Der gläserne Drache
überlegen, ob er noch einmal einen derartigen Versuch wagen wollte.
Man sah an seinem Gesicht, dass er nun die Drohung der Seherin, die er für harmlos gehalten hatte, ernst nehmen würde.
Aber Romando war durch Aninas Erklärung zu dem Schluss gekommen, dass die Zwillinge immer noch nicht ahnten, was sein wirkliches Ziel war.
Da sie ihre Bereitschaft zur weiteren Mitarbeit erklärt hatten, würde es wohl nicht mehr nötig sein, dass er sich selbst mit weiteren Versuchen, sie mit Gewalt gefügig zu machen, in Gefahr brachte.
Seine Zeit würde kommen, wenn sie ihm zu der ersehnten Macht verholfen hatten.
Mittlerweile war er von seinem Plan abgekommen, alle vier nach Beendigung ihrer Aufgabe zu töten. Es würde reichen, die Jungen zu töten, um die Macht der Vereinigung zu zerstören.
In der letzten Zeit war sein Blick immer öfter begehrlich über die hübschen Gestalten der Mädchen geglitten. Sie waren mittlerweile zu schönen jungen Frauen erblüht, und er gedachte nun, die beiden einer anderweitigen Verwendung zuzuführen. Die beiden Mädchen allein würde er sich schon zu unterwerfen wissen.
Während er weiterhin voranritt, schwelgte er schon in diesem Aspekt der Macht, die er zu erlangen hoffte.
Sein Aussehen hatte ihn in seiner Jugend nur selten für Mädchen begehrenswert gemacht. Erst nach dem Tod seines Vaters hatte er genügend magische Kräfte erlangt, um sich eine Frau gefügig zu machen.
Doch da er von seiner Machtgier getrieben alle seine Kräfte auf die Verwirklichung der Prophezeiung konzentriert hatte, hatte ihm der Sinn nicht oft nach dieser Art Vergnügung gestanden.
Doch nun, so nah am Ziel seiner Wünsche, begann er sich auszumalen, welche Möglichkeiten sich ihm auftaten, wenn ihm der Einsatz des Drachen die Alleinherrschaft über ein gewaltiges Reich verschaffte.
Er brauchte dann nicht einmal mehr Magie einzusetzen – der Schrecken, den er dann verbreitete, würde ausreichen, dass ihm jede Frau zu Willen war, die er haben wollte.
Und mit diesen beiden reizenden, störrischen Mädchen würde er anfangen! Es würde ihm besondere Lust bereiten, den Willen dieser beiden widerspenstigen Schönheiten völlig zu zerbrechen.
Er war so in seine schwülstigen Gedanken versunken, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass Wigo zu ihm herangeritten war, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass die Pferde und auch sie dringend eine Rast benötigten.
Ärgerlich über die Unterbrechung seiner angenehmen Tagträume gab er den Befehl zum Anhalten. Doch bereits nach einer knappen Stunde setzte er alle wieder in Marsch.
Diesmal ließ er schon vor Einbruch der Dämmerung das Lager aufschlagen. Als alle gegessen hatten, sagte er spöttisch:
„Ich hoffe, die jungen Herrschaften sind heute bereit und willens, noch einen weiteren Versuch zu machen. Es ist nicht mehr weit bis zur Drachenhöhle, und dort werde ich eure Kräfte brauchen.
Ich will euch auch nun sagen, warum ich dort hin will.
In der Höhle des Drachen gibt es einen unermesslichen Schatz, doch man kann ihn nur erlangen, wenn man den Geist des Drachen bannt, der in Gestalt einer gläsernen Statue den Schatz bewacht und der – wie ihr ja von Porgan bereits wisst – immer noch dort umgeht.
Dies aber ist nur durch jene Macht möglich, die ich in euch erweckt habe. Außerdem sind noch zwei Hindernisse zu überwinden, ein Dornengestrüpp, das nur durch das Feuer der vier Vereinten beseitigt werden kann, und ein riesiger Felsbrocken, der den Eingang zur Höhle versperrt. Auch diese Sperre kann nur durch die euch innewohnenden Kräfte aufgehoben werden.
Ich habe euch bisher das Geheimnis nicht offenbart und euch eingesperrt, damit ihr meinen Plan nicht ausplaudern konntet. Aber da wir jetzt auf keine anderen Leute mehr treffen werden, dürft ihr das Geheimnis wissen.
Es liegt nun auch in eurem eigenen Interesse, mir zu helfen, den Schatz zu erlangen, denn ich bin bereit, euch für euren Dienst in mir angemessen erscheinender Weise zu belohnen.“
Den Zwillingen klappte vor Erstaunen der Kiefer nach unten. Malux stand auf und ging zu den Pferden, damit Romando nicht sah, dass er sich kaum beherrschen konnte.
Auch die Zwillinge hatten Mühe, ihrer Empörung Herr zu werden. Dieser Zauberer log, dass sich die Balken bogen, und das mit so harmloser Miene, als könne er kein Wässerchen trüben!
Romando schrieb den Ausdruck ihrer Gesichter ihrer Überraschung zu und war somit erst recht sicher,
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