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Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)

Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)

Titel: Der Geschmack von Sommerregen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Leuze
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Möglicherweise-H&M-Freundin, will mich nicht stören?
    Es ist nicht nur okay, wenn du mit mir isst, es ist fantastisch, wundervoll, unfassbar, will ich rufen, doch im letzten Moment beherrsche ich mich. Ich habe mich schon genug vor ihm blamiert.
    Also zucke ich mit den Schultern und gebe die Untertreibung des Jahrhunderts von mir: »Klar, hab nix dagegen.«
    Er lächelt, und diesmal sind nicht nur seine Mundwinkel daran beteiligt, sondern auch die Augen, die Brauen, die Wangen – das gesamte hinreißende Gesicht. Und meine Wellen sprühen Gold und Tinte, als sie über mich hinwegfluten.

Neun
    Am nächsten Tag brauche ich keine ganze Stunde zum Weiher, sondern nur ein paar Minuten. Was daran liegt, dass ich jogge – so schnell und leichtfüßig, wie ich es mir niemals zugetraut hätte, denn eine Sportskanone war ich nie.
    Aber heute fliege ich über den Waldboden. Die Energie und die hellrote Aufregung in mir brauchen ein Ventil, müssen raus, unbedingt. Sonst schaffe ich es nämlich nicht, tough und souverän zu wirken, wenn ich Mattis treffe. Lieber Gott, bin ich nervös!
    Der Rucksack mit meinem Badezeug hüpft auf meinem Rücken auf und ab, während ich laufe, sprinte, düse. Meine Lungen pumpen Sauerstoff in meinen Körper, mein Herz verdoppelt seine Anstrengungen. Seitenstechen kündigt sich an, doch ich jogge eisern weiter und denke zur Ablenkung an gestern.
    Nach dem Malheur mit dem Leberkäse habe ich mich, wie ich finde, ganz gut geschlagen. Okay, ich habe nicht gerade vor Witz und Charme gesprüht, aber immerhin war ich imstande, vollständige, logische Sätze herauszubringen – was angesichts der Tatsache, dass mir der attraktivste Junge des gesamten Universums gegenübersaß, eine ziemliche Leistung war.
    Ich habe Mattis von meiner Liebe zum Fotografieren erzählt, er mir von seiner Leidenschaft fürs Schwimmen. Ich schwärmte von meiner besten Freundin, er gab zu, dass ihm seine Kumpels aus München fehlen. Und als wir uns schließlich nach dem Essen und einer weiteren Cola trennten, damit ich heimgehen und er endlich ins Wasser springen konnte, fragte er mich, ob ich am nächsten Tag wiederkäme. So um drei? Oder ob ich schon etwas anderes vorhabe? Oder ob ich vielleicht nur im Freibad schwimmen …? Nein, versicherte ich ihm sofort, ich schwämme sehr, sehr gerne im Weiher und würde natürlich am nächsten Tag wiederkommen!
    In Wirklichkeit, denke ich jetzt mit einem Anflug von schlechtem Gewissen, war ich seit meinem fünften Geburtstag nicht mehr im Weiher. Aber um mit Mattis zusammen zu sein, würde ich sogar in Gülle schwimmen.
    Mein Seitenstechen wird stärker. Keuchend schleppe ich mich bis zum Kiesstrand, froh, extra früh losgelaufen zu sein. So kann ich wieder zu Luft kommen, meiner Gesichtsfarbe erlauben, sich zu normalisieren, und mich schon mal im Wasser erfrischen, bevor Mattis …
    Da sehe ich ihn aufs Ufer zu kraulen, und mein Herz macht einen Sprung. Er ist schon da!
    Schwer atmend schaue ich ihm entgegen. Kann meinen Blick nicht von seinen braunen Armen lösen, die das Wasser durchpflügen. Die letzten Meter verlegt er sich aufs Brustschwimmen, entdeckt mich und lächelt mir zu, und ich lecke mir über die Lippen und lächele nervös zurück. Dabei schießt mir durch den Kopf, dass das blöde Joggen überhaupt nichts genützt hat: Ich bin so aufgeregt, dass ein wilder Farbregen auf meinen Monitor niederprasselt, dominiert von Blau in allen Schattierungen.
    Und als Mattis aus dem Wasser watet und ich seinen nassen Körper sehe, mit Muskeln genau an den richtigen Stellen und Badeshorts, die ziemlich tief sitzen, da beginne ich zu ahnen, was das verwirrende Blau bedeuten könnte. Außerdem bin ich mir jetzt sicher, dass ich in den nächsten Minuten kein Wort herausbringen werde. Nicht, wenn Mattis so wenig anhat und seine feuchte Haut wie flüssige Bronze in der Sonne glänzt.
    »Hey. Schön, dass du gekommen bist«, sagt er, streicht sich das schwarze Haar aus der Stirn und bleibt tropfend vor mir stehen.
    Mit hämmerndem Herzen fühle ich seine Nähe, stelle mir vor, wie ich die Hand ausstrecke und ihm über die nackte Brust streiche. Gut, dass er nicht Gedanken lesen kann.
    Ich reiße mich zusammen und krächze: »Hallo.«
    Mattis weist mit dem Daumen auf das andere Ende des Weihers. »Ich habe mein Zeug dahinten.«
    Ich schaue verwirrt auf die Stelle, auf die er gedeutet hat. »Da ist doch gar kein Strand.«
    »Nein, aber eine schöne, einsame Wiese unter ein paar

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