Der gläserne Schrein (German Edition)
Christophorus, während er das Kleid mit den Fingerspitzen öffnete. Hungrig betrachtete er ihre kleinen festen Brüste und zog sich mit einer raschen Bewegung Skapulier und Habit über den Kopf.
***
Obwohl Marysa sich erschöpft fühlte, gelang es ihr wieder nicht, einzuschlafen. Sie sagte sich, dass es töricht sei, doch sie lauschte jedem kleinen Geräusch nach und fragte sich dabei, wo Bruder Christophorus stecken mochte. Was tat ein Mönch des Nachts in der Stadt? Falls er seine Mitbrüder in der St.-Jakob-Straße besucht hatte, würde er vermutlich mit ihnen beten. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte er bei seinem ersten Besuch in Aachen die strengen Gebetszeiten strikt eingehalten. Ein wenig beruhigte sie diese Vorstellung, doch dann schob sich die Erinnerung an eine junge Frau in ihr Bewusstsein – eine Gauklerin, die ihn damals, am Tag der ersten Heiltumsweisung, mitten auf dem Parvisch umarmt hatte. Marysa wusste nicht, wer das Mädchen gewesen war, doch aus Bruder Christophorus’ Reaktion hatte sie schließen können, dass die beiden recht vertraut miteinander gewesen waren. Bei diesem Gedanken zog sich Marysas Magen zusammen. Ob sie noch immer sein Liebchen war und ihn vielleicht sogar heimlich in die Stadt begleitet hatte? Oder vergnügte er sich gar in einem der Hurenhäuser, wie sie es von vielen anderen Geistlichen gehört hatte? Marysa versuchte sich den Dominikaner in den Armen einer Dirne vorzustellen. Das Ziehen in ihren Eingeweiden verschlimmerte sich. Also versuchte sie sich abzulenken und an die Augustiner zu denken, denen ihr Großvater ihr Geschäftsangebot übermittelt hatte. Ob sie darauf eingehen würden? Sie hatte auf Bernáts Rat hin hauptsächlich Heiligenhaar und Stoffreliquien zum Tausch vorgeschlagen. Kleiderfetzen von Märtyrern waren in den Klöstern sehr gefragt und ließen sich recht einfach beschaffen.
Als plötzlich etwas lautstark gegen ihren Fensterladen flog, fuhr sie erschrocken hoch. Sie lauschte, und wenige Augenblicke später flog ein zweites Steinchen gegen den Laden.
Langsam schwang Marysa ihre Beine über die Bettkante und warf sich ihren warmen Hausmantel über. Sicher stand Bruder Christophorus vor der Tür. Weil er bei ihr Licht gesehen hatte, verzichtete er darauf, das Haus mit lautem Klopfen aufzuwecken.
Zwischen Ärger und Erleichterung schwankend, ging Marysa zum Fensterladen, entriegelte ihn und warf einen Blick hinunter zur Straße.
20. KAPITEL
Estella legte ihre Hände auf Christophorus’ breiten Brustkorb und ließ sie federleicht bis hinunter zu seinen Hüften gleiten. Erregt zog er sie an sich und schob ihr Kleid noch weiter auseinander. Behände schlüpfte sie aus den Ärmeln. Sofort drängte sie sich wieder an ihn. Er griff in ihr dickes schwarzes Haar, das ihr in einem weichen Zopf bis fast zur Hüfte hinabreichte, drückte ihren Kopf nach hinten und verschloss ihren Mund mit einem drängenden Kuss.
Als sie sich schwer atmend wieder voneinander lösten, schob er sie zu dem schmalen Bett und ließ sich mit ihr darauf sinken. Seine Finger zerrten an ihrem Rock. Geschickt wie eine Schlange schlüpfte sie heraus und warf das Kleid von sich. Ihr biegsamer Körper, mit dem sie als Akrobatin die unglaublichsten Verrenkungen zustande brachte, wand sich um ihn.
Christophorus ließ seine Hände über Estellas Leib gleiten, der ihm nach der langen Zeit, die er bereits mit der Gauklertruppe herumreiste, sehr vertraut war.
«Wo bist du eigentlich untergekommen?», fragte sie atemlos und ließ ihre Hände leicht über seine Schultern wandern, während sie ihm ihre Kehle darbot.
«Hm – wie?» Christophorus brauchte einen Moment, um ihre Frage zu begreifen. «Marysa Markwardt hat mich eingeladen, als Gast in ihrem Haus zu wohnen.» Kurz blitzte Marysas Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Er verdrängte es sofort wieder und konzentrierte ich auf Estella, deren Hände inzwischen weiter nach unten gewandert waren und an seiner Bruoch nestelten.
Verblüfft hielt sie inne. «Im Ernst? Du wohnst im Haus dieser Frau?»
«Warum nicht?», murmelte er und umspannte mit der Hand eine ihrer Brüste.
«Ich dachte, sie hätte dich damals hinausgeworfen?»
Christophorus zog seine Hand zurück und blickte in Estellas fragendes Gesicht. «Sie hat mich nicht …» Er stieß heftig Luft aus und richtete sich etwas auf. «Wir sind nicht im Streit auseinandergegangen.»
«Aber du warst damals froh, von dort weggehen zu können.»
Das war er in der Tat gewesen
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