Der Gitano. Abenteuererzählungen
nur die ›two Sams‹ genannt. Wir gehören zur Gesellschaft der ›Both Shatters‹ und haben da oben am Wasser unser Hide-spot (Versteck.)«
Ich blieb überrascht stehen und sah die beiden Männer staunend an. Die »Both Shatters,« Vater und Sohn, waren die berühmtesten Jäger zwischen den Seen und dem mexikanischen Busen, Niemand kannte ihren eigentlichen Namen, Niemand wußte woher sie stammten, aber Jeder wußte irgend ein außerordentliches Abenteuer von ihnen zu erzählen. Sie waren die furchtbarsten Feinde der Indianer, und obgleich kein Fremder ihren Lagerplatz betreten hatte, sagte man sich doch, daß dort mehr Nuggets (größere Waschgoldstücke) und Indianerskalps zu finden seien, als man auf einen Ochsenkarren laden könne.
»Zu den ›Both Shatters‹? Ists wahr, Master?«
»Natürlich, Sir! Und wenn Ihr einmal mit ihnen zusammenkommt, so werden sie Euch gern von Sam Thick und Sam Thin erzählen, die immer beisammen sind und schon manchem rothen Schuft das Fell vom Kopf gezogen haben. Nicht wahr, Sam Thin, altes Coon?«
Coon ist Abkürzung von Raccoon, der Waschbär, und wird von den Jägern unter den verschiedensten Bedeutungen als Anrede gebraucht.
Sam Thin grunste zustimmend; Sam Thick aber hatte den Weg wieder aufgenommen, und so schritten wir, die Spur verfolgend, rüstig vorwärts.
Nach einiger Zeit sahen wir eine Waldzunge sich lang und schmal in die Prairie hinausschieben. Die beiden Trapper wurden vorsichtiger. Sie verließen die Fährte, welche sich um die Zunge herumzog und eilten, zwischen den Vorbüschen so viel wie möglich Deckung suchend, rasch und in gerader Richtung auf die hochstämmigen Robinien und Weymouthskiefern zu. Als wir sie erreicht hatten, blieb Sam Thick halten.
»Heigh-day, Sir, das Schlimmste ist vorüber, schätze ich! Die Rothen konnten uns durchschaut und hier erwartet haben, wo sie vor unsern Kugeln sicher waren und uns ebenso sicher ausgelöscht (Trapperausdruck für getödtet) hätten. Aber die Hallunken sind wahrhaftig dümmer als ein Dickkopf von Coloured Gentleman (Neger) und werden nun untergehen (sterben) und ihre Felle geben müssen!«
»Geben müssen!« bestätigte Sam Thin, indem er seinem Gefährten folgte, der sich vorsichtig bis an den gegenseitigen Rand der Zunge schlich. Draußen lag eine der schon erwähnten Buchten. Sie wurde ihrer Länge nach von einem Bache in zwei Hälften getheilt, dessen beide Ufer mit dichtem Weichholz bestanden waren; er kam aus der obersten Ecke der Bucht und verschwand, einen Winkel beschreibend, hinter der gegenüberliegenden Waldesecke. Ein Blick genügte mir, um zu sehen, daß die List der beiden schlauen Trapper vollständig gelungen sei.
Sie waren vorhin über den Bach gegangen, hatten hinter demselben ihre Thiere angehobbelt und dann den jenseitigen Theil des Waldes aufgesucht, um von da aus nach rückwärts ihren Bogen auf die Fährte zu schlagen. Unterdessen waren die Yankatous angekommen, hatten die beiden Pferde bemerkt und sich sofort wieder hinter das Wasser zurückgezogen, um die Rückkehr der Weißen zu erwarten, die dann verloren gewesen wären. Zuvor hatten sie, um sich von ihrer Sicherheit zu überzeugen, unsern jetzigen Standort untersucht, wie die deutlichen Spuren, welche wir bemerkten, bezeugten, und lagen jetzt keine zweihundert Schritte weit und ohne alle Deckung vor uns hinter den Büschen am Bache. Ihre Pferde hielten angepflockt in ihrer Nähe. Es war ein Glück, daß die Luft uns entgegenkam, sonst hätten uns die Thiere längst gewittert und verrathen gehabt.
»Sam Thin, altes Coon, siehst Du die Kupfermänner? Schau dort durch die Lücke, wenn Du Sehnsucht nach unseren Pferden hast! Sie haben sie nicht angerührt. Jetzt, Sir, die Büchse auf. Ihr nehmt den Ersten dort, ich den Zweiten und Sam Thin den Dritten, dann das Beil heraus und drauf! Ihr habt doch einen Tomahawk da unter dem Rocke?«
»Habe einen und zwei Schüsse in der Büchse; ich nehme also den Ersten und Vierten!«
»Gut, Sir! Ich schätze, daß sie verteufelt überrascht sein werden, wenn wir aus einer ganz anderen Richtung blasen als sie denken!«
Vier Schüsse krachten, und vier Indianer überschlugen sich, die drei Anderen fuhren empor, erblickten uns und sprangen zu den Pferden. Dem Ersten gelang es, das seinige zu erreichen; er riß den Pflock aus der Erde, schwang sich auf und sprengte davon. Ich warf mich auf den Nächsten, der auch schon im Begriffe stand, auf eines der Thiere zu springen. Er riß den Tomahawk
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