Der Geschmack von Sommerregen (German Edition)
meinen Hintern, und während die Grillen zirpen und wir uns über Wasser küssen und uns unter Wasser aneinanderpressen, schießen wilde Fantasien durch meinen Kopf. Fantasien, was am Samstag so alles passieren könnte …
»Ich brauche eine Abkühlung«, keucht Mattis und schiebt mich von sich weg.
»Du bist doch schon im Wasser«, sage ich und ziehe ihn wieder zu mir heran.
»Ja, aber mit dir.« Entschieden befreit er sich von mir. »Lass mich eine Runde kraulen, sonst kann ich für nichts garantieren.« Er schüttelt den Kopf. »Am Ende passiert es noch hier, und das will ich nicht.«
Unwillkürlich schauen wir beide zu Leon und Lena, die sich nicht weit von uns im seichten Uferwasser fläzen.
»Sehr romantisch wäre das wohl nicht«, gestehe ich widerwillig. »Also schwimm. Schnell, bevor ich’s mir noch anders überlege. Oder wollen wir einfach rausgehen?«
Mattis verzieht das Gesicht. »Aus dem Wasser kann ich im Moment auch nicht. Das solltest du eigentlich gespürt haben.«
Ach so. Klar, das habe ich gespürt – aber mir war nicht bewusst, dass es so lange dauert, bis eine ordentliche Erektion sich wieder legt.
Ich grinse. »Ach, ihr armen Jungs. Ihr habt es schon schwer.«
Mattis schnippt mit den Fingern ein paar Wasserspritzer in mein Gesicht. »Mach dich nur lustig! Am besten zusammen mit deiner Freundin. Hey, Leon!«, schreit er in Richtung Strand. »Eine Runde Wettschwimmen. Kommst du von selbst, oder muss ich dich holen?«
Mattis wirft sich in die Entengrütze und krault mit kräftigen Armschlägen davon, und Leon macht sich mit Indianergeheul an seine Verfolgung.
Ich wate ans Ufer, geselle mich zu Lena an den Kiesstrand. Wir legen uns auf unsere Handtücher und schauen den Jungs zu, die im dunklen Weiher kraulen, toben und sich gegenseitig unter Wasser tauchen.
»Die lieben Kleinen. Sie sind noch so verspielt«, sagt Lena und kichert.
»Wie übermütige Welpen.« Ich kichere auch.
»Übermütige, gutaussehende Welpen«, sagt Lena.
»Das kannst du laut sagen!«
»Lieber nicht, sonst werden sie noch eingebildet.«
»Sind sie das nicht schon?«
Wir lachen. Ach, es tut so gut, einfach mal albern sein zu dürfen! Ohne das ständige Gefühl, dass unter der fröhlichen Oberfläche das Verhängnis lauert.
Ich lasse mich auf den Rücken fallen und verschränke die Hände unter dem Hinterkopf. Die ersten Sterne funkeln am Himmel, Weinrot und Zitronengelb überziehen meinen inneren Monitor, cremeweiße Entspannung gesellt sich hinzu. »Lena?«
»Ja?«
»Ich bin froh, dass du meine Freundin bist.«
Ich schaue immer noch in den Sommernachthimmel, als sie sich neben mich legt und ebenfalls zu den Sternen guckt.
»Immer«, sagt sie leise und feierlich, aber das wäre gar nicht nötig gewesen.
Ich weiß es auch so.
Siebenunddreißig
Samstag. Sonne. Sex.
Drei Worte, denke ich und beiße mir auf die Lippen, denen in meinem Fall dringend ein weiteres Wort zugesellt werden müsste: Nervosität.
Ich bin auf dem Weg zu Mattis, radele mit wehendem Rock durch die Frühsommerwärme, blauen Himmel über mir und üppig sprießende Natur überall um mich herum. Es ist ein Tag, wie geschaffen für unser Vorhaben, und nichts steht uns mehr im Wege: keine Eltern, keine störenden kleinen Brüder, keine Missverständnisse, keine Geheimnisse, kein Streit.
Und deshalb wird es heute passieren.
Mein Rad holpert über einen Feldweg, und auch meine Gedanken bewegen sich nicht gerade in ruhigem Fahrwasser. Statt glatt und kühl auf mein erstes Mal mit Mattis zuzuströmen, springen sie durcheinander wie ein Gebirgsbach über scharfkantige Felsbrocken.
Ich meine, natürlich freue ich mich auf das, was kommen wird! Ich habe ja lange genug darauf hingefiebert. Mein Körper ist mehr als bereit für Mattis, und mein Herz ebenso.
Eigentlich.
Wenn sich nur endlich die dumme Angst vertreiben ließe, dass ich im entscheidenden Moment eine totale Niete sein werde. Küssen, streicheln, alles schön und gut. Aber richtigen Sex zu haben – das ist was ganz anderes.
Unbehaglich gehe ich im Kopf durch, was ich alles können muss, damit unser erstes Mal gut wird: Ich werde mich in einem bestimmten Rhythmus bewegen müssen, genau so, dass ich im Einklang mit Mattis bin und kein unkoordiniertes Gehampele dabei herauskommt. Ich muss die Zeichen erkennen, wenn es Mattis langweilig wird und er eine andere Stellung will. Ich muss … hm, muss das Mädchen eigentlich die Augen zumachen, wenn der Junge in sie eindringt? Oder
Weitere Kostenlose Bücher