Der Gitano. Abenteuererzählungen
herübergeworfen.
»Was soll das?« frug ich den Häuptling.
»Du fährst immer auf und ab und hängst einen Fisch nach dem andern an die Schnur und wirfst ihn aus dem Schiffe. Er wird an der Schnur nachgezogen, und Du wirst nachher sehen, was folgt.«
Auch Fackeln wurden uns herüber gegeben. Diese zündeten wir an, als die Dunkelheit hereinbrach. Ich band einen der Fische an das Bast und warf ihn über Bord. Es dauerte nicht lange, so erschien ein Hai und riß ihn von der Schnur. Ich fuhr fort, und es war noch keine halbe Stunde vergangen, so folgten uns fünf Haie, die wir beim Scheine der Fackeln sehr deutlich erkennen konnten.
»Schönes Viehzeug das,« meinte der Kapitän. »Möchte ihnen lieber Eins auf das Fell brennen! Aber sie sind wahrhaftig gut für die da drüben; denn ich glaube nicht, daß sich nun einer von ihnen in das Wasser wagen wird.«
Auch die zwei anderen Prauen lavirten die ganze Nacht mit brennenden Fackeln zwischen Manua, Ofou und Olosinga und hatten jedenfalls ganz dasselbe gefräßige Gefolge hinter sich schwimmen.
Am nächsten Tage genügte eine einzelne Praue zum Wachehalten, und in der darauffolgenden Nacht wurde genau das Manöver der vorigen wiederholt. Ermüden konnte uns dies nicht, da wir einander ablösten und also unsere Kräfte schonen konnten.
Endlich am dritten Tage wurde ein Zeichen gegeben, und wir fuhren näher zum Lande. Hier erfuhren wir, daß die Malayen sich entschlossen hätten, die Herrschaft Tui-Fanua’s über sich anzuerkennen. Sie wurden einzeln von der Insel Olosinga geholt und mußten ihm Treue geloben. Katua’s Verrath war durch die Vorsehung so gelenkt worden, daß er für Tui-Fanua zum Glücke endete.
Wir wurden von diesem nach Pago-pago gebracht, wo wir ein amerikanisches Schiff fanden, welches wenig Ladung hatte und bereit war, mit uns nach der Koralleninsel zu gehen und dort die Güter des versunkenen »Jonathan« aufzunehmen.
Tui-Fanua hielt sein Wort. Er nahm einige christliche Lehrer aus Tahiti auf, denen dann die ersten englischen Missionare folgten. Jetzt zählt Manua wenigstens zweitausend Einwohner, welche alle Christen sind. – – –
[Fußnoten]
1 Theebäumen.
2 Umstürzen.
3 Missionäre.
4 Nimmermehr.
Die Both Shatters
Ein Abenteuer aus dem »wilden Westen« von Karl Hohenthal
I.
Die Prairie schob sich busenähnlich in den zurücktretenden Urwald hinein, und am äußersten Rande dieser »Bucht,« wie die Jäger dergleichen Orte nennen, hatte die Gesellschaft, zu welcher ich gehörte, ihr Lager aufgeschlagen, um für einige Tage von den gehabten Anstrengungen auszuruhen und bei dieser Gelegenheit einiges »Fleisch zu machen.« Es war uns auch gelungen, an eine Büffelheerde heranzukommen, und während die Andern sich eifrig mit den beiden Kälbern, die wir geschossen und zum Lager geschleift hatten, beschäftigten, hatte ich einen Ausflug hinaus in die Savanne unternommen, da »Swallow,« mein braver Mustang, nicht in dem Grade der Ruhe bedurfte wie die andern Pferde.
Ich war am Morgen ausgeritten; die Sonne hatte jetzt schon seit einigen Stunden den Kulminationspunkt hinter sich, und ich beschloß eben umzukehren, als ich mehrere Hufspuren bemerkte, auf welche mein Weg im spitzen Winkel stieß. Ich stieg ab um sie zu untersuchen.
Es war eine eigenthümliche Fährte. In der Mitte derselben ließen sich die Hufeindrücke zweier Pferde deutlich erkennen; zu beiden Seiten waren je drei und drei, zusammen also sechs Andere geritten, und ein Siebenter hatte, bald zu Fuße und bald zu Pferde, bald hüben und bald drüben, seine Eindrücke hinterlassen. Den Fußspuren nach war es ein Indianer gewesen. Ich verglich das niedergetretene Gras der einzelnen Fährten und fand, daß die mittleren zwei Spuren vielleicht um eine Stunde älter waren als die andern, denn bei ihnen hatten sich die Halme bereits um ein Beträchtliches mehr erhoben, als bei den übrigen. Es war mir sofort klar, daß die Zwei von den Sieben verfolgt wurden, deren Spuren so frisch waren, daß sie kaum vor einer halben Stunde erst vorübergekommen sein konnten.
Da die Fährte ungefähr die Richtung verfolgte, in welcher unser Lager sich befand, so beschloß ich ihr zu folgen; die Sorge für die Meinigen erforderte dies. Wir befanden uns in der Nähe des Yellow-Stone-River, also im Gebiete der den Weißen feindlich gesinnten Sioux, und wenn wir auch so einige Dutzend tüchtiger Arme besaßen, so konnte ein Zusammentreffen mit den Indsmen doch nicht in
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