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Der gläserne Wald

Der gläserne Wald

Titel: Der gläserne Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinald Koch
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Quelle am Weg der Adaporianer liegt, nehmen wir sie als Fallgrube und bauen das Brunnenhaus darüber.«
    Kurze Zeit darauf verlassen wir den Ort, und alle Einwohner begleiten uns mit Wagen und ihren Arbeitsgeräten zu der Quelle. Nur einige alte Leute bleiben im Ort und bewachen die Kinder und die schlafenden Soldaten.
     
    Die »Komet III« hatte den letzten Kampftrupp, der gegen jene verdächtige Felsformation vordringen sollte, abgesetzt und jagte nun auf einer wahnwitzigen Flugbahn nach Osten. Wie ein Spuk aus leuchtenden Streifen flogen die Bilder der Landschaft über die Televisionsschirme, hie und da festgehalten von einem der Beobachter, die immer wieder aus dem farbigen Strudel Momentaufnahmen herausrissen, um sie zu prüfen.
    Plötzlich beugte sich einer der beobachtenden Offiziere nach vorn, stieß einen erstaunten Ruf aus und riss gleichzeitig den Alarmhebel in seinem Pult zurück. Mit unübertrefflicher Präzision reagierte der Pilot, indem er das Schiff aufrichtete und die ungeheuren Bewegungsenergien sich im Senkrechtflug aufzehren ließ, bis die flirrenden Streifen auf den Schirmen zu rasch schrumpfenden Bildern wurden, bis die Bewegung sich verlangsamte, einhielt, dann, erst zögernd, bald immer schneller wieder Bewegung in die Bilder kam, die Landschaft auf den Schirmen wieder auf sie zuwuchs und schließlich aus den Rahmen zu stürzen schien. Etwa tausend Meter über dem Boden bremste der Pilot den Fall des Schiffes ab, und nun hatten die Beobachter Gelegenheit, das eigenartige Ding in Augenschein zu nehmen, das der Anlass zu diesem energieverschleißenden Manöver gewesen war.
    Auf den ersten Blick sah es tatsächlich aus wie eine der Kuppelstädte daheim auf Adapor; doch beim näheren Hinsehen wurde man gewahr, dass die Ähnlichkeit mit den durchscheinenden Kuppeln nur zustande kam, weil zahllose spitze Säulen hoch emporragten und die freien Räume zwischen den Säulenspitzen dem halbkugelförmigen Gebilde eine gewisse Transparenz verliehen.
    Kapitän Kali hatte bisher ruhig an seinem Platz abgewartet, ohne in die automatisch nach dem Reglement ablaufenden Vorgänge einzugreifen. Jetzt ließ er sich das vergrößerte Bild auf den Kommandoschirm schalten und studierte es bedächtig, während er gleichzeitig die Ergebnisse der Einzelauswertung überflog, die über die Monitorschirme kamen.
    »Nun, meine Herren, was Sie da auf den Bildschirmen sehen, das gibt es einfach nicht! Die Massenauswertung lässt auf eine unbedeutende Mulde schließen, Energie- und Infrarotortung bringen keine von der Umgebung abweichenden Werte, lediglich die Radarmessungen … Danach schweben wir über einem Loch, das sich quer durch den Planeten zieht.«
    Der Kapitän klatschte leicht in die Hände und musterte belustigt die Runde seiner Offiziere. Lächelnd fuhr er fort: »Nach den alten Dienstvorschriften müssten wir jetzt schon im Alarmstart diese Welt verlassen! müssten einen unverschlüsselten Bericht auf allen Frequenzen und ohne Richtstrahl absetzen und anschließend den Selbstvernichtungsmechanismus … Aber wir führen Krieg!«
    Er wandte sich wieder den Bildschirmen zu und befahl: »Landemanöver einleiten!«
    Behutsam senkte sich der goldene Turm und schleuderte hochbeschleunigtes Plasma auf den Stachelstrauchgürtel des Beerenwaldes von Ptolamära.
    Die Offiziere schauten Kapitän Kali besorgt an. Dieser erklärte beschwichtigend: »Keine Sorge, es kann nicht so schlimm sein, das Ding da unten. Anscheinend haben die Eingeborenen ja auch damit gelebt. Hat einer von Ihnen, meine Herren, eine Vorstellung, was das sein könnte? Ich habe niemals von einem solchen Phänomen gehört oder gelesen!«
    Er wandte sich wieder zum Kommandoschirm, der ein kristallklares und plastisches Farbbild zeigte. Aus einer silbriggrün fluoreszierenden Halbkugel, die einen Durchmesser von sechs Kilometern haben mochte und aussah, als sei sie aus hauchzarten Glasfäden gewoben, ragten bizarre Stacheln wie zur Wehr gegen Fremde. Diese sich nach oben nadelspitz verjüngenden Säulen schimmerten wie blauer Stahl und überragten das halbkugelförmige Gebilde um mehr als hundert Meter.
    Das Schiff setzte am Boden auf, leicht schwankend und federnd, wie es dem Kapitän schien, nicht mit der gewohnten Sicherheit. Mit einigen raschen Einstellungen veränderte er den Blickwinkel des Holographen, so dass die Heckfinnen des Beiboots sichtbar wurden.
    »Werenko, Hajan! Kommen Sie näher! – Schauen Sie sich das an!« rief er, doch die beiden

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