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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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um welches sich mehrere ächte Woodlandsgestalten in den bequemsten Stellungen versammelt hatten. Der Saum der Lichtung war vollständig undurchdringlich gemacht, und als mein Auge ihn rundum musterte, gewahrte ich im äußersten Hintergrunde eine kleine Blockhütte, unter deren Thür zwei Männer standen, die ihr Auge auf uns gerichtet hielten.
    »Die Both Shatters, Sir,« meinte Sam Thick, nach ihnen deutend. »Kommt, wir müssen zunächst zum Rapport zu ihnen!«
    »Rapport zu ihnen!« wiederholte der Lange, welcher seine Zusammengehörigkeit mit dem Dicken am Besten auf diese Weise in das Licht zu stellen glaubte.
    Die beiden Männer kamen uns auf einige Schritte entgegen. Mochte die Fama auch übertreiben, so wie sie jetzt vor mir standen, war ihnen mehr als hundert Andern zuzutrauen.
    Der Vater war eine wirklich hünenhafte Gestalt. Langes weißes Haar wallte ihm bis auf die breiten Schultern herab; der Strahl seiner großen blauen Augen war noch vom Alter nicht ermattet; Sturm und Wetter, Schnee und Regen, Hitze und Kälte hatten seine festen Züge gegerbt, und jeder Zollbreit seiner riesigen Figur zeugte von einer Kraft, die weder Zeit noch Anstrengung zu schwächen vermocht hatte.
    Der Sohn war beinahe so hoch, jedenfalls aber ebenso reckenhaft wie er. Er trug sein dichtes schwarzes Haar lang gehalten und in einen Knoten geschlungen wie das der Indianer; sein volles, dabei aber scharfes Gesicht war von der Sonne, vielleicht auch von der Abstammung gebräunt, denn seine ausgewirkten Züge verriethen den Mestizen; das eng anliegende Elennwamms ließ seinen breiten Brustbau hervortreten, anstatt ihn zu verbergen, und jede seiner Bewegungen war plötzlich, gewandt und kräftig, wie diejenige des Jaguar, der den Feind vor sich sieht.
    Der Beginn des Gespäches war ein ganz anderer, als ich erwartet hatte. Der Blick des älteren der »Both Shatters« war von mir auf meinen Mustang gefallen.
    »Swallow?« rief er erstaunt; »wahrhaftig, es ist Swallow! Wie kommt Ihr zu dem Thiere, Sir?« Seine Augen leuchteten mich an, als wolle er mich mit dem Verdachte, der in ihm aufstieg, versenken.
    »Ich erhielt ihn von Winnetou, einem Häuptling der Apachen, mit dem ich ein Weniges am Rio Suanca zusammenkam.«
    »Sein bestes Pferd hätte er Euch gegeben? Dann müßt Ihr ihm einen hochwichtigen Dienst geleistet haben!«
    »Er war von einem Stämmlein Athabaskas überfallen und sollte an den Marterpfahl. Ich kam dazu und – na, das Andere könnt Ihr Euch denken! Ich bin dann mit ihm weit herumgestrichen, habe an ihm einen vortrefflichen Lehrmeister gehabt und beim Abschiede Swallow von ihm erhalten.«
    »Ich kenne Euch nicht, Sir, und was Ihr erzählt kann ausgesonnen sein. Winnetou hat nicht einmal mir das Pferd angeboten; verkauft aber hätte er es um keinen Preis, denn das Thier findet seinesgleichen nicht, so weit die Savanne reicht, und wer auf ihm vor Josias Shatter erscheint, gilt als der Mörder des Apachen. Könnt Ihr Euch von diesem Verdachte reinigen?«
    Ich trat um einen Schritt zurück und fuhr mit der Hand nach dem Messer.
    »Sir, sagt dies Wort noch ein einziges Mal, und Ihr sollt Gelegenheit haben, die Schärfe meiner Klinge mit der Eures Bowiekneifes zu vergleichen! Wie soll ich hier am Yellow Stone den Beweis liefern, daß mir Swallow vor einem Jahre am Rio Suanca geschenkt wurde?«
    Sein Auge schien mir bis in die Seele dringen zu wollen.
    »Es gibt einen Beweis. Hat Euch Winnetou lieb gehabt, so sind seine schweigsamen Lippen offen für Euch gewesen. Kennt Ihr seinen größten Feind?«
    »Ihr meint Scha-tunga, den Häupling der Yankatou, der ihm die Schwester mordete, weil sie nicht sein Weib, sondern das eines weißen Jägers wurde?«
    »Und wer war dieser weiße Jäger?«
    »Josias Parker, ein Kentuckymann.«
    Er streckte mir die Hand entgegen.
    »Ihr habt die Probe bestanden;
welcome,
Sir! Aber wie kommt Ihr zu meinen ›two Sams?‹«
    »Laßt Euch das nachher erzählen, Cornel (statt Colonel, Oberst),« fiel Sam Thick hier. »Ich schätze, daß ich Euch vorher Nothwendigeres zu berichten habe. Die Yankatous sind an den Big Horns über uns hergefallen, so daß nur ich entkommen bin und Sam Thin, das alte Coon; doch haben sie unsere Spur aufgenommen und sind hinter uns her bis unten in die ›Bucht,‹ wo sie auf unsere Kugeln warten.«
    »Kugeln warten,« nickte sein langer Kamerad.
    »
‘sdeath,
ists möglich, Sam? Und Ihr habt Euch wirklich überrumpeln und abschlachten – – aber das sollst Du mir

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