrer Mutter übers Grün, wo sie dieselbe Karodecke wie jedes Jahr ausgebreitet hatte.
»Wo ist Bagel?« Ellie saß im Schneidersitz, das Essen vor sich.
»Ich habe ihn nach Hause gebracht, nachdem er den zweiten Burger stibitzt hatte.«
Ellie lachte und griff nach ihrem Cupcake, dessen weißer Zuckerguss mit einer winzigen Flagge verziert war. »Warst du den ganzen Tag hier?«
Mom antwortete nicht. Sie setzte sich Ellie gegenüber und hielt ihren blauen Limonadebecher mit beiden Händen fest. »Hast du nicht mal einen Blick auf dein Telefon geworfen?«, fragte sie mit ernster Miene.
Ellie schüttelte den Kopf. »Das habe ich verloren.« Sie wusste, was jetzt kam, und sie wusste auch, was sie sagen sollte, aber irgendwie war Tut mir leid nicht annähernd genug. Sie hatte das Geheimnis enthüllt, das ihr ganzes Leben wie ein roter Faden durchzogen hatte. Und jetzt hatte sich das ganze Gewebe aufgelöst, genau wie Mom vorhergesagt hatte, und nichts war mehr zu retten. Vielleicht war es hilfreich, dass alle sich auf Graham konzentrierten, vielleicht auch nicht. Aber sie wusste, darauf kam es gar nicht an, und sie schluckte und wartete mit dem Cupcake in der Hand, dass Mom weiterredete.
»Was gestern Abend geschehen ist«, sie wählte ihre Worte vorsichtig, »mit Graham und den Fotografen – du
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