Der gläserne Sarg
mir.«
»Aber man darf doch nicht verallgemeinern. Was Ihr Mann getan hat, können Sie doch nicht als Paradebeispiel für eine Partnerschaft nehmen.«
»Kann sein – aber ich bin dadurch sehr verwundbar geworden. Und da ist es mir lieber, ich bleibe allein und werde nicht enttäuscht. Und außerdem – was man so sieht, welche Liebesbeziehung geht schon gut aus?«
»Denken Sie jetzt an ein bestimmtes Paar?«
»An einige. – Aber nehmen Sie nur Joan und Jim Dhiser. Man sollte doch meinen, daß hier alle Voraussetzungen für eine gute Ehe gegeben gewesen wären. Und was geschieht? Joan verliebt sich in – in diesen Bob Rint, und Jim hängt sich an Peggy.«
»Sind Sie sicher?«
»Wobei? Bei Joan und Bob? Na, das pfeifen doch die Spatzen von den Dächern.«
»Das hat sogar schon die Polizei gemerkt. Ich meinte Peggy und Jim.«
»Absolut. – Obwohl – für Peggy ist es wohl mehr nur eine Abwechslung gewesen.«
»Abwechslung? Soll das heißen, daß unsere kleine Artistin ein Schmetterling ist, der von Blume zu Blume fliegt?«
»Eine Blumenwiese wird es wohl nicht sein – aber …«
»Kennen Sie außer Jim noch mehrere dieser Blumen?«
»Würden Sie mir versprechen können, daß Sie niemals sagen, wer Ihnen diese Information gegeben hat?«
»Ich verspreche es feierlich.«
Collin hebt die Finger wie zum Schwur.
Cathy seufzt. »Wahrscheinlich ist es dumm, wenn ich Ihnen vertraue, aber ich will es riskieren. Ein weiterer Liebhaber von Peggy ist – Direktor Blondie.«
Der Lieutenant wäre fast vom Stuhl gefallen. Darauf hätte er nie getippt.
»Sie nehmen mich nicht auf den Arm?«
»Warum sollte ich? Sie können es ja sicher überprüfen.«
»Und woher wissen Sie das?«
»Glauben Sie wirklich, eine Sekretärin merkt nicht, wenn ihr Chef plötzlich ein Verhältnis beginnt? Da muß man für ein Wochenende Doppelzimmer bestellen – angeblich für Mrs. und Mr. Blondie –, und dann liest man einige Tage später in der Zeitung, daß Mrs. Blondie an den betreffenden Tagen ganz woanders bei einem wissenschaftlichen Kongreß war.«
»Dann handelt es sich nur um Indizien, die Sie zusammengetragen haben?«
»Keineswegs. Ich habe die beiden auch mal in Blondies Büro in einer verfänglichen Situation erwischt. Und außerdem – erst gestern nachmittag haben sich die beiden wieder miteinander vergnügt.«
Collin kommt aus dem Staunen nicht heraus: »Gestern nachmittag? Wenn ich mich nicht irre, haben da Tim Dhiser und Peggy Whyler eine neue Nummer trainiert.«
»Das erzählen die beiden zwar. Aber Peggy hat sich mit Mr. Blondie in dessen Schlafraum getroffen. Sie konnte ja durch den direkten Zugang unbemerkt zu ihm kommen. Und mir hat er durch das rote Licht signalisiert, daß er nicht gestört werden darf.«
Wie ein Blitz durchzuckt es in diesem Augenblick Collin. Hat der Inspector nicht von der Aussage des Hundedompteurs berichtet, der eine Frau aus der zum Direktor führenden Türe kommen sah – im weißen Bademantel. Aber das würde heißen, daß Jim Dhiser dieses Schäferstündchen gebilligt hat.
»Wußte noch jemand im Theater von dieser Liaison und dem Tête-à-tête?«
»Ich weiß es nicht. – Warum? Wäre das denn eine Spur, die zu dem Mörder führte?«
»Natürlich. Überlegen Sie: Es könnte ja sein, daß Peggy die Tür, als sie Blondies Büro betrat, nicht abgeschlossen hat. Dann konnte, während sie sich mit dem Direktor befaßte, ein Dritter oder eine Dritte ungehindert in das Zimmer spazieren und das Gift in die Flasche geben.«
»Sie könnte also eine Komplizin oder einen Komplizen gehabt haben?«
»Genau – und das kann nur Jim Dhiser gewesen sein. Weshalb sonst hätte er geduldet, daß sie den Direktor beglückt?«
»Vielleicht hat sie ihm erzählt, sie müsse mit Blondie etwas besprechen …«
»… etwa eine Gehaltszulage?« fragt Collin sarkastisch. »Nein, Jim muß die Wahrheit gewußt haben.«
Der Lieutenant verstummt. Er überlegt, ob er den Inspector sofort nochmals anrufen und ihm diese Sensation berichten solle.
»Kombinieren Sie jetzt?«
»Nein. Ich frage mich nur, ob ich diese neuen Gesichtspunkte, durch die Peggy und Jim sehr belastet werden, nicht sofort weitergeben muß.«
Er bemerkt die Enttäuschung auf Cathys Zügen. »Und ich dachte … Sie wollten einen gemütlichen Abend mit mir verbringen.«
»Sie haben recht. Jim Dhiser weiß ja nicht, was sie mir jetzt enthüllt haben. Er wird bis morgen schon nicht davonlaufen. – Also, Cin-Cin.«
Sie nimmt
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