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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sonst irgendwo.«
    »Ihr könntet mir wohl Etwas über das Mädchen mittheilen!«
    »Möglich, aber jetzt nicht, jetzt nicht! Eure Erzählung hat mich so mitgenommen, daß ich keine rechte Sammlung zu einer solchen Unterhaltung verspüre; aber zu gelegener Zeit sollt Ihr mehr über sie erfahren, das heißt natürlich, soviel ich selbst von ihr weiß. Hat sie Euch nicht gesagt, was sie in Venango wollte?«
    »Doch! Sie wollte ihren Vater sehen und hatte dort nur Absteigequartier genommen.«
    »So so; das thut sie alle Jahre. Also Ihr behauptet, daß sie der Gefahr dort wirklich und ganz bestimmt entgangen sei?«
    »Ganz sicher.«
    »Und schießen habt Ihr sie auch sehen?«
    »Wie ich Euch sagte, und zwar ganz vorzüglich. Sie muß eine sehr ungewöhnliche Erziehung genossen haben.«
    »Das ist so. Ihr Vater ist ein alter Scalper, der keine einzige Kugel gießt, die nicht ihren Weg zwischen die bewußten zwei Indianerrippen fände. Von ihm hat sie das Zielen gelernt, und wenn Ihr etwa glaubt, daß sie es nicht zur rechten Zeit und am richtigen Orte anzuwenden verstehe so irrt Ihr Euch ganz gewaltig.«
    »Wo ist dieser Vater.«
    »Er ist bald da, bald dort zu finden, und ich darf wohl sagen, daß wir einander so ziemlich kennen gelernt haben. Es ist möglich, daß ich Euch helfe, ihn einmal zu sehen.«
    »Wenn Ihr das könntet, Sir!« rief ich aufspringend.
    »Werden ja sehen, Mann; habt es an der Tochter verdient, daß Euch der Vater Dank sage.«
    »O, das ist’s nicht, was ich meine!«
    »Versteht sich, versteht sich, kenne Euch gut genug; aber hier habt Ihr Euren Ring. Werdet später erst sehen, was es heißt, daß ich ihn Euch wieder zustelle. Für jetzt aber will ich Euch den Apachen schicken; seine Wache ist um. Legt Euch auf’s Ohr, damit Ihr früh am Tage munter seid. Wir werden morgen einmal unsre Gäule drannehmen und zwei Tagereisen erzwingen müssen.«
    »Zwei? Wollten wir morgen nicht blos bis zum
Green-park?
«
    »Habe mich anders besonnen;
good night!
«
    »
Good guard;
vergeßt nicht, mich zu wecken, wenn ich Euch abzulösen habe!«
    »Schlaft nur zu! Kann’s auch ‘mal für Euch thun, die Augen offen halten; habt für mich genug gethan!«
    Mir war ganz wunderbar zu Muthe. Ich wußte nicht, was ich von der Unterredung denken sollte, und als ich nun so allein dalag, gingen mir tausenderlei Vermuthungen durch den Kopf, von denen ich nicht eine einzige stichhaltig fand. Lange noch, nachdem Winnetou zurückgekehrt war und sich zum Schlafen in seine Decke gewickelt hatte, warf ich mich ruhelos von einer Seite auf die andere. Die Erzählung hatte mich aufgeregt; jener fürchterliche Abend ging mit allen seinen Einzelheiten immer von Neuem an meiner Seele vorüber; zwischen seinen grausigen Gestaltungen tauchte immer und immer wieder Old Firehand empor, und noch im letzten Ringen zwischen Wachen und Träumen klangen mir die Worte in’s Ohr: »Schlaft nur zu; habt genug für mich gethan!« – –
    Als ich am andern Morgen erwachte, fand ich mich allein am Feuer; doch konnten die beiden Andern nicht weit entfernt sein, denn der kleine, blecherne Kessel hing mit dem kochenden Wasser über der Flamme und neben dem Stücke Bärenzunge, welches gestern Abend übrig geblieben war, lag der offene Mehlbeutel.
    Ich wickelte mich aus meiner Umhüllung und schritt, um mich zu waschen, nach dem Wasser.
    Dort standen, im eifrigen Gespräche begriffen, die Gefährten, und ihre Bewegungen, als sie mich erblickten, sagten mir, daß ich der Gegenstand ihrer Unterhaltung gewesen sei.
    Kurze Zeit später waren wir zum Aufbruche bereit und schlugen eine Richtung ein, welche uns in einer Entfernung von vielleicht zwanzig Meilen vom Missouci parallel mit diesem Flusse auf das Thal des Mankizila zuführte.
    Der Tag war kühl. Wir waren gut beritten, und da wir unsre Thiere während der letzten Tour geschont und immer gut gepflegt hatten, so legten wir nach und nach ein tüchtiges Stück grünes Land hinter uns.
    Eigenthümlich war die Veränderung, welche ich heut in dem Verhalten meiner Gefährten zu mir bemerkte. Bisher hatten sich Beide zu mir gestellt wie alte, erfahrene Gönner zu einem wenn auch gelehrigen, aber doch noch unkundigen Schützlinge; jetzt aber lag eine deutlich erkennbare Rücksicht, ich möchte sagen Achtung in ihrem ganzen Benehmen, und es war mir ganz so, als ob in dem Blicke, den der Eine oder Andere zuweilen über mich gleiten ließ, etwas einer zurückgehaltenen Zärtlichkeit Aehnliches liege. –
    Es

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