Der gläserne Sarg
Kontoüberprüfung ergeben?«
»Ich erwarte jeden Moment den Bericht … Ja, die Lebensversicherung – bestimmt ein weiteres Indiz. Aber mehr eben auch wieder nicht.«
»Ich würde das doch im Zusammenhang sehen. – Peggy hatte, davon sollten wir ausgehen, ein Verhältnis mit Blondie und zugleich mit Jim Dhiser. Beides sind ältere Männer und – verheiratet. Was also kann das Mädchen an ihnen gereizt haben? – Doch wohl nur ihr Geld! Und da ist eine Lebensversicherung über 250.000 Dollar eine nicht geringe Verlockung …«
»Und wer von den dreien hat nun nach Ihrer Ansicht den Mord begangen?«
Collin überlegt: »Blondie scheidet für mich aus. Er war sicher nur auf seine Schäferstündchen bedacht – übrigens nicht nur bei Peggy. Bleiben also Peggy und Dhiser. Und genau das ist der Punkt, wo auch ich zweifle. Peggy könnte nämlich leicht das Gift in die Flasche geschüttet haben. Den Direktor für eine solch kurze Zeitspanne abzulenken, während sie in seinem Büro war, traue ich ihr leicht zu. Oder Jim Dhiser hat das Büro betreten, während Peggy und Blondie im Hinterzimmer miteinander herumtobten …«
Noch während Collin seine Theorien entwickelte, hatte Jacklows Telefon zu läuten angefangen. Der Inspector nimmt ab und hört interessiert zu. Der Lieutenant sieht, wie sich der Oberkörper seines Chefs aufrichtet – immer ein Zeichen dafür, daß Jacklow eine wichtige Nachricht verarbeitet. Dann legt Jacklow auf und lehnt sich mit zufriedenem Gesichtsausdruck wieder lässig zurück. »Ich glaube, wir kommen langsam ans Ziel, Collin«, sagt er aufatmend. »Die Dinge geraten in Fluß. – Das war die Nachricht über Dhisers Finanzen.«
»Und …?«
»Es sieht übel aus. – Dhiser hat in den letzten beiden Monaten große Summen abgehoben und darüber hinaus ungedeckte Schecks ausgestellt. Es laufen Pfändungsbeschlüsse – es scheint, daß sich unser Freund vor den Gläubigern kaum retten kann.«
»Na also, das paßt doch alles nahtlos zusammen …«
»Sie vergessen nur, Lieutenant, daß wir weder Dhiser noch Peggy den Giftbesitz nachweisen können. Im Gegenteil, das Gift wurde ja bei Bob Rint gefunden.«
Diese Feststellung bringt Collin wieder auf den Boden der Tatsachen – und erinnert ihn an Mrs. French, die wohl immer noch in Jacklows Sekretariat sitzt. Etwas zurückhaltend gesteht er: »Es gibt da noch eine Neuigkeit, Chef.« Und schnell fügt er hinzu: »Ich glaube aber nicht, daß sie des Rätsels Lösung liefert …«
»Was soll das, Collin? Ihnen schlägt wohl das Artistenmilieu zu Gemüt? Sie haben es doch nicht nötig, sich bei mir als Enthüllungskünstler zu profilieren …«
Collin sinkt noch weiter in seinen Stuhl.
»Es betrifft Mrs. French. – Mrs. French ist nämlich ihr Mädchenname. Als sie noch verheiratet war, hieß sie – Mrs. Catherine Smith …«
»Smith?« Des Inspectors Stirn zieht sich in Falten. Er denkt angestrengt nach. »Smith ist ja kein ausgefallener Name. Aber sind wir ihm nicht schon einmal im Fall Joan Dhiser begegnet?«
Jacklow greift sich die Akte und blättert darin. »Sie brauchen nicht nachzusehen, Inspector. Der Name Dan Smith steht in einem Paß, den ich Ihnen gestern nachmittag mitgebracht habe. Dan Smith war – Bob Rint.«
Eine Sekunde hört man nur das Ticken der beiden Armbanduhren. So still ist es auf einmal in dem Büro geworden.
Plötzlich steht der Inspector abrupt auf, geht um den Schreibtisch herum und bleibt vor Collin stehen: »Und der bei Rint gefundene Drohbrief?« fragt er von oben herab.
»Ist von – Mrs. French geschrieben!«
»Sie wollten wohl wieder ›Cathy‹ sagen? Menschenskind, Lieutenant – Sie sind wohl von allen guten Geistern verlassen! Was Sie da tun, ist ja fast schon Begünstigung im Amt – oder Dummheit«, fährt Jacklow mit etwas weniger Laustärke fort. »Sehen Sie das denn nicht? Diese gerissene Person enthüllt Ihnen zuerst angebliche und nicht beweisbare Beobachtungen über Peggy und Blondie, um Sie auf eine falsche Spur zu locken. Und dann, nachdem Sie mit Ihnen gepennt hat, erzählt sie Ihnen so nebenbei, daß sie mit dem Mordopfer verheiratet war und diesem vor kurzem einen Drohbrief geschrieben hat. Und Sie glauben auch noch, daß dies nur ein makabrer Scherz war …«
»Sie hätte es mir ja nicht gestehen müssen …«
»Daß ich nicht lache. Sie hat Ihnen mehr zugetraut, als in Ihnen steckt. Ihr Verstand sitzt seit gestern abend wohl zwischen den Beinen! – Denken Sie doch nach, was die
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