Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
Vom Netzwerk:
Erfahrungen in der Kunst des Redens sind recht dürftig. Ich habe eigentlich immer mehr gedacht als geredet. Mir ist ganz eigenartig beklommen in der Brust, und es ist nur gut, dass Altar tha Barga ruhig und fest neben mir steht.
    gewiss, sie sind einfache Menschen, von denen nur einige als Soldaten in Zaina waren, die mich aus brennenden Augen ansehen. Und plötzlich ist es nicht tha Barga, der neben mir steht, sondern mein Vater, der seine sinnlose Rede vor der Beerenernte hält, hinab zu den zerstörten, aufgedunsenen Masken, aus denen die Sammler uns anglotzen. Da zieht sich mir das Herz zusammen vor Schmerz. Vor den Augen verschwimmt es mir vor Mitleid und Zorn; aber da merke ich, dass ich schon spreche.
    »Ich bin Tolt, der Sohn Iros, des Nägar. Ich kam vor wenigen Tagen nach Zaina, weil der Fürst es befahl. Und ich sah Zaina, die herrliche Stadt, die wie Schaum am Ufer des Meeres lag, des Meeres, das Wasser ist ohne Ende, das in der Ferne zum Himmel greift und sich mit den Wolken vermählt. Ich sah die weißen Mauern der Stadt und der Burg, die steil aufragt und die noch nie bezwungen wurde. Rings um die Mauern standen wie goldene Türme die Großen Wagen Adapors und schienen zu warten. Doch worauf warteten sie? In der zweiten Nacht warfen sie Feuer und Tod auf die Stadt und brachten die Steine zum Glühen, dass sie zu Staub zerfielen und Häuser und Wege zerbrachen. Licht und Feuer warfen sie gegen das goldene Tor des Tempels, bis die heilige Halle offen vor ihnen lag. Dann zerstörten sie alles und fuhren mit den Großen Wagen über die Trümmer, dass selbst die Asche noch einmal zu brennen begann. Doch der Fürst, unser Herr, kannte die Bosheit der bleichen Fremden von Adapor und hatte bis auf uns alle Menschen aus der Stadt geführt. So war alles Toben umsonst, denn Zaina war leer, und soviel die Adaporianer auch um sich schlugen, konnten sie niemanden treffen, denn es war niemand mehr da.
    Als wir am Morgen nach Zaina zurückblickten, sahen wir nur rauchende Asche. Aber die Adaporianer hatten gemerkt, dass kein Mensch in Zaina war. Nun suchen sie überall im Land nach den Menschen, denn sie brauchen Sammler, Sammler, die ihnen die Beeren aus den Wäldern holen, auch wenn sie dabei die Kraft ihres Geistes verlieren und schlimmer als die Würmer leben müssen. Das aber ist vorbei; so mächtig die Waffen der Fremden auch sein mögen, sie sind dumm! Sie haben sich aufgeteilt in kleine Gruppen, um uns zu suchen.
    Warum tun sie das? Was haben wir ihnen getan? Hätten sie nicht mit uns reden können? Sie sind Narren, die ihr Zino mit dem Schwert peitschen, wenn sie schneller reiten wollen, und die ihrem Fragon die Flügel abhacken, wenn es landen soll!
    Sieben Adaporianer sind auf dem Weg hierher, und wir glauben, dass sie bald Wasser brauchen werden. Sie mögen Wasser haben, Wasser mehr als genug! Aber wir wollen nicht das gleiche Unheil anrichten wie sie, sondern sie belehren! Männer und Frauen von Huldenhus, wir brauchen eure Hilfe! Unsere Soldaten sind müde, ihr aber seid frisch und kennt euch vor allem gut in dieser Gegend aus. Wir müssen noch in dieser Nacht ein Brunnenhaus bauen und herrichten, in dem wir die sieben Adaporianer ins Wasser fallen lassen können, denn ich glaube, dass ihre Waffen im Wasser unbrauchbar sind, weil sie Feuerstrahlen aussenden, und das Wasser wird das Feuer löschen. So können wir sie vielleicht fangen, ohne dass wir uns gegenseitig töten müssen.
    Ich bitte jetzt jeden von euch, der einen Rat weiß, zu mir zu kommen und zu sprechen!«
    Zunächst scheuen sich die Bauern von Huldenhus, vor uns zu treten und zu sprechen. Sie sehen alle ihren Bauernmeister an. Dem scheint es auf seinem Sitzstein plötzlich unbequem zu werden, denn er rutscht hin und her und angelt sich mit der Zunge einige Haare seines Schnauzbarts in den Mund, um darauf zu kauen. Jetzt steht er doch auf und kommt mit bedächtigen Schritten zu mir.
    »Nicht mal seinen Schnauzer lässt er aus’m Maul!« brummt einer seiner Bauern anerkennend.
    »Ich glaub’, das mit dem Brunnenhaus ist nicht gut!« bricht es endlich aus dem Huldenhuser hervor. »Die werd’n doch nicht in’n Haus gehn! Schöne Kriegsleut wärn das! Aber ich weiß ’ne freie Quelle …«
    »Nein, nein, Bauernmeister!« unterbreche ich ihn. »Du kennst sie nicht, die Adaporianer. Dank dem zeitlosen Raum dafür! Die haben mehr Angst vor der freien Luft und dem Himmel.
    Ich bin dafür, dass wir jetzt anfangen. Ich bin müde. Und wenn deine

Weitere Kostenlose Bücher