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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und allen heiligen Kalifen, leg Deine Waffen nieder, sonst bist Du ein Kind des Todes!«
    »Und ich schwöre Dir bei Isa Ben Marryam, den wir Jesus, den Sohn Mariens nennen, daß ich Dir die Hand zerschmettere, wenn Du die Klinge nicht sofort zu Boden wirfst!«
    »So stirb, Kelb, Du Hund!«
    Er stürzte sich auf mich; ich drückte los – seine Hand sank nieder und die erhobene Waffe fiel klirrend zur Erde. Sofort aber raffte er sie mit der Linken wieder auf und sprang mit einem lauten Wuthschrei bis hart an mich heran. Ich drückte zum zweiten Male ab; auch seine Linke war getroffen, er stürzte jetzt selbst nieder.
    »Amahl, amahl, Ali, herbei, herbei, Ali!« rief ich. Der treue Diener kam herein und warf sich auf den Verwundeten, der sich unter seiner Umschlingung wie ein angeschossener Panther bäumte. Es half ihm Nichts. Auch die befreiten Kameeltreiber eilten herzu. Er wurde überwältigt und gebunden. –
     
    Wieder ritten wir in Murzuk ein. Wir hatten nur Kofla-Aga, den Anführer der Räuber mitgenommen, während sich seine Männer unter der Bewachung der zurückgelassenen Treiber noch auf el Kasr befanden. Sie sollten von den Soldaten des Bey abgeholt werden.
    Der »Würger der Karawanen« ritt, fest auf sein Kameel geschnürt, zwischen Ali und dem alten, wackern Schech el Djemahli; ich folgte mit Rahel, welche mit entzückter Miene von dem über dem Rücken des Kameels hangenden Tachterwan (Frauenkorb) aus, die duftenden Gärten der Stadt begrüßte. Unsre jetzige Beute war kostbarer als die Haut von Abu el salßali, dem Vater des Erdbebens, welche bei unserm vorigen Einzuge den Rücken von Ali’s Pferd geziert hatte. Dieser war auch nicht wenig stolz auf unsern Fang und kam, als wir die ersten Häuser erreichten, an meine Seite.
    »Sihdi, siehst Du dort den Fundukih (Gastwirth) an der Thür, wie neugierig er aufsieht, wer wohl unser Gefangener sein mag? Du bist ein großer Effendi und Taleb; aber Dein Diener Ali Hakemi Ebn Abbas Ebn er-Rumi Ben Hafs Omar en Nasafi hat den Kofla-Aga festgehalten und gebunden wie man el Thibb, den feigen Schakal oder el Tabäa, die stinkende Hyäne bindet. Er ist ein tapferer Held und wird sich vom Bey den Preis bezahlen lassen – tefattelan, wenn Dir’s gefällig ist!« –

Die Rache des Ehri
Ein Abenteuer aus dem südöstlichen Polynesien von Emma Pollmer
    Ungefähr auf dem 16. Grad südlicher Breite und dem 226. Grad östlicher Länge von Ferro oder dem 216. von Paris liegt eine Inselgruppe, welche im Jahre 1606 von Quiros entdeckt und von dem berühmten Cook, der sie 1769 zuerst gründlich erforschte, zu Ehren der »Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu London« Gesellschaftsinseln genannt wurde.
    Sie zerfallen in zwei durch eine breite Straße getrennte Abtheilungen, die Windwards-und die Leewardsgruppe. Zu der ersteren gehören Tahiti oder Otaheiti, die bedeutendste Insel des Archipels, Maitea, auch Osnabruc genannt, und Eimeo oder Moörea. Die Leewardsinseln sind Huahine, Raiatea, Taha, Borabora und Maurua oder Maupiti.
    Diese ganze Inselgruppe ist vulkanischen Ursprungs, doch arbeiten die kleinen, fast mikroskopischen »Baumeister des Meeres«, die Pflanzenthiere der Polypen unausgesetzt an ihrer Vergrößerung, umgeben jede einzelne Insel mit scharfen, spitzen Korallenringen, an die sich neues Land ansetzen kann, und machen dadurch die Schifffahrt auf den Wasserstraßen, welche die Eilande trennen, zu einer sehr gefährlichen.
    Der Boden dieser Inseln ist durchgehends reich und fruchtbar. Die Gebirge sind mit dichten Waldungen bedeckt und die Küstenebenen durch Bäche wohl bewässert, so daß die Vegetation eine außerordentlich üppige genannt werden muß und eine Fülle von Zucker-und Bambusrohr, Brodfruchtbäumen, Palmen, Bananen, Pisang, Platanen, Bataten, Getreide, Yams-, Arumwurzel und anderen südländischen Gewächsen erzeugt.
    Die Bewohner sind malayisch-polynesischen Ursprunges, dunkel kupferfarbig, die Frauen meist etwas heller, gut und kräftig gebaut, gesellig, gastfrei und gutmüthig. Sie leben in Monogamie und halten ihre Weiber in ziemlicher Eingezogenheit, lieben Musik, Tanz und Fechten leidenschaftlich.
    Die Bewohner der Gesellschaftsinseln hingen ursprünglich einer polytheistischen Religion an, bei deren Ausübung selbst Menschenopfer nichts Ungewöhnliches waren. Ihre Priester, welche zugleich Aerzte und Wahrsager waren, übten einen ungemeinen Einfluß auf sie aus, dem allerdings schon zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts die

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