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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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schaffen.
    Also fuhr er zur Treppe, starrte eine Weile mit blutunterlaufenen Augen auf die Stufen, die er nicht ersteigen konnte, und rief dann: »Paul!« Doch das kam heiser und zu leise heraus, es klang eingerostet. Er redete nicht genug, er hatte niemanden, mit dem er reden konnte, es gab nichts zu sagen. Er atmete tief ein – die Luft brannte in seiner Kehle – und versuchte es noch einmal. »Paul!«
    Diesmal hörte Paul ihn, und Matt verfolgte das Geräusch der Schritte und sah dann Paul, der sich über das Geländer beugte. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Was ist? Hast du was gehört?«
    »Nein, ich hab nichts gehört . Ich hab nichts gesehen , und ich weiß auch nichts.« Matt packte die Armlehnen des Rollstuhls. Er durfte nicht so feindselig klingen, er brauchte Paul. »Komm runter«, sagte er, hielt inne, schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Bitte komm runter, Paul. Wir müssen das bereden, wir müssen einen Plan machen.«
    Paul zögerte. »Soll ich deinen Beutel wechseln?«
    Verdammt! Das war das Ekelhafteste, das Schlimmste, das Erniedrigendste an seiner hilflosen Lage. »Nein!« Er ballte die Fäuste, schlug auf seine gefühllosen Beine und kniff die Augen zu. »Ich will nur reden«, sagte er so ruhig wie möglich und mit geschlossenen Augen. »Ich will nur mit dir reden. Wir müssen das besprechen. Wir müssen überlegen, was wir tun sollen.«
    »Okay, Matt, gute Idee.«
    Paul kam die Treppe hinunter, und als Matt die Augen wieder öffnete, sah er, dass Pauls Miene trotz all der Sorgeund Angst glücklich wirkte. Er hatte Pauls Liebe schon immer ausgenutzt und seinen Vorteil daraus geschlagen, aber er hatte sie immer auch gehasst und sich vor ihr geekelt, wie er sich jetzt vor seinem eigenen Körper ekelte. Doch er brauchte Paul. Er brauchte ihn ständig, für jede Handreichung, und er hatte ihn noch nie so sehr gebraucht wie jetzt.
    Er wandte sich von diesem Gesicht ab, von dem er alles ablesen konnte, er wollte es nicht sehen müssen und fuhr ins Esszimmer und dann weiter ins vordere Zimmer. Er konnte aus dem Fenster sehen, das wäre besser. Weniger Fußgänger jetzt, weniger Verkehr.
    Paul folgte ihm, aber nur ein Stück weit. Er blieb am Esstisch stehen und sah ihn an. Matt spürte, dass er dort hinten stand, blickte blinzelnd aus dem Fenster und drehte sich dann um. Ganz ruhig sagte er: »Ich schätze, er kommt spät, um drei oder vier. Wahrscheinlich heute nacht.«
    Paul legte die Hände auf die Lehne eines Stuhls und drückte und knetete das Holz, als wäre es Teig. »Und du glaubst, wir können ihn nicht daran hindern?«
    »Er wird reinkommen«, sagte Matt. »Wir müssen abwechselnd Wache halten. Und wir müssen zusammenbleiben.«
    »Du hast wahrscheinlich recht.« Paul sah sich um. »Ich könnte eine Matratze herunterholen – nur für … für ein paar Tage. Ich könnte sie hier auf den Boden legen.«
    »Wenn ich Wache halte und du schläfst«, sagte Matt noch immer ganz ruhig, ganz vernünftig, »musst du mir die Pistole geben.«
    Paul sah ihn blinzelnd an, doch anstatt ihm zu widersprechen, sagte er: »Matt, ich habe keine Pistole.«
    »Komm mir nicht so, Paul!« Matt schlug auf die Armlehne. »Du kannst mir doch vertrauen , du brauchst nicht andauernd Angst vor mir zu haben!«
    Paul schüttelte den Kopf. »Doch, ich muss Angst vor dir haben«, sagte er. »Du bist zu wütend. Ich weiß nie, was du als nächstes tun wirst.«
    »Tun!« Matt breitete die Arme aus. »Was kann ich denn schon tun ?«
    »Du kannst deine Wut an mir auslassen«, sagte Paul. Von unten ertönte ein Krachen.
    Sie starrten einander an. Es war ein donnerndes Geräusch gewesen, das im Treppenhaus widerhallte. Etwas Hartes war gegen die Tür des Vorraums geprallt.
    »Das ist er!« flüsterte Paul, drehte sich um und sah zur Treppe. Wieder prallte das Harte gegen die Tür.
    Matt wusste, was es war: ein Rammbock, wie die Polizei ihn benutzte, um eine Tür aufzubrechen, ein etwa ein Meter langer, an der Seite mit zwei Griffen versehener und an beiden Enden geschlossener Stahlzylinder, in dem sich ein konisches Gewicht befand. Bewegte man den Rammbock zurück, dann glitt das Gewicht zum hinteren Ende des Zylinders, schwang man ihn dann vorwärts, dann schoss das Gewicht nach vorn und hämmerte die Spitze mit doppelter Wucht gegen die Tür.
    Die war vernagelt, aber nur unten. Der Rammbock traf sie auf Hüfthöhe. Die Haustür dämpfte zur Straße hin den größten Teil des Lärms, und Parker würde das Gerät nur

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