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Der gläserne Sarg

Der gläserne Sarg

Titel: Der gläserne Sarg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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plötzlich seine Hände und streichelt sie zärtlich. Collin wird erst jetzt gewahr, daß er neben einer begehrenswerten Frau sitzt. Die Bluse, die sie anhat, ist so weit geöffnet, daß sie den Blick auf die Ansätze zweier lockender Brüste freigibt.
    Der Lieutenant kann sich nicht erinnern, je ein Kostverächter gewesen zu sein. Und offensichtlich winkt ihm hier ein süßes Abenteuer.
    Mrs. French kommt seinen Gedanken zuvor: »Ich habe in meinem Kühlschrank eine Flasche kalifornischen Sekt. Wenn Sie Lust haben, sind Sie herzlich eingeladen.«
    »Wer könnte denn da nein sagen«, scherzt Collin und ergänzt im stillen: Wenn du wüßtest, wie ich Lust habe!
    Als er sich Stunden später aus ihrer Umarmung löst, muß er sich gestehen, daß das aufregendste Liebesabenteuer seines Lebens hinter ihm liegt – und er hat auf diesem Gebiet schon einige Erfahrungen vorzuweisen. Doch nie hatte er eine Frau gehabt, die so wie Cathy die Kunst der Liebe beherrschte. Sie war ihm mit einer Selbstverständlichkeit entgegengekommen, die ihre Verschmelzung der Zufälligkeit enthob und ihn jede Sekunde bewußt erleben ließ; sie hatte ihn mit einer Raffinesse angestachelt, die ihn zum unbesiegbaren, triumphierenden Liebhaber werden ließ, und zugleich hatte sie es verstanden, ihrem Liebesrausch den Anschein der unschuldigen ersten Begegnung zu verleihen. Sie hatten sich ineinander verbissen, sich wie im furchtbaren Kampf im Bett gewälzt, mitgerissen vom Feuerstrom ihrer Begierden – und Cathy hatte ihn angefeuert, sie immer wieder zu nehmen, in sie einzudringen, sie zu besiegen.
    Ob er sich an diese Frau verloren hatte? Collin setzt sich auf die Bettkante und streichelt über ihren Kopf. Noch fühlen sich ihre Haare und ihre Stirn feucht an, die Leidenschaft hatte diese Zeichen auf ihrem Körper hinterlassen.
    »Cathy, du hast mich besiegt«, murmelt er.
    »Ich wollte es, ich wollte dich einmal haben – wenigstens einmal.«
    »Du wirst mich noch oft haben.«
    »Ich glaube es nicht – denn ich muß dir etwas sagen. Auch ich bin in den Fall Joan Dhiser verwickelt.«
    Collin wird plötzlich hellwach. Er nimmt die Hand von Cathys Haar. »Du? Das ist wohl ein schlechter Scherz.«
    »Es ist kein Scherz. Bob Rint war – mein Mann. Als er mich verließ, habe ich wieder meinen Mädchennamen angenommen. Aber ich war einmal Mrs. Cathy Smith.«
    Der Lieutenant sitzt wie erstarrt. Er bemüht sich, seine Gedanken zu ordnen. Da war doch ein Brief – richtig, der Drohbrief im Schrank von Bob Rint.
    »Bist du etwa ›Honey‹?«
    »So hat er mich genannt.«
    »Dann ist der Brief, in dem ihm mit dem Tod gedroht wurde, von dir?«
    »Ja, er ist von mir. Doch die Drohung war nicht ernst gemeint. Ich wollte nur mein Geld zurück. Ich wollte wiederhaben, was er mir gestohlen hatte.«
    »Und hast du es bekommen?«
    »Nein – aber er versprach mir, das Geld zu beschaffen. Er sagte, er erwarte eine größere Summe.«
    »Cathy – das darf doch nicht wahr sein. Warum hast du mir das nicht vorher gesagt?«
    »Ich wollte dich haben – und ich hoffte, du würdest mir danach eher glauben als vorher. – Ich sage dir die Wahrheit: Ich habe ihn nicht umgebracht.«
    »Aber du hast ein Motiv. – Das erste Motiv, das für uns – für die Polizei – greifbar ist. Und du hattest Gelegenheit, das Gift in die Flasche zu tun.«
    »Bitte glaube mir! Sag mir, daß du mich nicht für die Mörderin hältst.«
    Collin atmet tief. Was soll er antworten? Sein Gefühl zieht ihn zu dieser Frau. Aber zugleich spürt er Argwohn. Hat sie deshalb mit ihm geschlafen? Wollte Sie ihn betäuben? Ihn unsicher machen?
    Er schlägt die Bettdecke zurück und legt sich neben sie. Er nimmt sie in die Arme, küßt ihre Augen, ihre Lippen.
    »Cathy«, sagt er dann. »Ich weiß nicht, ob ich dir glauben kann. Aber ich will es versuchen. Der Inspector soll entscheiden.«

15.
    Als Collin am nächsten Morgen mit zehn Minuten Verspätung vor dem Schreibtisch seines Chefs Platz nimmt, läßt er die unabwendbare Bemerkung Jacklows, ob er neuerdings seine Überstunden im Bett verbringe, mit Gelassenheit über sich ergehen. Er ist sich ja sicher, daß er diesmal Trümpfe in der Tasche hat, die den Inspector die Unpünktlichkeit schnell vergessen lassen werden. Und außerdem hat er für seine Verspätung auch eine Erklärung.
    Also wartet er zunächst einmal geduldig, bis Jacklow seine Spottschelte angebracht hat. Dann lehnt er sich lässig zurück und sagt: »Ich bin etwas spät ins Bett

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