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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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schraubte sich in die Höhe. »Sonst würdest du hier bei mir bleiben, wie ich es mir wünsche.«
    »Lydia, ich muss gehen. Es ist meine Arbeit. Das weißt du ganz genau.«
    »Du bist ein de Vries. Wie kannst du dich so weit erniedrigen, für Blanche Pickford zu arbeiten?« Sie spuckte ihm die Worte förmlich entgegen und steigerte sich in einen Wutanfall hinein, während sie im Zimmer auf und ab ging. »Cassandra sagt, du müsstest mehr Stolz im Leib haben.«
    Jay verlor allen Mut. Cassandra mochte behaupten, sie versuche Lydia zu helfen, und Lydia mochte darauf bestehen, Cassie sei ihre einzige und beste Freundin, doch Jay hatte die Erfahrung gemacht, dass Lydias Stimmung immer besonders heikel war, wenn sie mit Cassandra zusammen gewesen war.
    »Ich muss gehen«, wiederholte er. »Ich schicke die Krankenschwester mit dem Frühstück hoch, ja?«
    »Nein.« Es war fast ein Heulen.
    Normalerweise wäre er geblieben und hätte sein Möglichstes getan, um Lydia zu beruhigen, doch das ging heute nicht. Er hatte Blanche versprochen, Amber am Zug abzuholen, und er hatte schon Schuldgefühle genug, weil er Amber nicht hatte erzählen können, was Greg widerfahren war. Er wusste, wie viele Sorgen sie sich machte, doch Blanche hatte darauf bestanden, denn was immer am Telefon gesagt wurde, sprach sich in der Gegend rasch bei denen herum, die mit dem Fräulein vom Amt bekannt waren.
    Jay war erleichtert, als das Telefon klingelte, auch wenn es Cassandra war, die mit Lydia sprechen wollte, denn das ermöglichte es ihm zu entkommen.
    Trotz allem, was ihr Arzt getan hatte, verschlechterte sich Lydias Zustand zusehends. Nach Weihnachten war sie zusammengebrochen, hatte in seinen Armen geschluchzt und eingeräumt, wie schlecht es ihr ging. Es hatte ihm schier das Herz zerrissen. Doch die Phasen, in denen sie sich normal verhielt, wurden immer seltener.
    Jay beschäftigte inzwischen zwei Kindermädchen, nachdem er eines Tages nach Hause gekommen war und die Mädchen ängstlich in einer Ecke gehockt hatten, während Lydia drohte, sie zu schlagen. Seine Töchter waren zu ihm gerannt und hatten sich weinend und zitternd und doch erleichtert in seine Arme gestürzt. In dem hilflosen Wissen, dass es keinen Ersatz für die Mutter gab, die sie so dringend gebraucht hätten, und voller Schuldgefühle wegen ihrer misslichen Lage hatte Jay sein Bestes getan, um sie zu trösten.
    Danach hatte er den Kindermädchen die strenge Anweisung erteilt, Lydia nicht mit ihren Töchtern allein zu lassen.
    Lydia war außer sich gewesen, als sie das gehört hatte, hatte geweint und Jay angefleht, es sich noch einmal zu überlegen. Sie hatte geschworen, sie habe den Mädchen nichts antun wollen und es sei Jay, der jetzt grausam war, doch Jay war bei seinem Entschluss geblieben. Er musste ja, um der Mädchen willen.
     
    Der Zug fuhr aus dem Bahnhof, und Amber blieb allein auf dem leeren Bahnsteig zurück. Jay hatte versprochen, sie am Zug abzuholen, und es sah ihm gar nicht ähnlich, nicht pünktlich zur Stelle zu sein. Ihre Anspannung wuchs. Er hatte gesagt, dass Greg lebte, doch was war, wenn er sie nur vor der Wahrheit hatte schützen wollen?
    »Amber, es tut mir leid, dass ich zu spät komme.«
    Sie berührten sich nicht. Das Sonnenlicht ließ Jays Haar glänzen wie den Flügel eines Raben. Es kringelte sich über seinem Kragen, als hätte er entweder keine Zeit gehabt, es schneiden zu lassen, oder als wäre es ihm egal.
    »Ich habe mir schon Sorgen gemacht.«
    In der Luft lag der vertraute feuchte Macclesfield-Geruch. Jay lächelte sie an und nahm ihren Koffer. Er sah müde aus, fand Amber, und um seine Augen waren Fältchen, die beim letzten Mal noch nicht da gewesen waren.
    Er nahm sie am Arm, führte sie zu seinem Automobil und half ihr hinein. Erst als er auf dem Fahrersitz saß und niemand in Hörweite war, sagte er leise: »Lass mich dir eines zur Beruhigung sagen: Greg lebt und ist wohlauf. Er ist in Denham Place.«
    »In Denham Place?«
    Erleichterung, Überraschung und Neugier überkamen sie und vereinten sich mit Bestürzung.
    »Die Geschichte ist leider ziemlich kompliziert. Es gibt noch sehr viel mehr zu erzählen, deswegen wollte deine Großmutter, dass du nach Hause kommst. Sie hat mir ausdrücklich verboten, am Telefon etwas anderes zu verraten, als dass Greg sicher zurück ist.« »Sehr viel mehr?« Amber war leicht erbost. »Was soll denn noch sein, wenn Greg sicher wieder da ist?«
    »Nun, da du schon fragst und da deine Großmutter

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