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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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wenn ich dir meine Gunst schenke, wirst du das Zeichen meines Wohlwollens ehren und dich meinen Wünschen fügen?” Elinor zog ein spitzenbesetztes Taschentuch aus dem Réticul, beugte sich vor und tupfte Chad die feuchte Stirn ab.
    Er schwitzte nicht nur von den Anstrengungen in der Reithalle, sondern auch, weil unerfüllte Lust ihm den Schweiß ausbrechen ließ. Es war ihm unmöglich, Elinor zu widerstehen. Er nahm ihr das Tüchlein aus der Hand, küsste es und sah im gleichen Moment, dass der Baronet sich zu der Nichte umdrehte. Unterwürfig trat er einen Schritt zurück und sagte leise: “Wie du willst, Elinor.” Rasch wandte er sich ab und betrat seine Unterkunft.
    Chesney wartete, bis Elinor bei ihm und ihrem Cousin war, und bemerkte dann erstaunt: “Du strahlst ja so, Nell! Ich begreife nicht, warum du nicht nach London kommst. Gewiss wärest du bald der gesellschaftliche Mittelpunkt.”
    Sie nahm seinen Arm und erwiderte lächelnd: “Aber hier habe doch alles, was ich will, Onkel Chesney! London hätte mir nichts Besseres zu bieten.”
    Sir Chesney Beaumont reiste am folgenden Tage ab. Ulric Tallboys blieb ein Weilchen länger und verließ Campions kurz vor der Ankunft des Konstablers, der Cully Jackon hieß und ein stämmiger, grobknochiger Mann mit roten Haaren war.
    Anfänglich verstärkte sich bei Cully der Verdacht, dass der erst seit Kurzem in Campions weilende Chad Newcome etwas mit dem Mordanschlag auf Ihre Ladyschaft zu tun habe müsse, doch im Verlauf der gemachten Aussagen änderte er seine Ansicht. Nachdem er die Domestiken befragt hatte, war er zum Verhör der übrigen Bediensteten in das Hippodrom gegangen und gewann, als er die Countess und den Reitknecht beobachtete, rasch den Eindruck, dass beide eine Beziehung verband, die nicht der eines Angestellten zu seiner Herrin entsprach. Er enthielt sich indes jeglicher Äußerung, denn die Sache ging ihn nichts an. Von Lady Malplaquet erfuhr er, dass ihr leichtlebiger Vetter und Erbe einige Zeit zu Besuch geweilt hatte, ließ sich genauer über ihn ins Bild setzen und nahm schweigend die Auskünfte zur Kenntnis. Ihm wurde berichtet, dass der Tote tatsächlich, wie in Campions vermutet worden war, Spuren einer Auspeitschung auf dem Rücken hatte.
    Zum Schluss untersuchte er das Gewehr, schaute prüfend den Reitknecht an und sagte bedächtig: “Das muss aus dem Besitz eines Gentleman stammen. Kann es sein, Mr. Newcome, dass Sie ähnliche Waffen in der Armee gesehen haben?”
    Chad ahnte, dass der über seinen Gedächtnisverlust informierte Gendarm ihn in eine Falle locken wollte, und schüttelte verneinend den Kopf.
    Cully glaubte ihm, verabschiedete sich und kehrte ins Dorf zurück.
    Einige Tage später äußerte Elinor, während sie morgens die Post durchging: “Jetzt wissen Sie, Newcome, was ich wert bin, nicht wahr?”
    Verdutzt hielt er inne, die ihm vom Verwalter übergebenen Abrechnungen zu überprüfen. Er hatte nie behauptet, zur der Mathematik besonders befähigt zu sein, doch Mr. Henson war sehr daran gelegen gewesen, dass er ihn bei der Kontrolle der Bücher unterstützte. Nach einem Blick auf die vor dem Kamin eingeschlummerte Mrs. Conybeare schaute er zu der neben seinem Bureau an ihrem Schreibsekretär sitzenden Countess hinüber und erwiderte verständnislos: “Ich befürchte, ich kann Ihnen nicht folgen, Madam.”
    “Nein?” Sie schmunzelte. “Halstead hat doch nicht weniger als zwanzigtausend Pfund gewettet. In seinen Augen mag das ein hoher Betrag sein, doch ich fühle mich durch die meiner Meinung nach viel zu niedrige Summe abgewertet. Ihm ging es nur darum, meinen guten Ruf zu vernichten. Würden Sie ihn zum Duell fordern, weil er mich so beleidigt hat?”
    Auf eine unerklärliche Weise war Chad jedes Mal beunruhigt, wenn die Sprache auf Lord Halsteads schreckliche Wette kam. “Sollte er wagen, hier herzukommen und seine Absichten in die Tat umsetzen zu wollen, würde ich ihn töten, falls Sie es von mir verlangten”, antwortete er ernst.
    “Nein, das ist nicht mein Wunsch”, entgegnete Elinor schmunzelnd. “Meinetwegen kann er bleiben, wo er ist. Mein Onkel hat mir berichtet, Halstead sei zu seinem in Schottland gelegenen Besitz gereist und dass sein Vater vorhabe, ihm nur den Titel zu erben, alles andere jedoch dem jüngsten Sohn Guy.”
    Chad unterdrückte einen Fluch. Seine Hand hatte unversehens zu zittern begonnen, und Tinte war auf das Papier gefallen.
    Da die Tante schlief und laut schnarchte, wurde Elinor

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