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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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einsetzen, wenn draußen niemand vorüberging. Die Tür würde nicht lange standhalten.
    Ein drittesmal ertönte das donnernde Geräusch, und Matt rollte rasch zu Paul, packte mit der linken Hand seinen Arm und hielt ihn fest, bevor er ausweichen konnte. »Gib mir die Pistole!«
    »Nein! Ich habe keine –«
    » Gib sie mir!« Matt schüttelte ihn wie einen Wischlappen,so dass Pauls Kopf hin und her wackelte und das, was er sagte, nicht zu verstehen war. »Gib mir die Pistole!«
    Das Krachen von unten klang jetzt anders und war unterlegt mit dem Splittern des Türrahmens. Matts rechte Hand fuhr zur linken Hüfte, packte das Messer und hielt es hoch. »Gib mir die Pistole, du verdammte Schwuchtel! Ich werde mit dem Scheißkerl fertig!«
    »Du tust mir weh!«
    Ein letztes Krachen und ein Luftzug. Er kommt rauf! Matt heulte unartikuliert auf und schwang das Messer, immer wieder, bis Paul schlaff im Griff seiner Linken hing.
    Verdammt, warum hast du mir auch nicht die Pistole gegeben? Scheiße, er kommt rauf, er kommt rauf, wo ist das Ding?
    Matt zerrte Pauls Leiche auf seinen Schoß und klopfte mit einer Hand – die andere hielt noch immer das Messer – verzweifelt die Taschen ab, er suchte, suchte …
    Keine Pistole. Keinerlei Waffe. Wie konnte es sein, dass Paul keine Pistole hatte?
    Matt sah auf, und in der Tür stand Parker. Er hatte eine Pistole, eine kleine Pistole mit kurzem Lauf, und er hielt sie in der rechten Hand. Matt hob das blutverschmierte Messer, doch das war eine leere Drohung. Er wusste, dass er nichts ausrichten konnte. Er starrte Parker an, und der trat einen Schritt vor und blickte sich um. Matt ließ Pauls Arm los. Die Leiche glitt zu Boden. Parker musterte Paul und das Messer, er ließ den Blick durch den Raum wandern und richtete ihn schließlich auf Matt. Er schüttelte den Kopf. »Du bist die Mühe nicht wert«, sagte er, drehte sich um und verschwand.

NEUN
    Ralph Wiss hatte zwei Söhne, doch keiner war in seine Fußstapfen getreten, zum einen, weil sie keine Ahnung hatten, wohin seine Fußstapfen führten und wie er eigentlich all die Jahre hindurch sein Geld verdient hatte, zum anderen, weil es ihm lieber war, dass sie nicht den Weg einschlugen, den er gewählt hatte. Bei ihm hatte es gut funktioniert, aber das galt nicht für jeden; viele hatte dieser Weg in Gefahren und Katastrophen geführt, ins Gefängnis oder in den Tod.
    Es war ihm also ganz recht, dass sich die Jungen irgendeinem anderen Beruf zuwandten, sofern sie einen fanden, der ihnen gefiel und für den sie sich eigneten, und bis jetzt sah alles danach aus. Bobby war in der Marine und erwog, dort Karriere zu machen, und Jason war stellvertretender Filialleiter eines Supermarkts und wollte ebenfalls in dieser Firma bleiben. Soweit war also alles in Ordnung.
    Dennoch fühlte Wiss sich deswegen hin und wieder ein bisschen einsam: Er konnte seine Kenntnisse und Erfahrungen nicht weitergeben. Und da kam, auf eine kuriose Weise, Larry Lloyd ins Bild. Er erinnerte Wiss ein wenig an sich selbst als junger Mann: der gleiche Eifer, geheimes Wissen zu erwerben, die gleiche Fähigkeit, sich auf kleinste Einzelheiten zu konzentrieren. Larry war etwas zu alt, um sein Sohn sein zu können – es sei denn, Wiss hätte seine Familie schon viel früher gegründet –, aber trotzdem entwickelte sich eine Art Vater-Sohn-Beziehung. Darüber wurde nichtgroß gesprochen, aber Larry war in mancherlei Hinsicht der Sohn, den Wiss nie gehabt hatte, der Sohn, der das Familiengeschäft weiterführen würde.
    Und jetzt war Larry verändert – vielleicht zum Guten, dachte Wiss. Mit einemmal stand er in Chinook vor der Tür, ganz unerwartet, ganz nonchalant. »Jetzt muss ich nicht mehr nur aus der Ferne dabeisein«, sagte er grinsend.
    Wiss und Elkins hatten benachbarte Zimmer in einem Motel in Chinook, dreißig Kilometer von Havre entfernt. Als sie vom Mittagessen zurückkamen, erwartete Larry sie. »Wir sind Nachbarn«, sagte er.
    Sie traten aus dem kalten Wind in das mittlere Zimmer, das Wiss gehörte, und Wiss sagte: »Was ist mit deiner Bewährung?«
    »Ich hab beschlossen, lieber abzutauchen«, sagte Larry. »Ich bin’s leid, ihr Spiel zu spielen.« Er war sehr entspannt, sehr zufrieden mit sich selbst. Wiss wusste, dass es ein blöder Vergleich war, aber Larry kam ihm vor wie einer, der gerade eine riesige Hypothek zurückgezahlt hatte.
    Auch Elkins spürte das, doch ihn machte es eher besorgt. »Wirst du gesucht?«
    »Na klar«, sagte Larry. »Ich

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