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Der Gewinner Geht Leer Aus

Der Gewinner Geht Leer Aus

Titel: Der Gewinner Geht Leer Aus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Stark
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hab doch gesagt, ich bin abgetaucht.«
    »Ich meine, dringend gesucht.«
    Jetzt wirkte Larry etwas schuldbewusst, wenn auch immer noch zufrieden – wie ein Junge, der ein schlimmes Geheimnis hat. »Frank«, sagte er, »solche Fragen stellen wir nicht.«
    »Doch«, sagte Elkins. »Wenn etwas nämlich kommen und uns in den Arsch beißen könnte. Sieht der Motelmanger vielleicht gerade dein Gesicht in den Fernsehnachrichten?«
    »Wahrscheinlich nicht«, sagte Larry. »Nicht in dieser Gegend hier.«
    Inzwischen teilte Wiss Elkins’ Sorge. »Wo denn dann?«
    »In der Gegend von Boston vermutlich«, sagte Larry mit einem Schulterzucken und gänzlich unbesorgt.
    »Erzähl’s uns, Larry«, sagte Wiss. »Was hast du gemacht?«
    Larry zog den Kopf ein und breitete die Hände aus. »Okay, okay«, sagte er, »früher oder später hört ihr’s ja doch irgendwo, also was soll’s? Ich hab euch doch von meinem Expartner erzählt, den ich umbringen wollte.«
    »Du hast es noch mal versucht«, sagte Wiss.
    »Und diesmal habe ich es richtig gemacht«, versicherte Larry ihnen. »Diesmal wird Brad nicht resozialisiert.«
    »Solange du hier bist, bleibst du auf Tauchstation«, sagte Elkins. »Wir bringen dir das Essen aufs Zimmer. Und wenn das Ding gelaufen ist, arrangieren wir was bei einem plastischen Chirurgen.«
    »Das wäre gut«, sagte Larry. »Über das Internet kann ich alle Informationen über mich verändern, nur nicht mein Gesicht. Aber jetzt werde ich mal mein Zeug aufbauen und mir anhören, was diese Leute sich so zu erzählen haben. Wir wollen es doch bald durchziehen, oder?«
    »Sobald Parker hier ist«, sagte Elkins.
    »Ich kann’s kaum erwarten.«
    Larry ging in sein Zimmer, und Elkins sah Wiss mit besorgt gerunzelter Stirn an und sagte: »Wie verrückt ist er?«
    »Weiß ich nicht«, sagte Wiss. Er wollte nicht zugeben, dass er auf Larrys Seite stand. »Vielleicht ein bisschen weniger verrückt als vorher. Vielleicht kann er sich jetzt besser konzentrieren.«
    »Wenn er sich nur darauf konzentriert, sich nicht blicken zu lassen.«
    Larry ließ sich für etwa eine Stunde nicht blicken, dann klopfte er an die Verbindungstür zwischen seinem und Wiss’Zimmer. Wiss und Elkins spielten Gin Rummy. Elkins musterte seine Karten, während Wiss die Tür aufschloss.
    Larry grinste nicht mehr. »Es gibt Ärger«, sagte er.
    »Hat dich jemand gesehen?« fragte Wiss.
    »Es ist nicht wegen mir«, sagte Larry und trat ins Zimmer. »Aus der Jagdhütte werden viele E-Mails verschickt, es wird viel telefoniert, und dann gibt es auch noch Funksprechverkehr.«
    Elkins ließ die Karten sinken. »Funksprechverkehr?«
    »Da oben sind Bullen von irgendeiner Bundespolizei«, sagte Larry. »Ich glaube, eine ganze Menge.«
    Elkins warf die Karten auf den Tisch und stand auf. »Was haben die da zu suchen?«
    »Unsere Bilder«, sagte Larry.

TEIL VIER

EINS
    Parker stieg am Flughafen O’Hare um, rief Wiss an, um zu vereinbaren, dass dieser ihn später in Great Falls abholte, und ging dann zum anderen Terminal. Abrupt blieb er stehen und sah in eine offene Snackbar: Im Fernseher hinter der Theke war Larry Lloyds Gesicht.
    Parker trat näher, konnte aber nicht hören, was zu dem Foto gesagt wurde. Es war ein Polizeifoto, ein paar Jahre alt, frontal aufgenommen, und Lloyd sah darauf nicht anders aus als die meisten: angespannt und resigniert. Dann wurde es durch das Bild eines brennenden Apartmenthauses ersetzt.
    Ein Stück weiter war ein Zeitungsstand. In der New York Times und in USA Today fand er nichts über Lloyd, doch im Boston Globe war ein ausführlicher Bericht. Parker kaufte die Zeitung und las während des nächsten Flugs, wie Lloyd in die Schlagzeilen gekommen war.
    Wieder einmal waren seine Gefühle mit ihm durchgegangen. Der Typ, der ihn betrogen hatte, war vorzeitig entlassen worden, und prompt war Lloyd ausgerastet. Diesmal allerdings ganz und gar – diesmal hatte es nichts mehr von einem Spielchen mit dem Computer, bei dem man tat, als wäre man hier, während man in Wirklichkeit dort war. Diese Spur ließ sich nicht verwischen.
    Was würde Lloyd jetzt tun? Parker glaubte nicht, dass er der Typ war, der Selbstmord beging – dazu war er zu selbstgerecht.Er konnte das Land nicht verlassen und hatte keine Erfahrung mit einem Leben im Untergrund. Es war bereits eine Belohnung ausgesetzt, und zwar von jemandem namens George Carew, dem Schwager, in dessen Obhut Lloyds Feind und Opfer entlassen worden war. Sie betrug bloß

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