Der gläserne Drache
brauchen Zeit, um mehr herauszufinden.
Es tut mir zwar Leid für euch, dass er euch nun doch hier einsperren wird und ihr nicht nach Hause zurückkommt, aber da es so ist, hätte er es auf jeden Fall herausgefunden. Daher solltet ihr versuchen, ihm nur langsame Fortschritte vorzuspielen, auch wenn ihr wahrscheinlich eure Fähigkeiten sehr schnell steigern werdet, da es schon beim ersten Mal geklappt hat. Eure Gaben müssen sehr stark sein!“
„Dabei kommt mir eine Idee!“ meinte Wigo nachdenklich. „Da wir anscheinend alle diese Gabe haben, sollten wir vielleicht einmal ausprobieren, ob wir sie nicht auch untereinander nutzen können. Es könnte uns so manchen Vorteil bringen, wenn es gelänge. Wir sollten es sofort einmal ausprobieren.“
Doch Tanis widersprach. „Es ist noch zu früh! Wir würden die Mädchen damit überfordern. Sie müssen sich ihrer Fähigkeiten erst bewusst und sicher sein, bevor wir ein solches Experiment wagen.
Aber von der Sache her hast du Recht! Wer weiß, ob wir es nicht einmal bitter nötig haben werden, uns zu verständigen, ohne dass Romando es mitbekommt .
Aber etwas anderes halte ich für viel wichtiger. Wir müssen eine Möglichkeit finden, wie wir in das Zimmer des Zauberers kommen. Magritta wird uns nicht noch einmal eine solche Gelegenheit geben, denn ihr wisst, dass sie im Allgemeinen stets darauf achtet, dass die Tür sorgsam verschlossen ist.
Aber wir müssen nochmal dort hinein! Je mehr wir über die Pläne Romandos herausfinden können, desto eher sehen wir vielleicht eine Möglichkeit, sie zu vereiteln.“
„Aber wie willst du das anstellen?“ fragte sein Bruder. „Romando trägt den Schlüssel stets an seinem Gürtel, und Magritta verwahrt den ihren in einem Kasten, der auf einem Bord in ihrem Zimmer steht. Ich sah einmal durch den Türspalt, dass sie ihn dort hineinlegte, als ich an ihrem Zimmer vorbeiging.
Aber sie lässt nur Maya in ihr Zimmer, damit sie dort sauber macht und die Wäsche ordnet. Selbst wenn es Maya gelingen sollte, den Schlüssel dort für uns zu stehlen, wie sollte sie ihn unbemerkt zurückbringen, ehe er vermisst wird?“
„Und der Verdacht würde sofort auf Maya fallen, und dann würde es der Armen schlecht ergehen!“ fügte Tamira hinzu.
„Wenn wir nur hier hinaus könnten!“ sagte Anina. „Dann könnte Maya in einem unbeobachteten Augenblick einen Abdruck des Schlüssels in ein Stück Seife machen. Ein geschickter Schlosser wäre dann in der Lage, ein Duplikat davon anzufertigen. Ich habe das einmal beim Schmied im Dorf gesehen.
Dann könnten wir jederzeit, wenn Romando nicht hier ist und Magritta zu Besorgungen aus dem Haus geht, ohne Probleme in das Zimmer gelangen.“
Die beiden Brüder sahen sich an. „Was für kluge Mädchen!“ grinste Wigo. „Versucht ihr, Maya für diesen Plan zu gewinnen, dann wird Malux dafür sorgen, dass wir einen Schlüssel bekommen.“
„Aber ich glaube nicht, dass Maya das wagen wird“, warf Tamira ein. „Sie ist sehr ängstlich und würde auch befürchten, nicht nur ihre Stellung zu verlieren, sondern auch noch im Kerker zu landen, wenn man sie erwischt. Das jedoch würde ihre ganze Familie ins Unglück stürzen.
Ich weiß darum nicht, ob man von ihr verlangen darf, ein solches Wagnis einzugehen. Welchen Grund sollte sie haben, sich für uns, die sie kaum kennt, in eine solche Gefahr zu begeben?“
„Das hier!“ lächelte Tanis und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.
„Du meinst Geld?“ fragte Tamira verblüfft. „Woher sollten wir das nehmen?“
„Aus dem Loch im Dielenboden unseres Zimmers!“ feixte Wigo. „Der Vater gab uns damals fünfzig Taler von dem Geld, das Romando als ersten Teil unseres Jahreslohns bei ihm ließ. Er war der Meinung, dass wir es hier in der Stadt brauchen würden. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Zauberer uns hier einsperren würde.
Daher liegt es noch immer unangetastet in seinem Versteck. Wo und wofür hätten wir es wohl ausgeben können?“
„Ja, das könnte sie vielleicht ihre Angst überwinden lassen“, meinte Anina. „Aber wir können ihr natürlich nicht alles geben, denn wer weiß, wann wir nochmal für irgendetwas ein paar Taler benötigen. Aber ich denke, dass dreißig Taler schon eine solch große Menge Geld ist, dass sie es dafür riskieren würde.“
„Nun, einen oder zwei Taler müssten wir Malux schon geben, denn er müsste ja den Schlosser bezahlen und der Rest wäre für
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