Der gewagte Antrag
haben. Diese Gentlemen”, fügte Chad mit arroganter Geste auf die drei Berater hinzu, “müssen mich akzeptieren und die Tatsache, dass ich, sollte ich einwilligen, Sie zu heiraten, der Herr im Haus bin. Ich habe jedoch nichts dagegen, dass sie uns auch weiterhin mit ihrem Rat zur Seite stehen.”
Der Beschluss der Countess of Malplaquet hatte John sprachlos gemacht, doch nun fand er zu sich selbst zurück und sagte bedächtig: “Sie haben Ihrer Ladyschaft noch immer keine klare Antwort gegeben, Mr. Newcome. Sollten Sie einverstanden sein, kommt es bestimmt zu einem Skandal, über den man sich monatelang den Mund zerreißt. Aber Campions braucht einen Herrn und einen Erben, und da Mylady Sie zum Gatten erkoren hat, was nicht meine Billigung findet, muss ich Ihnen nahelegen, den Heiratsantrag anzunehmen.”
Elinor war überrascht, denn sie hatte geglaubt, dass unter ihren Beratern der Verwalter bestimmt derjenige sein würde, der sich aufs heftigste gegen ihr Vorhaben sträuben würde.
“Sie dürfen mir gern einen Rat erteilen, Sir”, erwiderte Chad steif, “aber ich habe durch nichts angedeutet, dass ich ihn zu beherzigen gedenke.”
“Sie weisen mich also zurück, Sir!”, sagte Elinor erblassend. Obgleich Chads Bemerkung ihr einen Stich ins Herz gegeben hatte und es schmerzte, erkennen zu müssen, dass ihr Plan fehlgeschlagen war, hob sie stolz den Kopf.
“Oh, nein”, widersprach Chad und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. “Als ehrenhafter Mann wäre, was Sie betrifft, für mich nie etwas anderes als eine Ehe in Betracht gekommen. Ich nehme Ihren Heiratsantrag in allen Ehren an. Und jetzt halte ich, ebenfalls in allen Ehren, um Ihre Hand an.” Er schaute sie zärtlich an und fragte bewegt: “Wollen Sie meine Gemahlin werden, Lady Malplaquet? Allerdings kann ich Ihnen nichts geben, nur meine Unterschrift auf den Dokumenten und meine grenzenlose, immerwährende Liebe.”
Missbilligend schüttelte Stuart den Kopf.
Mit eisiger Miene beobachtete John Ihre Ladyschaft.
Verwirrt blickte Robert Challenor zwischen der Countess und dem Sekretär hin und her.
Plötzlich fühlte sie sich sehr befangen. “Ja, von ganzem Herzen will ich deine Gattin werden”, flüsterte sie gerührt.
Chad verneigte sich und hob ihre Hand zum Kuss an die Lippen.
Sie drehte sich zum Schreibtisch um, nahm den Ring des Großvaters aus der kleinen Schatulle und sagte, während sie ihn Chad auf die linke Hand steckte: “Damit besiegele ich unsere Verlobung.”
“Elinor, ich bringe nichts in die Ehe ein”, erwiderte er ergriffen. “Deshalb möchte ich dich bitten, den Beweis deiner Gunst, den ich stets bei mir getragen habe, jetzt von mir als Geschenk anzunehmen.” Er zog das Spitzentaschentuch, das sie ihm bei Sir Chesney Beaumonts Besuch überlassen hatte, aus der Jacke, drückte einen Kuss darauf und überreichte es ihr.
Sie nahm es entgegen, küsste es und befestigte es an ihrem Gürtel. Erfreut sah sie, dass Chads bisher so strenge, starre Miene sich entspannt hatte. Auch sie fühlte sich gelöster und legte die kühle Haltung gefestigten Selbstbewusstseins ab. Sekundenlang schaute sie Chad beglückt in die Augen, vergaß die Umstehenden und drückte mit ihrem Blick all das aus, was sie für ihn empfand.
Auch Mr. Newcome war voller Leidenschaft, und es gab keinen Zweifel, dass die Countess of Malplaquet und ihr Sekretär aus Liebe heiraten würden.
“Und nun, Mr. Aisgill”, wandte sie sich an den Stallmeister, “rufen Sie bitte den schon seit einer Weile im Vorzimmer ausharrenden Mr. Bancroft herein, damit der Ehevertrag unterzeichnet werden kann. Dann sorgen Sie dafür, dass jemand zum Vikar nach Keighley reitet und ihm ausrichtet, die Trauung solle morgen hier in der Kapelle vollzogen werden.”
“So schnell?”, warf John bestürzt ein.
“Ich dulde keinen Aufschub”, antwortete Elinor fest, “und bin mir gewiss, dass auch mein Bräutigam bis zu unserer Hochzeit nicht viel Zeit verstreichen lassen will. Wir möchten nur die uns vertrauten Menschen um uns haben, aber keine Außenseiter.”
“Ihr Onkel, Madam …”, wagte John einzuwenden, ließ den Satz jedoch unvollendet, da sie ungehalten die Brauen gehoben hatte. “Nein, Sie haben recht”, murmelte er resignierend. “Verzeihen Sie mir die Bemerkung, Madam, Sir, aber die Überraschung ist schon so groß genug, als dass wir auch noch Sir Chesney hier haben müssten, der seinem Unmut gewiss unverhohlen Luft machen würde.”
Stuart hatte den
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