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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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spielzeugartiges Aussehen haben, aber ich war dieser Ansicht schon so oft begegnet, daß ich mich an sie gewöhnt hatte und unmöglich durch sie gekränkt werden konnte.
    Vor die Thür tretend, bemerkte ich Ellen, welche am Eingange der Schlucht unsrer wartete. Sam nahm einige zusammengebundene Fallen auf, warf sie über die Achsel und schritt, ohne sich zu überzeugen, daß ich ihm auch nachfolge, auf die unsrer Harrende zu.
    »Lassen wir die Pferde hier?«
    »Meine nicht, daß Euer Thier gelernt hat, ein regelrechtes Eisen zu legen oder einen Dickschwanz (Biber) vom Grunde des Flusses herauf zu angeln. Wir müssen die Beine auseinander nehmen, wenn wir zu rechter Zeit fertig sein wollen. Kommt also!«
    »Muß doch erst nach dem Pferde sehen, Alter!«
    »Ist nicht nothwendig, Sir! Die kleine Miß hat’s schon gethan, wenn ich nicht irre.«

Ohne daß er es wußte, sagte er mir mit den letzten Worten etwas höchst Erfreuliches. Sie hatte sich also schon bei grauendem Tage um Swallow bekümmert, ein Zeichen, daß sie auch an seinen Herrn gedacht habe. Jedenfalls hatte ihr Vater von mir gesprochen und den Anstoß zur Aenderung ihrer Meinung gegeben. Eben wollte es mich wundern, daß er, der Wachsame, noch nicht zu sehen sei, als er mit Winnetou und einem der Jäger durch den Bach gewaden kam.
    »
Good morning,
Sir!« grüßte er, mir die Hand bietend. »Habe mich draußen umgesehen und die Wache abgelöst. Seid Ihr schon ‘mal mit auf Biber gewesen?«
    »Nein.«
    »So, da giebts also doch noch ‘was Neues für Euch. Werdet aber nicht ohne Lehrmeister sein; das ›Blitzmädel‹ weiß die Dämme zu säubern.«
    Es war das erste Mal, daß er ein deutsches Wort zu mir sprach. Ellen hatte ihn also auf meine Nationalität aufmerksam gemacht. Auch Winnetou grüßte mich mit einem in seiner Art freundlichen »Howgh!« und machte dann Ellen sein indianisches Compliment:
    »Die Tochter Ribanna’s ist schön wie das erröthende Gebirge und stark wie die Krieger vom Ufer des Gila. Ihr Auge wird viele Biber sehen und ihre Hand nicht tragen können die große Zahl der Felle.« Und den Blick bemerkend, welchen ich, nach Swallow suchend, über das Thal warf, meinte er beruhigend: »Mein guter Bruder kann gehen; sein Freund wird sorgen für das Roß, welches auch besitzt die Liebe des Apachen.«
    Nachdem wir durch die Kluft gegangen waren, wandten wir uns, der Richtung, aus welcher wir gestern kamen, entgegengesetzt, nach links und schritten den Lauf des Wassers abwärts, bis wir an die Stelle gelangten, an welcher es sich in den Mankizila ergoß.
    Dichtes, fast undurchdringliches Gestrüpp bestand die Ufer des Flusses, und die Ranken des wilden Weines kletterten an den engstehenden Stämmen empor, liefen von Zweig zu Zweig, ließen sich, fest in einander geschlungen, von oben hernieder, stiegen am nächsten Baume wieder in die Höhe und bildeten so ein Wirrwarr, in welches man sich nur mit Hülfe des Messers Eingang zu verschaffen vermochte.
    Sam der Kleine war immer vor uns hergegangen, und seine vollbepackte Gestalt erinnerte mich lebhaft an die slowakischen Mausefallenhändler, welche sich drüben in meinem freundlichen Heimathsstädtchen von Zeit zu Zeit sehen ließen. Trotzdem in der Nähe kein feindliches Wesen zu vermuthen war, vermied sein großbeschuhter Fuß mit bewundernswerther Behendigkeit jeden Punkt, welcher eine Spur seines leisen Trittes zurückbehalten konnte, und die kleinen Aeuglein streiften mit ununterbrochener Beweglichkeit bald rechts bald links über die reiche Vegetation, welche trotz der späten Jahreszeit mit der Ueppigkeit zu wetteifern vermochte, welche die jungfräulichen Bottoms des Mississippithales hervorbringen.
    Jetzt hob er einige Ranken in die Höhe und kroch, sich bückend, unter ihnen hindurch.
    »Kommt, Sir,« forderte Ellen, ihm folgend, mich auf. »Hier zweigt unser Biberpfad ab.«
    Wirklich zog sich hinter dem grünen Vorhange eine schmale, offene Linie durch das Dickicht und wir schlüpften, immer parallel mit dem Flusse, eine ansehnliche Weile zwischen dem Baum-und Strauchgewirr hindurch, bis Sam bei einem halb knurrenden, halb pfeifenden Laute, welcher vom Wasser her vernehmlich wurde, innehielt und, sich zu uns wendend, die Hand an den Mund legte.
    »Wir sind da,« flüsterte Ellen, »und die Wache hat Verdacht geschöpft.«
    Nach einer Weile, während welcher die tiefste Stille in der Umgebung herrschte, schlichen wir wieder vorwärts und gelangten an eine Biegung des Flusses,

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