Der gläserne Drache
seine Mühe“, sagte Wigo. „Aber darüber brauchen wir uns erst Gedanken zu machen, wenn ihr mit Maya gesprochen habt.
Schade, dass es heute regnet, sonst hätten wir euch schon ein paar Buchstaben beibringen können. Aber Schreibübungen können wir natürlich nur draußen bei den Bänken im Boden machen, wo man es leicht wieder wegwischen kann, damit wir uns nicht verraten.
Aber kommt, lasst uns zu Malux hinüber in den Stall laufen! Den Pavillon kann man vom Haus aus nicht sehen, und so wird Magritta denken, wir wären immer noch darin. Da es jetzt heftiger regnet, wird sie kaum aus dem Haus kommen, um nach uns zu sehen.
Aber Malux sollte erfahren, dass auch ihr ab sofort hier gefangen sein werdet. Ihr werdet sehen, dass sich sein Benehmen euch gegenüber sofort ändern wird.“
Sie liefen zum Stall hinüber. Als sie eintraten, s ahen sie Malux in einer der Boxen, wie er sich über ein erst wenige Tage altes Fohlen beugte und es sanft streichelte. Das Tierchen schien krank zu sein, denn es lag apathisch auf der Seite. Die dabeistehende Stute stieß es immer wieder zärtlich mit der Nase an und schnaubte leicht.
„Ja, meine Gute“, sagte Malux gerade, „wenn der Herr mir nicht irgendeinen Trank gibt, der deinem Söhnchen hilft, steht es schlecht um ihn! Dann wird er den morgigen Tag wohl nicht überleben. Ich werde alles versuchen, den Herrn dafür zu interessieren, aber im Augenblick scheint es sich um alles andere zu kümmern, nur nicht um das Wohlergehen seiner Pferde.“
Da sah er, dass die vier jungen Leute den Stall betreten hatten. „Kommt ruhig herein!“ sagte er. „Wie ihr seht, habe ich hier einen kleinen Patienten, für den ich leider nichts mehr tun kann. Er war schon bei seiner Geburt sehr schwach und konnte nicht aufstehen. Daher konnte er auch bei der Mutter nicht trinken und wird wohl an Entkräftung sterben.“
Anina trat zu Malux in die Box. „Kannst du die Stute dazu bringen, sich zu legen?“ fragte sie ihn.
Malux sah sie verständnislos an. „Warum? Was sollte das bringen?“
„Weil ich etwas versuchen möchte!“ antwortete Anina. „Vielleicht klappt es ja!“
Ohne ein weiteres Wort trat Malux zu der Stute, ergriff sie am Halfter und redete leise auf sie ein. Und tatsächlich folgt das Tier seinem Wort, knickte in den Knien ein und legte sich dann auf die Seite.
„Hilf mir!“ sagte Anina und schob die Hände unter das Hinterteil des Fohlens. Malux schien zu begreifen, was sie vorhatte, und gemeinsam legten sie den Kleinen mit dem Köpfchen an die Zitzen der Mutter. Anina massierte sanft eine der Zitzen, und die Milch begann zu fließen. Vorsichtig schob sie das Mäulchen des Fohlens an die Milchquelle.
Und tatsächlich begann der Kleine, die Milchtropfen aufzusaugen. Dann fand er die Zitze und versuchte zu saugen. Aber er war so schwach, dass er die Milch nicht zum Fließen bringen konnte.
Daher fuhr Anina fort, die Stute zu melken, und das Fohlen schluckte begierig den stärkenden Trank , während Malux ihm das Köpfchen hielt. Dann schlief das Tierchen ermattet ein und die Stute stand wieder auf.
Malux sah Anina mit einem seltsamen Blick an. „Woher wusstest du, was du machen musst?“ fragte er. „Ich kann mir nicht denken, dass du je mit Pferden zu tun hattest.“
„Wo ist der Unterschied zwischen einem zu schwachen Fohlen und einem schwächlichen Zicklein?“ fragte Anina zurück. „Auf diese Weise habe ich einmal einer unserer Ziegen ihr Junges gerettet. Wir konnten die junge Ziege später verkaufen und für das Geld dringend benötige Dinge kaufen.
Wenn Romando das Geld auch nicht braucht, so wäre es doch schade um das hübsche Fohlen , und es erspart der Mutter Herzeleid, wenn wir das Tier vielleicht auf diese Weise retten können.
Du musst das natürlich nun alle paar Stunden wiederholen. Wenn der Kleine weiter trinkt, wird er in ein paar Tagen auch kräftig genug sein aufzustehen und selbst das Euter der Mutter zu finden.“
Malux fasste Anina an den Schultern und sah ihr in die Augen. Dann zog er das Mädchen wortlos in die Arme.
Seltsamerweise fühlte sie sich dort geborgen. Sie schloss die Augen und es schien ihr, als hielte der Vater sie in den Armen.
Nach ein er kleinen Weile ließ Malux sie los und räusperte sich verlegen. „Verzeih, wenn ich dir zu nahe getreten bin“, sagte er mit belegter Stimme, „aber ich liebe Pferde, seit ich denken kann, und es macht mir immer noch das Herz
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