Der gläserne Drache
sollte er dahinterkommen, dass du seinem Willen nicht unterworfen bist, wird er den ihm hörigen Porgan auf dich hetzen und versuchen, dir gemeinsam mit dem Knecht den Garaus zu machen.
Aber vielleicht fällt mir noch etwas ein, wie ich verhindern kann, dass Porgan euch bis zur Höhle begleitet. Solange ihr euch in meinem Wald befindet, habe ich die Macht, euch durch vielerlei Kräfte der Natur zu unterstützen.
Ängstigt euch daher nicht, wenn ihr im Wald seltsamen Dingen begegnet. Ich werde ein wenig Naturzauber bewirken, um Romando zu verunsichern und seine Aufmerksamkeit von euch und Malux abzuziehen.
Verlasst ihr jedoch den Wald, um zur Höhle aufzusteigen, seid ihr meinem Machtbereich entzogen. Meine kleinen dienstbaren Geister könnten dann nur noch wenig Hilfe bringen.“
„Habt Dank, oh Göttin, für die Hilfe, die Ihr uns gewährt habt und noch gewähren werdet“, sagte Tanis voll Ehrfurcht.
„Ihr braucht euch nicht für das Wenige zu bedanken, dass ich euch geben konnte und vielleicht auch noch weiter geben kann. Der Dienst, den ihr mir unter Gefahr für Leib und Leben erweisen wollt, kann durch nichts vergolten werden.
Doch achtet darauf, dass ihr mich morgen nicht „Göttin“ nennt, denn woher solltet ihr wissen, wer meine Eltern sind?
Geht nun schlafen, denn ihr werdet all eure Aufmerksamkeit brauchen, um Romando weiterhin zu täuschen.“
„Werdet Ihr uns morgen unsere Zukunft verkünden?“ fragte Tamira ängstlich. „Was, wenn der Spruch der Götter nicht günstig für uns ausfällt?“
Serina lächelte. „Romando wird eine Möglichkeit finden, auf den Seherspruch zu verzichten, denn er könnte nicht riskieren, dass seine wahren Absichten mir dadurch bekannt würden.
Ich bin eine Naturgottheit, was er aber nicht weiß, aber dadurch ist mein Wesen seiner Beurteilung entzogen. Er kann mich nicht einschätzen und weiß daher nicht, ob ich ihn nicht an seinem Vorhaben hindern könnte.
Daher wird er einen Vorwand finden, nicht auf die Vorbereitungen für eine Prophezeiung warten zu müssen.
Die Zukunft wird so oder so ihren Lauf nehmen, und vielleicht würde euch eine Weissagung mehr hinderlich als nützlich sein.
Und nun schlaft gut, und mögen die Götter euch auf eurem weiteren Weg begleiten!“
*****
Am nächsten Morgen stand vor den Zelten ein Korb mit frischen Waldfrüchten. Daneben lagen ein Laib Brot und ein Töpfchen mit Honig.
Die Tür zu Serinas Haus war geschlossen und sie selbst nirgendwo zu sehen.
Als Romando aus seinem Zelt kam, war das Frühstück schon fertig. Ohne einen Gruß ließ er sich nieder und begann, hastig zu essen.
„Beeilt euch mit dem Essen“, sagte er zwischen zwei Bissen, „und sattelt dann die Pferde auf, damit wir baldmöglichst aufbrechen können.
Habt ihr die Seherin heute Morgen schon gesehen? Ich muss unbedingt wissen, wie lange wir zu der Höhle brauchen werden, denn wir müssen sie in spätestens fünf Tagen erreicht haben.“
„Nein, wir haben Serina heute noch nicht gesehen“, sagte Wigo. „Aber sie sagte ja, dass sie heute Morgen das Reinigungsritual vollziehen wolle, um für uns um den Spruch der Götter zu bitten.“
„Wir haben keine Zeit für solche Unsinnigkeiten!“ fuhr Romando auf. „Denn wenn wir die Höhle nicht rechtzeitig erreichen, nützt mir auch eine Prophezeiung nichts!
Also los, ihr Vier, geht sie suchen und kommt nicht ohne sie zurück! Malux und Porgan werden wohl in der Zwischenzeit mit den Pferden und dem Gepäck allein klarkommen.“
Die Zwillinge erhoben sich wortlos und gingen zum Haus. Dort klopfte Tanis an die Tür, aber es kam keine Antwort.
„Kommt, wir gehen in den Wald!“ flüsterte er. „Ich bin sicher, dass Serina selbst oder einer ihrer kleinen Helfer uns beobachtet. Wir werden sie daher bestimmt irgendwo treffen.“
Und wirklich stießen sie ein Stück tiefer im Wald auf die Halbgöttin, die sie bereits mit warmem Lächeln erwartete.
„Romando schickt euch, mich zu suchen, nicht wahr?“ sagte sie wissend. „Er will erfahren, wie weit es noch bis zur Höhle ist, denn in genau sechs Tagen stehen die Gestirne in der richtigen Position.
Ihr werdet noch etwa drei Tage brauchen, um das Ende des Waldes zu erreichen. Dort müsst ihr die Pferde zurückgelassen, denn das Gelände wird dann für sie zu unwegsam und sie finden auch nicht mehr genug zu fressen.
Ich werde dafür sorgen, dass es nicht Malux ist, der bei den Pferden
Weitere Kostenlose Bücher