Der Gewinner Geht Leer Aus
fünftausend Dollar, aber Carew war reich und würde die Summe erhöhen, wenn es sein musste. Wahrscheinlich würde es nicht sein müssen.
An wen würde Lloyd sich um Hilfe wenden? An einen der Leute, die er im Knast kennengelernt hatte? Von denen würde ihn für fünftausend Dollar fast jeder verraten, ohne auch nur nachzudenken.
Was bedeutete das für die Sache, die sie vorhatten? Konnten sie ins Haus, ohne dass Lloyd die computergesteuerte Alarmanlage lahmlegte? Wenn sie sich auf direktem Weg und mit viel Lärm Zugang verschafften, hätten sie nur einen einzigen Fluchtweg, nämlich über die private Zufahrt zur Staatsstraße. Elkins’ und Wiss’ Fluchtroute über den Berg nach Kanada kam nicht in Frage – die würde die Polizei inzwischen kennen.
Als Parker in Great Falls landete, war er überzeugt, dass die Sache gestorben war und dass Wiss und Elkins am besten daran taten, ihre früheren Partner zu beseitigen, damit die sie nicht verpfiffen. Wiss wartete in der Ankunftshalle auf ihn, drehte sich um, sobald er Parker sah, und ging zum Kurzzeitparkplatz. Er wirkte allerdings nicht wie ein Mann, der plötzlich einen ganzen Haufen neuer Sorgen hatte. Parker folgte ihm und fragte sich, ob Wiss die Neuigkeiten über Lloyd vielleicht noch gar nicht kannte.
Doch er kannte sie. Als Parker sich in den Wagen, einen gemieteten Taurus, setzte, sagte er: »Schon von Lloyd gehört?«
Wiss grinste. »Und ob. Von ihm persönlich.«
»Er ist hier?«
»Er war schon da, als du angerufen hast. Ich wollte nur am Telefon nichts sagen.«
»Und was sagt er?«
»Er will nicht mehr an der Leine liegen.« Wiss fuhr auf der 87 in Richtung Havre und schien ganz ruhig, aber Parker war bereits aufgefallen, dass er sich als Lloyds Mentor zu fühlen schien. Vielleicht war das nicht so gut.
Die Jagdsaison würde bald eröffnet werden, und es waren viele Geländewagen voller Männer in Orange und Rot unterwegs. Wiss sah aus wie einer von ihnen, nur dass er noch seinen dunkelblauen Anzug trug. »Er hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt, den Kerl, der ihn betrogen hat, fertigzumachen und dann die Vergangenheit zu vergessen und herzukommen«, sagte Wiss. »Er will das Geld, das bei dieser Sache herausspringt, dazu benutzen, sich eine neue Identität zu verschaffen.«
»Das schafft nicht jeder«, sagte Parker.
»Ich weiß, ich weiß.« Wiss grinste und wich einer alten Frau aus, die ihre Einkäufe erledigte, bevor die Jagdsaison begann. »Ich zum Beispiel könnte das nicht. Aber Larry schon, glaube ich. Nur dass wir jetzt ein paar Komplikationen haben.«
»Eure alten Partner«, sagte Parker.
Wiss lachte, schüttelte aber den Kopf. »Ich weiß, was du meinst – ich rechne auch immer damit, dass sie auftauchen, aber sie stecken noch nicht so in der Klemme wie Larry. Wenn sie die Chance haben, in der bürgerlichen Welt zu bleiben, dann nehmen sie sie wahr. Nicht dass sie nicht doch auftauchen könnten, wenn wir sie am wenigsten gebrauchen können.«
Parker bedachte die Expartner mit einem Schulterzucken und sagte: »Was sind dann die Komplikationen?«
»Gestern war das Haus auf einmal voller Bullen«, sagte Wiss. »Erst das ATF, dann Staatspolizei und schließlich auch noch die örtliche.«
»Was wollten die da?«
Wiss schüttelte den Kopf, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. Er war wie einer, der eine schlechte Entwicklung vorhergesagt hatte, ohne zu wollen, dass sie eintrat, doch nun war sie eingetreten, und er hatte zwar gewonnen, weil er recht gehabt hatte, gleichzeitig aber auch verloren, weil er selbst davon betroffen war. Er sagte: »Das ist noch eine Folge von dem Systemtest. Du weißt schon: Wir haben dir von dem ersten Bruch erzählt und gesagt, es war ein Systemtest.«
»Ja.«
»Wir sind da reingegangen«, erklärte Wiss es abermals, »haben aber nicht gekriegt, was wir wollten, und so haben sie die Alarmanlage verbessert.«
»Du hast was von Bullen gesagt.«
»Das ist eben die andere Folge: Der Bruch hat Aufmerksamkeit erregt. Irgendeiner bei den Bullen ist auf den Gedanken gekommen, dass Marino vielleicht mehr hat, als er verrät. Ich erzähle es dir von Anfang an.«
»Ich höre.«
»Diese drei Bilder, die wir in den versteckten Räumen erkannt haben«, sagte Wiss, »hatten wir schon mal auf Bestellung geklaut.«
»Ich weiß.«
»Der Auftraggeber war ein Kunsthändler in Dallas namens Horace Griffith. Wir hatten schon vorher mit ihm Geschäfte gemacht – er war okay. Diesmal wollte er drei
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