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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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schluchzen, und ihre Tränen benetzen die noch weiche Mähne des Fohlens.
     
    Da legte sich eine Hand auf ihre Schulter. Erschrocken fuhr Anina hoch, denn sie hatte Tanis nicht eintreten hören.
    Er zog das Mädchen in seine Arme und drückte sie fest an sich.
     
    „Weine doch nicht, Anina!“ sagte er leise. „Vielleicht finden wir ja noch eine andere Lösung.“
     
    „Wie willst du dich gegen den Befehl des Königs auflehnen?“ fragte Anina verzweifelt. „Und auf euch wartet doch ein großartiges Leben als Fürsten. Wollt ihr das ablehnen? Es ist das, was euch von Geburt an bestimmt war.
    Aber Tamira und ich sehen einem ungewissen Schicksal entgegen. Die Frauen am Hof wissen, dass wir von einfacher Geburt sind, und viele lassen es uns spüren, dass wir eigentlich nicht hierher gehören, selbst wenn die Königin es zu unterbinden sucht.
    Und irgendwann wird man uns an irgendeinen Mann verheiraten, von dem die Königin denkt, dass er zu uns und unserem Stand passt.
    Ich würde lieber wieder nachhause zurückkehren! Dort wartet zwar harte Arbeit auf uns, aber auch Menschen, die uns lieben. Wenn Malux und ihr beide fort seid – wer bleibt uns dann noch hier am Hof unter all den fremden Menschen?“
     
    „Ich werde nicht zulassen, dass du an irgendeinen Mann verheiratet wirst, den du nicht liebst!“ flüsterte Tanis. Er hob ihr Kinn zu sich auf und küsste zart ihre Lippen. „Denn ich liebe dich, und wenn du mich auch liebst, dann möchte ich, dass du an meiner Seite über das Fürstentum Torgard herrschst, egal, welchem Stand du angehörst. Willst du das auch, Anina?“
     
    „Ja, Tanis, das würde ich gern, weil auch ich dich liebe!“ hauchte Anina. „Aber das wird der König nie gestatten, denn er erwartet von euch, dass ihr als seine Vasallen standesgemäß heiratet.“
     
    „So werden wir den König wohl daran erinnern müssen, durch wen er immer noch der König ist!“ sagte Tanis fest. „Wenn Tamira und du nicht so tapfer alle Gefahren gemeistert und euer Leben aufs Spiel gesetzt hättet, wäre Romando an sein Ziel gelangt.
    Und der Erste, der dann sein Leben verloren hätte, wäre Mendor gewesen! Ich denke, er schuldet euch für den Erhalt seines Lebens und seines Königreichs etwas mehr als nur eine Stellung an seinem Hof und einen Pferdeknecht als Ehemann!“
     
    „Aber Tanis! Wie willst du dich gegen die Anordnung des Königs wehren?“ fragte Anina entsetzt. „Er ist dein Lehnsherr und du schuldest ihm Gehorsam!“
     
    „Noch habe ich den Lehnseid nicht abgelegt“, sagte Tanis. „Und wenn er mir meinen Wunsch nicht erfüllt, dich zu meiner Gemahlin nehmen zu können, kann er das Fürstentum Torgard geben, wem er will, denn dann verzichte ich darauf!“
     
    „Er wird dich strafen, Tanis, wenn du seinem Willen nicht folgst!“ sagte Anina ängstlich.
     
    Tanis lachte verächtlich. „Und wie wollte er mich strafen? Mich in seinem Kerker werfen? Du weißt, dass es uns heute, nachdem wir so viel von Aelianos gelernt haben, jederzeit möglich wäre, von dort wieder zu entkommen, ja, er könnte uns nicht einmal ergreifen, wenn wir es nicht zulassen.
    Und sogar Aelianos würde sich einem Befehl des Königs widersetzen, uns zu bannen, denn er würde es als Unrecht ansehen.
     
    Aber der König ist nicht Romando! Mendor ist weise und gerecht. Ich glaube, er hat nur nach seiner Auffassung das Beste für uns wählen wollen, ohne darüber nachzudenken, ob auch wir es als das Beste empfinden.
    Morgen werden Wigo und ich bei Mendor um Audienz ersuchen. Ich weiß, dass auch Wigo sich nur ungern von Tamira trennen will, wenn er es auch noch nicht gesagt hat. Aber wir sind so eng verbunden, dass ich genau weiß, dass er Tamira sehr gern hat, auch wenn er es sich vielleicht selbst noch nicht eingestehen will.“
     
    „Tamira liebt Wigo, sie hat es mir anvertraut“, sagte Anina leise. „Aber sie hat sich nie getraut, es ihm zu sagen. Darum ist auch sie so unglücklich, dass sie ihn nie wieder sehen soll, wenn ihr erst einmal abgereist seid.“
     
    „Nun, so wird er sich endlich seinen Gefühlen stellen müssen!“ sagte Tanis entschlossen. „Und er wird entscheiden müssen, was größer ist: seine Zuneigung zu Tamira oder sein Wunsch, ein Fürstentum zu beherrschen.“
    Noch einmal küsste er Anina zärtlich, dann löste er sich von ihr und sagte:
     
    „Es wird schon alles gut werden! Ich gehe jetzt zu Wigo und spreche mit ihm. Du solltest jedoch versuchen, vor Tamira zu verbergen, was ich

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