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Der gläserne Schrein (German Edition)

Der gläserne Schrein (German Edition)

Titel: Der gläserne Schrein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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ein Zeichen, und die beiden zogen schweigend ab.
    Christophorus runzelte die Stirn. Er folgte Marysa, die mit einem Bierkrug aus der Küche kam, in die Stube, wo er sich ihr gegenüber an den großen Esstisch setzte. «Ein interessanter Mann, dieser Gort. Kann er auch sprechen?»
    Marysa schnaubte. «Ihr solltet froh sein, von seinen Kommentaren verschont geblieben zu sein.»
    «Mir scheint, Euer Vetter hat gar nicht so unrecht.»
    Sie hob ruckartig ihren Kopf und starrte ihn finster an.
    Christophorus verzog keine Miene. «Ich meine, als er sagte, es sei ein glücklicher Zufall, dass ich ausgerechnet jetzt wieder nach Aachen gekommen bin. Nach allem, was ich eben gehört habe, dürfte Euch ein wenig Beistand nicht schaden.»
    «Ich werde schon mit Hartwig fertig», erwiderte Marysa heftig. «Das geht Euch nichts an.»
    «Nicht?» Ruhig nahm Christophorus ihr den Krug aus der Hand, den sie noch immer so fest umklammert hielt, dass das Weiße ihrer Knöchel durch ihre Haut hindurchschimmerte. Er schenkte erst ihr, dann sich selbst ein, bevor er weitersprach. «Das ist Eure Meinung, Frau Marysa. Aber Ihr wisst genau, dass ich Aldo ein Versprechen gab. Ich werde es halten, ob es Euch gefällt oder nicht.»
    Marysa seufzte resigniert. «Was bewegt Euch Männer bloß dazu, Euch immer wieder ungefragt in die Angelegenheiten anderer einzumischen?» Sie schüttelte den Kopf. «Wenn Ihr meint, mir gegen Hartwig beistehen zu müssen, dann halte ich Euch nicht ab. Kommt mir dabei aber nicht in die Quere. Ich habe, weiß Gott, genug Sorgen und lege keinen Wert auf mehr davon.» Sie senkte den Blick und schwieg.
    Christophorus sah sie eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Ihre Miene wirkte verkniffen und müde. Er musste mit Macht dem Impuls widerstehen, ihre Hand zu ergreifen. Stattdessen lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. «Hyldeshagens Gesellen haben ihre Aussage bestätigt», berichtete er. «Sie sahen Meister Goldschläger am späten Abend aus dem Haus kommen. Als sie es selbst betraten, fanden sie Hyldeshagen am Boden liegend. Er hatte Krämpfe und erbrach sich – zu seinem Glück wohl, denn das beförderte das Gift schnell genug aus seinem Körper, sodass es keinen weiteren Schaden anrichten konnte. Hyldeshagen selbst hat Euren Stiefvater beschuldigt.»
    Marysa blickte ihn verständnislos an. «Wie kann er das behaupten? Bardolf hat ihn nicht vergiftet.»
    «Er sagt, Meister Goldschläger sei als Letzter bei ihm gewesen und habe als Einziger nicht von dem Wein getrunken, den Hyldeshagen ausschenken ließ.» Christophorus hielt einen Moment inne, dann sprach er weiter: «Leider hat Euer Stiefvater Hyldeshagen in letzter Zeit mehrfach vor Zeugen gedroht.»
    Marysa fuhr auf. «Er war im Recht! Der Auftrag in der Chorhalle gehört ihm. Hyldeshagen hat sich da hineingedrängt, nachdem der erste Unfall passierte und Bardolf verletzt wurde. Aber er hätte doch niemals … Bardolf ist kein Mörder!»
    «Das will auch niemand glauben.» Christophorus gab seiner Stimme einen beschwichtigenden Klang. «Doch die Beweislage spricht momentan leider gegen ihn.»
    «Die Beweislage?», wiederholte Marysa aufgebracht. «Er sitzt im Gefängnis! In einer schmutzigen ungeheizten Zelle, mit einer zerfransten Grasmatte als Schlafstatt. Meine Mutter ist außer sich. Großvater ist von seiner Herberge in ihr Haus gezogen, damit er ihr beistehen kann. Ich habe ihr angeboten, ebenfalls bei ihr zu bleiben, aber sie hat es abgelehnt.» Erschöpft stützte sie die Stirn in ihre Hände.
    «Wir werden einen Weg finden, die Sache aufzuklären», sagte Christophorus leise.

14. KAPITEL
    «Gut gemacht», lobte der ältere Mann den jüngeren mit höhnischer Stimme. «Noch dümmer hättet Ihr Euch wohl nicht anstellen können, wie? Was sollte die Sache in Hyldeshagens Haus? Wolltet Ihr uns etwa allesamt vergiften?»
    Der jüngere Mann schüttelte mit zerknirschter Miene den Kopf. «Das wäre nicht geschehen, ganz gewiss nicht. Ich habe gut aufgepasst, dass nur die beiden Goldschmiede den vergifteten Wein bekommen.»
    «Ach ja?» Der Ältere schnaubte wütend. «Und warum habt Ihr mit der Dosis geschlampt? Hyldeshagen lebt schließlich noch. Goldschläger ebenfalls, wenn mich meine Augen nicht getäuscht haben.»
    Der Jüngere hob beschwichtigend die Hände. «Es ist vielleicht nicht so geglückt, wie ich geplant hatte, aber bedenkt, welchen Vorteil wir nun haben! Goldschläger sitzt im Grashaus und wird des

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