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Der gewagte Antrag

Der gewagte Antrag

Titel: Der gewagte Antrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Nell.”
    “Das hoffe ich auch”, erwiderte sie lächelnd. “Und nun möchte ich meiner Tante und allen Bediensteten mitteilen, dass die Herrin von Campions sich einen Gemahl erkoren hat.”
    Nach dem formellen Verlobungssouper zogen Chad und seine Braut sich in ihre Räume zurück. Sie begab sich in ihre kostbar eingerichtete Suite; er ging in das Arbeitszimmer und nahm seine Ausfertigung des Ehevertrages an sich, um in seinem einfachen, unter dem Dach gelegenen Quartier zu überprüfen, auf was er sich durch die Heirat mit Elinor einließ.
    Die Tür zu seinem Zimmer stand auf, und Kerzenschimmer drang in den Korridor. Erstaunt hob er die Brauen, betrat den Raum und sah Mr. Henson am Schrank stehen, in der Hand das französisch geschriebene Buch, in dem Chad vor dem Schlafengehen noch ein Weilchen las.
    John blickte auf, als Mr. Newcome hereinkam, entschuldigte sich nicht für sein Eindringen und bemerkte kühl: “Sie verstehen Französisch, wie ich sehe. Wann haben Sie das festgestellt?”
    “Vor einiger Zeit, aber es erschien mir unwichtig, das zu erwähnen.”
    “Es ist wirklich schwierig, alle Ihre Fähigkeiten auszuloten”, erwiderte John brummig.
    Chad wusste nicht, ob er die Bemerkung als Lob oder als Kritik gemeint war.
    “Das einzige, was Ihnen wirklich von Nutzen sein könnte, Ihr Erinnerungsvermögen, fehlt Ihnen jedoch noch immer”, fuhr John fort und legte das Buch aus der Hand.
    “Ja”, bestätigte Chad. “Ich habe Ihnen nie etwas vorgespielt, obgleich Ihre Miene mich vermuten lässt, dass Sie mir keinen Glauben schenken.”
    “Doch, doch, ich glaube Ihnen”, versicherte John reglosen Gesichtes. “Ich bin jedoch hier, um Sie zu warnen.”
    “Nun, in Anbetracht des Interesses, das Sie für Lady Elinors und Campions Wohl bekunden, hatte ich mich bereits gewundert, dass Sie nach der Ankündigung unserer Verlobung so still geblieben sind. Gerade von Ihnen hätte ich mit dem größten Widerstand gegen diese Ehe gerechnet.”
    “Und was hätte Ihre Ladyschaft sich aus meinen Einwänden gemacht?”, fragte John achselzuckend. “Nichts! Ich hätte nichts gegen sie erreicht, denn sie war fest entschlossen, Sie zu heiraten. Seit Sie ihr Sekretär sind, habe ich Sie genau im Auge behalten, und …”
    “Und was?”, fragte Chad gelassen, weil der Verwalter nicht weitergesprochen hatte.
    “Ach, nichts”, wich John aus. “Nachdem Sie sich erholt hatten, war schnell festzustellen, dass Sie ein gebildeter Mann sind. Ich bin überzeugt, dass Sie bei der Armee waren. Unter Einsatz des eigenen Lebens haben Sie Ihre Ladyschaft davor bewahrt, getötet zu werden. Dafür bin ich Ihnen sehr dankbar. Sie ist eine bemerkenswerte Frau, und uns ist es ein Vergnügen, ihr zu dienen. Doch über Sie ist kaum etwas bekannt. Wer, zum Teufel, mögen Sie sein? Und ich wüsste ebenso gern, ob Sie, entgegen dem von Mylady vertretenen Standpunkt, nicht doch alles daran gesetzt und die Anziehungskraft, die Sie zweifellos auf sie ausüben, genutzt haben, um Herr von Campions zu werden.”
    “Treuhänderischer Verwalter, nicht Herr”, widersprach Chad ruhig.
    “Ach, das sind Spitzfindigkeiten! Sie mögen so ehrlich sein, wie Sie sich den Anschein geben, oder auch nicht. Sollten Sie unlautere Motive haben, rate ich Ihnen, gut auf der Hut zu sein. Ich fühle mich Ihrer Ladyschaft verpflichtet, und nur ihr zuliebe akzeptiere ich Sie als ihren Gemahl. Falls ich merke, dass Sie ein falsches Spiel treiben, dann helfe Ihnen Gott!”
    Mehr und mehr war bei Hensons Worten die Wut in Chad aufgestiegen, und er hatte die größte Mühe, sein Temperament zu beherrschen, das ihm auch in seinem früheren Leben arg zu schaffen gemacht haben musste. Er bezwang sich jedoch und ballte ergrimmt die Hände. Am liebsten hätte er den Verwalter am Kragen gepackt, ihn auf die Knie gezwungen und genötigt, die Andeutung, er sei ein Mitgiftjäger, unverzüglich zurückzunehmen. Doch der Verstand sagte ihm, dass Henson nur zum Besten der Countess of Malplaquet in dieser drohenden Form zu ihm gesprochen hatte.
    “Sie können ganz beruhigt sein, Sir”, entgegnete er kalt. “Ich werde meine Gattin und Campions unter Einsatz meines Lebens vor jedem Schaden bewahren. Ich empfehle Ihnen jedoch, ebenso aufrichtig zu sein wie ich.”
    “Gut gesprochen”, erwiderte John unbeirrt. “Nun wissen wir, wie wir zueinander stehen. Von nun an bin ich in Ihren Diensten, Sir, nicht umgekehrt. Alle Angestellten und Pächter wurden von Ihrer morgen

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