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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hielt es brav aus bis gegen Abend, wo alle Anzeichen verriethen, daß es wieder zu ermatten beginne.
    Summerland blieb stehen und streckte den Kopf vor; ein eigenthümlicher Geruch machte ihn aufmerksam. Auch Forster sog die Luft ein.
    »Kaktus,« meinte er. »Wir müssen ihm ausweichen.«
    »Ausweichen? Das fällt dem Tim Summerland gar nicht ein. Grad hin zu ihm müssen wir; das ist so sicher wie meine Mütze.«
    »Warum?«
    »Weil er durch den Regen saftig geworden ist und –«
    »Hast Recht, Tim,« fiel Forster ein, um die Blöße zu vermeiden, die er sich beinahe gegeben hätte. »Die Schale mit den Stacheln herunter, wird er vielleicht vom Pferde gefressen.«
    »Wenn es die richtige Art ist. Also immer grad aus!«
    In kurzer Zeit war die Kaktusoase erreicht. Die Pflanzen hatten meist Kugelform, und nach dem Schälen blieb das innere Fleisch zurück, welches das Pferd zwar zu anderer Zeit verschmäht hätte, jetzt aber mit Begierde fraß. Als es seinen Hunger gestillt hatte, wurde der Ritt wieder aufgenommen und bis in die späte Nacht hinein fortgesetzt. Jetzt waren Menschen und Thier so ermüdet, daß man Rast halten mußte.
    Aber kurz nach Tagesanbruch ging es schon wieder weiter, und zu Mittag zeigten sich zur unermeßlichen Freude der beiden Männer zwischen dem Sande einzelne vertrocknete Exemplare des kurzen, lockigen Büffelgrases. Je weiter sie kamen, desto geschlossener wurde die Vegetation, und endlich trat die Steppe ganz zurück, um der grünenden Prairie Platz zu machen.
    Jetzt waren sie gerettet. Das Pferd schwelgte förmlich in dem saftigen Futter, und die Jäger streckten sich in das frische, kühle Grün, sich mit einer wahren Wollust dehnend und streckend. Dann wurde beschlossen, noch vor Nacht wo möglich einen blaugrauen Streifen zu erreichen, welcher sich am nördlichen Horizonte sichtbar machte. Es mußte Buschwerk oder gar eine vortretende Waldparthie sein, was trotz der nahen Wüste möglich war, falls dort ein Wasserlauf vorhanden war.
    Die Sonne stand schon ziemlich tief, als man das Ziel erreichte. Es war ein allerdings sehr lichtes Wildkirschengebüsch, von vielen Rasenplätzen unterbrochen, sich weiterhin aber immer mehr verdichtend, bis sich in der Ferne einzelne Baumkronen über ihm zeigten.
    »
Fare well,
Hunger, Durst, Hitze und Elend!« meinte Summerland. »Da eben beginnt der Wald und – seht Ihr die Linien über ihm, Sir? Das sind Berge; das ist –
by god,
jetzt weiß ich, wo wir sind; ich kenne diese Hügel, ich bin zwischen ihnen herumgeritten, und da drüben fließt der Bee-fork, der in den Red River geht, das ist so sicher wie meine Mütze!«
    »So reiten wir noch bis zum Wald; wir haben noch Licht genug, um ihn zu erreichen und eine gute Stelle zum Lager auszuwählen.«
    Dieser Vorschlag wurde befolgt. Immer die gerade Linie einhaltend, drangen sie durch das Buschwerk vor. Summerland saß zu Pferde. Forster schritt voran, das Auge zwischen der Ferne und dem Boden getheilt. Man befand sich jetzt auf wegsamem Gebiete und mußte also wieder auf feindliche Begegnungen gefaßt sein. Da plötzlich blieb er stehen und bückte sich zur Erde, um das Gras einer sorgfältigen Untersuchung zu unterwerfen. Auch Summerland stieg ab und betrachtete aufmerksam die geknickten und niedergebogenen Halme.
    »Eine Fährte! Eins, zwei – fünf – acht, neun Reiter mit eins, zwei – vier, fünf Lastthieren. Stimmt es, Sir?«
    »Ja. Neun einzelne Spuren und fünf Eindrücke von Thieren, die zusammengekoppelt sind. Es sind keine Indianer, sondern Weiße, denn sie eilten nicht einzeln hinter, sondern sorglos durch und neben einander. Folgen wir ihnen oder nicht?«
    »Warum nicht? Wir müssen ihnen nach, zu unserer eigenen Sicherheit.«
    »Dann aber langsam; sie sind vor kaum einer Viertelstunde hier vorbei. Wär’s länger, so hätten sich die Halme wieder emporgerichtet.«
    Das Pferd jetzt am Zügel führend und die Spur scharf im Auge behaltend, bogen sie rechts ein und beobachteten dabei, stets Deckung suchend, das vor ihnen liegende Terrain. Die Truppe konnte ja bereits Halt gemacht haben und die Verfolger früher bemerken, als es räthlich war.
    Da führte die Fährte über einen Platz, der vermöge seiner sandigen Beschaffenheit die Hufeindrücke in größter Deutlichkeit und Treue zeigte. Die Männer mußten sich vollständig sicher gefühlt haben, sonst hätten sie solche Zeichen ihrer Anwesenheit ganz gewiß vermieden.
    »
God bless my soul,
Gott schütze meine Seele,« klang der

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