Der gläserne Sarg
plötzlich. Auf dem Boden sind drei Buchstaben eingraviert: M.W.B.
»Mark W. Blondie«, entschlüsselt Jacklow halblaut.
»Wie bitte?« fragt sein Kollege.
»Ich habe wohl mit mir selbst gesprochen«, weicht Jacklow aus. »Bitte, geben Sie mir diese Beweisgegenstände mit. Ich quittiere Ihnen natürlich dafür – sie werden mir helfen, einem alten Genießer einige unangenehme Fragen zu stellen.«
Als er wieder in seinem Wagen sitzt, greift Jacklow zum Telefon und ruft seine Sekretärin an: »Sally, stellen Sie fest, wo sich Mr. Blondie im Augenblick aufhält und meldeten Sie es mir. Sagen Sie ihm aber nicht, daß ich ihm einen Besuch abstatten möchte. Es wird Ihnen schon eine passende harmlose Erklärung einfallen …«
Als er bereits wieder East Chicago erreicht hat, erhält er die Auskunft, daß sich der Direktor noch zu Hause befindet. Es sei ganz einfach gewesen, das zu erfahren. Sam, der Portier, habe die Auskunft erteilt, und zwar habe Mrs French angerufen, die sich ja noch im Präsidium aufhalte.
»Danke, Sally – das habt ihr gut gemacht. Und nun rufen Sie Collin. Er soll sofort zum Haus von Blondie fahren und mich dort erwarten – aber unauffällig.«
18.
Der Lieutenant kommt gerade von seinem Gespräch mit Ray Hardin, als ihm der Fahrer von der Anweisung Jacklows berichtet.
Seufzend lehnt sich Collin im Sitz zurück: »Daß man auch keine Sekunde verschnaufen kann – also, dann brausen Sie mal los.«
Michael läßt noch einmal seinen Besuch bei Ray Hardin an sich vorüberziehen.
Was war das doch für eine Überraschung gewesen, als ihm der Student geöffnet hatte. Schon beim Anblick des Hauses hatte sich der Lieutenant selbst gesagt, daß seine Vermutung, Ray Hardin sei ein Millionär, der sich in Peggy Whyler eine schicke junge Freundin halte, wohl nicht ganz zutreffen könne. Aber, daß er dann einen Studenten, der wohl eher von seiner Freundin verhalten wurde, treffen würde, damit hatte er doch nicht gerechnet.
Den brauchen wir jedenfalls nicht auf die Liste der Verdächtigen zu nehmen – denkt Collin. Offen und ohne Vorbehalte hatte Ray auf die Fragen des Lieutenants geantwortet und dabei geradeheraus bekannt, daß er sich von Peggy das Studium und die Wohnung bezahlen lasse. Kein Zweifel – der hätte nie die teuren Kleider kaufen können, die in Mrs. Vanhuisens Pension hingen. Aber dann muß Jim Dhiser der noble Spender gewesen sein. Vielleicht erklärt das dessen unheimlichen Geldverbrauch.
Hardin hatte auch von dem letzten Anruf Peggys berichtet: »Noch nie hat sie so etwas getan … Ich wollte sie noch fragen, was das bedeuten solle, da hatte sie schon aufgelegt. – Wenn wir je zusammensein wollen, dann muß es sein … Ja, das waren genau ihre Worte. Was hat denn dieses Verschwinden mit mir, mit unserer gemeinsamen Zukunft zu tun?«
Und dann hatte der Student von den Plänen berichtet, die Peggy und er geschmiedet haben. Er erwähnte dabei auch, daß ihn Peggy zu der Versteckspielerei gezwungen habe. Nur selten sei sie mit ihm ausgegangen. Und dann berichtete er noch, daß Peggy in den letzten Wochen immer wieder davon gesprochen habe, daß sie nun bald besitze, was sie beide bräuchten …
Collin war es schwergefallen, dem Studenten zu sagen, daß Peggy ermordet wurde – wohl weil sie zu hoch um diesen Besitz gespielt hatte.
Ray hatte getobt und heilige Schwüre ausgestoßen – »Ich werde den Kerl, der sie angerührt hat, noch im Gerichtssaal umbringen« –, dann war er zusammengebrochen und hatte nur noch geweint.
Er hatte sie geliebt, wirklich geliebt – denkt Collin. Er ist nicht der Typ, der sich von einer Frau bewußt aushalten läßt. Wahrscheinlich wäre Peggy durch ihn von ihrem zweifelhaften Doppelleben abgekommen.
»Wir sind da, Lieutenant«, reißt ihn der Fahrer aus seinen Gedanken.
»Fahren Sie bitte einige Häuser weiter – wir wollen nicht direkt vor der Haustüre warten. Der Inspector muß ja gleich hier sein.«
In der Tat. Es dauert keine fünf Minuten, bis hinter ihnen Jacklow aus seinem Wagen steigt.
Auch Collin zwängt sich aus seinem unbequemen Sitz.
»Na, Lieutenant, haben Sie sich gut mit Mrs. Vanhuisen unterhalten?«
»Danke, es war ein ausgesprochenes Vergnügen. Sie wissen ja, daß ich gepflegte Konversation schätze. Doch ich habe nicht nur parliert. Ich kann auch mit einigen Überraschungen aufwarten.«
Und Collin berichtet zuerst von der Existenz Ray Hardins – und auch davon, daß er den Studenten sofort aufgesucht habe.
»Er
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