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Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest

Titel: Der Gipfel - Tragoedie am Mount Everest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anatoli Boukreev , G. Weston Dewalt
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auch thematisch ein wenig daneben.
    »Wir verspeisten ein großartiges Yak-Steak und Fritten in meinem Lieblingsrestaurant. Ich hatte nur diesen einen Tag, um meine Freundinnen zu besuchen, denn am Sonntag ging es zurück nach Lobuche, wo wir zu Mittag aßen. Abends wanderte ich dann zurück ins Basislager.«
    In Anbetracht dessen, was vor ihr lag, war dieser Bericht so unpassend wie eine Reportage vom Schauplatz eines Flugzeugabsturzes, die sich auf eine Beschreibung der Kleidung der Opfer beschränkt. In knappen zwei Stunden würde sie zur Besteigung des Mount Everest aufbrechen. Lene Gammelgaard sollte später sagen: »Ihre Vergangenheit als Bergsteigerin und die Art, wie sie sich im Gebirge aufführte, konnte ich unmöglich in Einklang bringen.«
    Während Sandy ihre Abenteuer diktierte, gingen die anderen aus der Gruppe ins Gemeinschaftszelt, um ein letztes Mal groß zu essen. Die Gespräche drehten sich um Praktisches: Ausrüstung, was man mitnehmen und was zurücklassen sollte. Aber es ging nicht allein darum – einiges war todernst.
    Martin Adams erinnerte sich, daß er ins Zelt kam und Scott Fischer und Dr. Ingrid Hunt bei einem Gespräch antraf, das er als »gespannt und nervös« beschrieb. Was immer die beiden zu besprechen hatten, sie behielten es für sich. Adam vermutete, es sei um das gegangen, was Dr. Hunt am Tag zuvor auch mit ihm erörtert hatte. Sie hatte sich über den Gesundheitszustand und die Gipfeltauglichkeit einiger Teilnehmer sehr besorgt geäußert. Adams, der wie sie dachte, hatte ihr geraten, sich von Fischer von jeglicher Verantwortung entbinden zu lassen. Dr. Hunt sollte ihre Verantwortung nie loswerden.
    In den frühen Morgenstunden des 6. Mail brachen alle Kunden und Beidleman vom Basislager auf und machten sich auf den Weg zum Lager II. Während Boukreev im Essenszelt beim Frühstück saß, gingen die Kletterer daran, die gefährlichen Zacken des Eisbruchs zum hoffentlich vorletzten Mal hinter sich zu bringen. Wenn das Glück ihnen gewogen war, würde der Abstieg in Festtagsstimmung erfolgen. Der Gipfel würde hinter ihnen und der Heimweg vor ihnen liegen.
     
    Ich traf Scott nach dem Frühstück, weil er noch geblieben war, um alle anderen vorausgehen zu lassen, und fragte ihn, ob ich die Gruppe begleiten sollte. Lieber wäre es mir gewesen, ich hätte Kräfte sparen und mit meinem persönlichen Tempo zum Lager II aufsteigen können. Als Scott wissen wollte, wann ich losginge, sagte ich, daß ich duschen und noch ein wenig ruhen wolle, um dann später am Vormittag zu starten. Wir beließen es dabei, und wenig später verließ Scott das Lager.
    Nun lag der Mountain-Madness-Bereich im Basislager praktisch verlassen da. Ohne vom normalen Tagesablauf abgelenkt zu werden, hatte Boukreev Zeit, um nochmal darüber nachzudenken, welchen Eindruck die Teilnehmer vor dem Aufbruch gemacht hatten. Beidleman hustete nicht mehr und sah gesund und fit aus, aber Fox und Madsen gaben weiterhin Anlaß zur Sorge.
     
    Mir war nun klar, daß Scott beabsichtigte, Charlotte Fox und Tim Madsen auf den Gipfel mitzunehmen, obwohl sie ihren Akklimatisationsplan nicht eingehalten und noch keine Nacht in Lager III verbracht hatten. Ich konnte nur hoffen, daß Scott sich diese beiden und auch alle anderen in Lager II genauer ansehen würde. Auf der Höhe von Lager II meldet sich bei den Teilnehmern vor dem Gipfelvorstoß meist irgendein Leiden – Husten, Kopfschmerzen, Verdauungsprobleme -, das von ihnen nicht immer objektiv bewertet wird, weil nun sehr viel auf dem Spiel steht. Halten sie mit diesem Problem hinterm Berg, können sie sich und die anderen gefährden.
     
    Boukreev wußte nicht, daß Tim Madsen und Charlotte Fox sich selbst Sorgen machten wegen ihrer mangelnden Akklimatisation. Ein paar Tage vor dem Gipfelsturm hatten sie jemandem aus der Gruppe ihre Bedenken gegen den 10. Mai als Aufstiegstag anvertraut: »Wir saßen da und sprachen über den Zeitplan. Ich meinte: ›Ihr müßt Scott sagen, daß ihr noch nicht gehen wollt, daß ihr warten und es erst versuchen wollt, nachdem ihr euch akklimatisiert habt.‹ Das taten sie dann auch. Und Scott sagte: ›Tja, wir sind aber nicht auf zwei Versuche eingestellt. Es gibt nur einen einzigen.‹ Das kam für alle als große Überraschung. Da hatten wir das viele Geld bezahlt, und jetzt sollten wir nur eine einzige Chance haben! Ich dachte mir, das hat im Prospekt aber ganz anders ausgesehen 24 .«
    Kurz nach elf aß Boukreev noch eine Kleinigkeit. Er

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