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Der Gitano. Abenteuererzählungen

Der Gitano. Abenteuererzählungen

Titel: Der Gitano. Abenteuererzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wie die Boudins aus einem Büffelmagen; er aber hat stets die Wahrheit gesprochen zu Winnetou, seinem Freunde.«
    »Mein rother Bruder hat den Arm eines starken Kriegers und ist der Weiseste beim Feuer der großen Berathung. Er dürstet nicht nach dem Blute der Unschuldigen, und ich habe ihm gegeben die Hand eines Freundes. Er spreche!«
    »Mein Bruder hat lieb Ribanna, die Tochter Tah – scha – tunga’s?«
    »Sie ist mir lieber als die Heerden der Prairie und die Scalpe aller rothen Männer.«
    »Und er wird gut mit ihr sein und nicht hart reden zu ihren Ohren, sondern ihr sein Herz geben und sie schützen gegen die bösen Stürme des Lebens?«
    »Ich werde sie auf meinen Händen tragen und bei ihr sein in aller Noth und Gefahr.«
    »Winnetou kennt den Himmel und weiß die Namen und die Sprache der Sterne; aber der Stern seines Lebens gehet hinunter, und in seinem Herzen wird es dunkel und Nacht. Er wollte die Rose vom Quicourt nehmen in sein Wigwam und an ihre Brust legen sein müdes Haupt, wenn er zurückkehrt vom Pfade des Buffalo oder von den Dörfern seiner Feinde. Aber ihr Auge leuchtet auf seinen Bruder und ihre Lippen sprechen den Namen des guten Bleichgesichtes. Der Apache wird gehen aus dem Lande des Glückes, und sein Fuß wird einsam weilen an den Wogen des Gila. Seine Hand wird nimmermehr berühren das Haupt eines Weibes, und nie wird die Stimme eines Sohnes dringen an sein Ohr. Doch wird er zurückkehren zur Zeit, wenn das Elenn durch die Pässe geht und wird sehen, ob glücklich ist Ribanna, die Tochter Tah – scha – tunga’s.«
    Er drehte sich um, schritt in die Nacht hinaus und war am andern Morgen verschwunden.
    Als er zur Zeit des Frühlings zurückkehrte, fand er Ribanna, und ihre strahlenden Augen erzählten ihm besser als Worte von dem Glücke, welches ihr beschieden war. Er nahm mich, das erst einige Tage alte Kind, von ihrem Arme, küßte mir den kleinen Mund und legte seine Hand betheuernd auf mein Haupt:
    »Winnetou wird sein über Dir wie der Baum, in dessen Zweigen die Vögel schlafen und die Thiere des Feldes Schutz finden vor der Fluth, die aus den Wolken rinnt. Sein Leben sei Dein Leben und sein Blut wie Dein Blut. Nie wird der Hauch seines Athems stocken und die Kraft seines Armes erlahmen für die Tochter der Rose vom Quicourt. Möge der Thau des Morgens fallen auf Deine Wege und das Licht der Sonne auf Deine Pfade, damit Freude habe an Dir der weiße Bruder des Apachen. Howgh!« –
    Jahre vergingen, und ich wuchs heran. Aber ebenso wuchs auch das Verlangen des Vaters nach dem zurückgelassenen Sohne, den ich ihn vergebens zu ersetzen strebte. Ich vergaß, ein Mädchen zu sein, nahm Theil an den muthigen Spielen der Knaben und ward erfüllt von dem Geiste des Krieges und der Waffen. Da konnte Vater seiner Sehnsucht nicht länger gebieten; er ging nach dem Osten und nahm mich mit. Mir ging an der Seite des Bruders und mitten im civilisirten Leben eine neue Welt auf, von der ich mich nicht trennen zu können vermeinte. Vater kehrte allein zurück und ließ mich bei den Pflegeeltern des Bruders. Bald aber regte sich das Heimweh nach dem Westen mit solcher Macht in mir, daß ich es kaum zu bewältigen vermochte und nach dem nächsten Besuche des Vaters mit ihm wieder in die Heimath ging.
    Daselbst angekommen, fanden wir das Lager leer und vollständig ausgebrannt. Nach längerem Suchen entdeckten wir ein Wampum, welches Tah – scha – tunga zurückgelassen hatte, um uns bei unsrer Ankunft von dem Vorgefallenen zu benachrichtigen.
    Tim Finnetey, ein weißer Jäger, war früher oftmals in unserm Lager gewesen und hatte die Rose vom Quicourt zur Squaw begehrt; aber die Assineboins waren ihm nicht freundlich gesinnt, denn er war ein Dieb und hatte schon zu mehreren Malen ihre »Caches« geöffnet. Er wurde abgewiesen und ging, mit dem Schwur der Rache auf den Lippen. Vom Vater, der mit ihm in den Black Hills zusammengetroffen war, hatte er erfahren, daß Ribanna sein Weib sei, und er ging zu den Schwarzfüßen, um sie zu einem Kriegszuge gegen die Assineboins zu bewegen.
    Sie folgten seiner Stimme und kamen zu einer Zeit, in welcher die Krieger auf einem Jagdzug abwesend waren. Sie überfielen, plünderten und verbrannten das Lager, tödteten die Greise und Kinder und führten die jungen Frauen und Mädchen gefangen mit sich fort. Als die Krieger zurückkehrten und die eingeäscherte Stätte sahen, folgten sie den Spuren der Räuber, und da sie ihren Rachezug nur einige Tage vor

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