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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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die Weihnachtswerbekampagne fotografiert.«
    Mit ihrer Erregung und Begeisterung wirkt sie fast wie ein junges Mädchen, dachte Jay. Ihre Wangen waren gerötet, und diesen Blick kannte er noch gut aus ihrer Kindheit. Nur dass sie kein junges Mädchen mehr war, sie war eine Frau – eine Ehefrau – und die Mutter eines Kindes.
    Seine nächste Frage – »Vermisst du ihn?« – schockierte Jay beinahe so sehr wie Amber.
    Sie öffnete den Mund, und in ihrem Blick lag Furcht. »Wen denn?«
    Es war zu spät, so zu tun, als wäre die Frage einfach so dahingesagt worden und hätte nichts zu bedeuten. »Lucs Vater«, antwortete er ruhig.
    Ambers Gesicht lief vor Schuldbewusstsein rot an. »Nein. Soweit es mich betrifft, ist Robert Lucs Vater, nicht Jean-Philippe. Jay, ich …«
    »Tut mir leid, ich hätte das nicht fragen sollen. Ich weiß nicht, warum ich es getan habe.« Das war gelogen. Er wusste es natürlich: weil er eifersüchtig war auf den Mann, dem sie einmal ihre Liebe geschenkt hatte.
    »Schon gut. Als Luc kleiner war, habe ich mir dauernd Sorgen gemacht, jemand würde ihn ansehen und sofort erkennen, dass er unmöglich Roberts Sohn sein kann, aber je älter er wird, desto ähnlicher wird er Robert. Ihre kleinen Eigenheiten, ihre Gesten, die Mimik … sie hängen einfach sehr aneinander.«
    »Und was ist mit dir, Amber?«
    Sie gab nicht vor, nicht zu verstehen, was er damit meinte. »Ich habe Luc … und bald werde ich auch den Laden haben. Das ist genug. Viel mehr, als ich verdient habe. Wenn ich an Louise denke, die in Ungnade gefallen ist und vom Bett eines verheirateten Mannes ins Bett des nächsten wandert …«
    »Sie wurde nicht dazu gezwungen, sie hat es sich selbst so ausgesucht.«
    »Und Caroline«, fuhr Amber entschlossen fort. »Auch wenn du sagst, sie hätten es sich selbst so ausgesucht – in vielerlei Hinsicht wurde ihnen diese Wahl auch aufgezwungen. Ich kann den Gedanken gar nicht ertragen, dass es Luc nicht geben sollte – ein Kind ist so ein kostbares Geschenk. Sicher empfindest du das bei deinen Töchtern auch so. Aber die Gesellschaft fordert von meinem Geschlecht einen schrecklichen Preis, wenn wir die Regeln brechen. Und nicht nur von uns allein – in der Bibel sollte es eigentlich heißen, die Missetaten der Mütter würden an den Kindern heimgesucht, nicht die der Väter. Ich leugne nicht, dass ich mich einmal nach einer Liebe gesehnt habe, wie meine Eltern sie teilten, aber ich weiß jetzt, wie selten so etwas ist. Selbst diejenigen, die aus Liebe heiraten, können es nicht immer aufrechterhalten.«
    Sie konnte, durfte ihm nicht von jenen Nächten erzählen, in denen sie wach lag und sich danach sehnte, dass jemand sie in den Armen hielt, dass ihr Körper wieder zum Leben erwachte und dass sie endlich als Frau erfuhr, wovon sie als Mädchen mit Jean-Philippe nur kurz gekostet hatte.
    Er beugte sich zu ihr. »Amber …«
    »Ich sollte lieber reingehen.«
    Klang sie so durcheinander, wie sie sich fühlte? Würde er erraten, woran sie eben gedacht hatte?
    Er lehnte sich wieder zurück und sagte ruhig: »Ich komme mit, falls deine Großmutter irgendwelche Anweisungen für mich hat.«
    Beinahe hätte er ihr gesagt, was er empfand, aber er durfte sie nicht mit seinen Gefühlen belasten. Sie hatte ohnehin schon so schwer zu tragen, sagte Jay sich grimmig.
    Natürlich war es unmöglich, dass Ziegelstein und Mörtel eines Hauses die Stimmung der Menschen reflektierten, die dort lebten, und doch spürte Amber gleich beim Eintreten die drückende Düsternis in der Halle.
    »Willkommen zurück, Euer Gnaden.«
    »Danke,Wilson.« Amber lächelte den Butler ihrer Großmutter an, ehe sie fragte: »Ist meine Großmutter zu Hause?«
    »Sie hat darum gebeten, Sie gleich nach Ihrer Ankunft in die Bibliothek zu führen«, informierte der Butler sie steif.
    »Hat Mrs Pickford irgendwelche Anweisungen für mich hinterlassen, Wilson?«, erkundigte sich Jay.
    »Nein, Sir. Sie sagte nur, dass Dr. Brookes um vier Uhr kommt.«
    »Sehr schön, ich bin in meinem Büro, falls jemand mich braucht.«
    Er war halb durch die Halle, ehe er stehen blieb und sich zu Amber umdrehte. »Beinahe hätte ich es vergessen. Ich habe Maurice gestern getroffen, er ist vollkommen begeistert von dem Profit, den die Fabrik mit der Fallschirmseide macht. Er lässt ausrichten, dass auch die Seidentaschentücher gut gehen, die sie anlässlich der Beerdigung des Königs hergestellt haben, und dass er für die Krönung des neuen Königs

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