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Der gläserne Drache

Der gläserne Drache

Titel: Der gläserne Drache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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fassten sich an den Händen und vor ihren geistigen Augen stieg das Bild Cosmars auf, wie sie ihn alle in Erinnerung hatten: der gehörnte Kopf mit den großen sanften Augen, das in Grün und Gold schimmernde Schuppenkleid des mächtigen Körpers und die riesigen Schwingen, auf deren durchscheinender Haut das Licht der Sterne schimmerte.
     
    Und da war auf einmal die Antwort in ihren Köpfen. „Wie freue ich mich, euch alle wohlauf und in Sicherheit zu wissen!
    Ich denke oft mit Dankbarkeit an euch, wenn ich im freien Flug über die Lande den Wind unter den Schwingungen spüre, und stets steigt mein Gebet zu den Göttern auf, sie mögen euch für eure edlen Taten immer in ihre Hut nehmen.
    Auch meine Schwester lebt nun frei und glücklich, denn ihr habt die schwere Last der Sorge um mich von ihr genommen.
    Doch solltet ihr mich nur noch rufen, wenn es die Not erfordert, nicht, weil euer Ruf mich stört, sondern weil er euch ohne Gefahr zu viel Kraft kostet. Ihr werdet es merken.
    So lebt denn wohl, und ich hoffe für euch, dass mich euer Ruf nie mehr erreichen muss!“
     
    Cosmars Bild verschwand aus ihren Köpfen, doch gleich darauf durchzuckte sie alle ein scharfer Schmerz, der nicht nachlassen wollte.
     
    In diesem Augenblick eilte Aelianos in den Garten. In seiner Hand trug er eine kleine Flasche.
     
    „Ihr Toren!“ rief er. „Ich spürte die Entfaltung einer gewaltigen Kraft und ahnte, was ihr gemacht habt. Wie konntet ihr ein so mächtiges Wesen wie den Drachen nur ohne Not rufen? Es hätte euch die Köpfe sprengen können!“
    Dann flößte jedem der vier einige Tropfen der Flüssigkeit ein. „Verhaltet euch eine Weile ruhig, dann wird der Schmerz nachlassen.
    Doch ich muss mich selbst schelten, dass ich euch vor solch gefährlichem Tun nicht warnte. Ich hätte wissen müssen, dass ihr es eines Tages ausprobieren würdet.
    Aber ich denke, dass ihr diese Lektion zwar mit Schmerzen, aber immerhin heil überstanden habt. Solltet ihr weitere solche Torheiten im Sinne haben, fragt mich zuerst!“
     
    Eine Weile noch beobachtete der Magier die Vier. Doch da sie sich kurze Zeit später wieder völlig erholt zu haben schienen, schickte er sie leise vor sich hin schimpfend bald ins Schloss zurück.
     
    *****
     
    Und dann kam der Tag, an dem ein Diener Tanis und Wigo aus dem Unterricht bei Herward herausrief. Eilig folgten sie ihm in die große Halle – und dann hingen die beiden am Hals ihres Vaters, den sie nun seit fast drei Jahren nicht mehr gesehen hatten!
    Auch Dormas schämte sich seiner Tränen nicht, denn er liebte seine beiden Ziehsöhne genauso wie seine eigenen Kinder und hatte sich große Sorgen um sie gemacht.
    Der König hatte befohlen, dass sich die fünf Freunde mit Dormas im Ratszimmer einfinden sollten. Er war der Meinung, dass auch Tamira und Anina ein Recht auf die Wahrheit über die Mitglieder ihrer Gemeinschaft hätten.
    So schauten nun sechs Augenpaare erwartungsvoll zur Tür, als Mendor eintrat. Als sich alle tief verbeugten, winkte der König ab.
     
    „Lasst gut sein! Ich bin so gespannt auf Dormas‘ Bericht, dass wir uns weitere Formalitäten ersparen wollen.
    Nun, Dormas, was hast du zu berichten und was hast du mitgebracht?“
     
    Dormas legte ein in ein Tuch eingeschlagenes Bündel vor dem König nieder.
    „Wie Ihr ja schon wisst, fand ich eines Morgens, als es gerade dämmerte, auf dem Weg in die Stadt eine Frau am Wegesrand liegen.
    Als ich mich über sie beugte, um zu sehen, ob ich helfen konnte, sah ich aber, dass sie tot war. Doch ich hörte das Wimmern eines Kindes, und so schob ich den Leichnam auf die Seite. Ich fand zwei wenige Wochen alte Säuglinge, die den Göttern sei Dank völlig unversehrt waren.
    Schnell eilte ich nachhause zurück, damit die Kinder versorgt werden konnten. Mein Weib stellte fest, dass es zwei Jungen waren, und in ihre Windeln aus feinstem Stoff war bei dem einen ein T und bei dem anderen ein W eingestickt.
    Ich berichtete es dem Schulzen unseres Dörfchens, und er sorgte dafür, dass die tote Frau, die niemand kannte, begraben wurde.
     
    Da unser Dorf nur sehr klein ist und weit abseits der großen Straße liegt, erfuhren wir erst Wochen später, dass unser Herr Prios und seine gesamte Familie ermordet worden waren.
    Niemand fragte nach den Kindern, und so beschlossen mein Weib und ich, sie als unsere eigenen aufzuziehen. Wir gaben ihnen Namen, die mit den Buchstaben in den Windeln begannen: Tanis und Wigo.
    Wir erfuhren erst jetzt durch

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