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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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sie mit gleicher Geschwindigkeit aufstiegen. »Normalerweise flitzte er einfach hinauf«, sagte Todd.
    »Verdammt«, sagte Todd zu Fischer. »Was treibst du hier unten? Deine Leute steigen zum Lager III auf. Du etwa nicht?« Fischer konnte nicht antworten, da er husten mußte, »heftig husten«.
    »Er sagte, er hätte Dale hinunterbringen müssen. Ich wandte ein: ›Aber Dale war doch schon länger krank. Warum hast du ihn nicht mit jemand anderem hinuntergeschickt? ‹ Und er sagte: ›Der Mann war in Tränen, ich wollte nicht, daß Anatoli oder Neal oder einer der Sherpas das übernimmt. Er ist mein Freund.‹«
    Todd erinnerte sich: »Er (Fischer) hatte sich total verausgabt. Ich merkte ihm an, daß er nicht auf der Höhe war.« Das allein war schon beunruhigend genug, aber noch erschreckender war Fischers abschließende Bemerkung: »Die Leute machen mir Sorgen. Die ganze Situation macht mir Sorgen.«
    Am Abend war Scott wieder bei uns und erzählte im Essenszelt erleichtert, daß Dale wohlbehalten unten angekommen sei. Die ganze Tour sei nun für Dale gelaufen. Dieses Problem war ja nun gelöst, geblieben jedoch war Scotts Sorge um unseren Sauerstoffvorrat und um einige Kunden. Wir besprachen diese Punkte. Ich fragte, ob es möglich sei, daß ich eventuell mit Sauerstoff gehe, falls ich mich dazu entschließen sollte. Er entgegnete, daß ich einen guten Eindruck mache und vermutlich nichts brauchen würde. Ich selbst wollte mich erst am Gipfeltag festlegen und es von meiner Verfassung abhängig machen. Deshalb erklärte ich, daß ich es noch nicht hundertprozentig wüßte und dieselbe Sauerstoffmenge zur Verfügung haben wollte wie die anderen.
    Über Sandy äußerte sich Scott optimistischer als zu Anfang der Expedition und räumte ihr durchaus Gipfelchancen ein. Ich sah es ähnlich, gab aber zu bedenken, daß sie das letzte Wochenende in Pheriche verbracht hatte, anstatt sich auszuruhen. Was Charlotte und Tim anging, so waren wir gleichermaßen besorgt, aber Scott glaubte daran, daß Charlottes Erfolge auf zwei Achttausendern und Tims sportliche Leistungen den positiven Ausschlag geben würden.
    Wie ich war auch Scott unschlüssig, ob er ohne Sauerstoff klettern sollte. Er sagte, er wäre bereits »ohne« auf dem Everest gewesen und wolle abwarten, wie er sich am Gipfeltag fühle. Was Neal betraf, war sich Scott nicht sicher. Er war der Meinung, Neal sollte Sauerstoff nehmen, aber das war ganz allein dessen Entscheidung.
     
    Nach einer kurzen Verzögerung wegen starker Windböen brach die Expedition am nächsten Morgen zum Lager III auf. Das Wetter war klar, man konnte die Strecke vom Lager II zum Lager III durchgehend einsehen. Boukreev und Fischer entschlossen sich, sich hinter der Gruppe zu halten, während Beidleman vorausging. Als sich Boukreev und Fischer in die Fixseile eingehängt hatten, knüpften sie an ihr Gespräch vom Vorabend an, erörterten die Verfassung der Teilnehmer und kamen wieder auf das Thema Sauerstoff zu sprechen. Fischer bedankte sich jetzt bei ihm, Boukreev, weil er Lene zum Sauerstoffgebrauch bekehrt hatte. Wo Fischer in eine Sackgasse geraten war, hatte Boukreev einen Erfolg verbuchen können.
    Trotzdem blieb Lene eine unbekannte Größe. Sie war sportlich und hatte eine gute Kondition, aber die Höhe war unberechenbar, und Lene konnte jederzeit schlappmachen. Dasselbe traf auf Klev Schoening zu, der in seinem Eifer aggressiv, vielleicht sogar ein wenig zu aggressiv gewesen war. Boukreev hatte den Leuten eingeschärft: »Ihr müßt euch zügeln. Es kommt nicht darauf an, wer als erster oben ist, sondern wer überhaupt hinaufkommt.« Aber ein Abfahrtsläufer, der ganz vorne liegen möchte, akzeptiert sowas nur schwer, dachte Boukreev. Er war sich nicht sicher, ob Klev ihn verstanden hätte, wenn er gesagt hätte: »Gib acht!«
    Martin Adams erinnerte sich, daß Boukreev ihm bei ihrer gemeinsamen Besteigung des Makalu dasselbe gesagt hatte. »Toli sagte immer: ›Martin, gib acht‹, weil ich mit ihm Schritt halten wollte. Was er damit meinte, verstand ich erst später. Damals dachte ich, er wolle mir sagen, ich solle in keine Gletscherspalte fallen und auch sonst keinen Mist bauen. Dabei wollte er sagen: ›Gib acht auf deine Energie.‹«
     
    Trotz unseres späten Aufbruchs passierten Scott und ich fast alle von Rob Halls Kunden, und Scott bemerkte, daß deren Kondition nicht annähernd so gut sei, wie die unserer Gruppe. Unser Team war insgesamt jünger und in jeder Hinsicht

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