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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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…«
    »Was glaubst du nicht?« Jetzt wurde er wütend. »Glaubst du, ich weiß nicht, wovon ich rede? Also, dann lass dir gesagt sein, dass ich es ganz genau weiß. Noch bevor das Balg auf die Welt kam, hat Caroline geschworen, dass es meines ist; sie hat behauptet, Fitton Legh bekäme keinen hoch, hätte noch nie einen hochbekommen. Kein Wunder, dass Cassandra ihn geheiratet hat – die zwei geben ein hübsches Pärchen ab. Das Balg ist von mir, Amber.«
     
    Bevor sie zu Bett ging, ging Amber hinauf in den Kindertrakt, wo sie das Kindermädchen, das sich als Betsys Cousine Sheila vorstellte, für die späte Störung um Verzeihung bat.
    »Heut Abend hat die Kleine ihre Säuglingsnahrung unten behalten«, erklärte sie Amber mit fröhlicher Stimme, als sie in das abgedunkelte Schlafzimmer trat, wo das kleine Mädchen tief und fest in seinem Kinderbettchen schlief.
    »Unsere Betsy hat mir erzählt, dass die kleine Rose Sie gleich ins Herz geschlossen hat, Euer Gnaden. Bestimmt vermisst sie ihre Mutter.«
    Amber beugte sich vor und fuhr Rose zärtlich über die Wange. Ihre Haut fühlte sich ein wenig wärmer und nicht mehr so wächsern an. Das arme kleine Ding. Hatte Greg recht? War Lord Fitton Leghs einziger Sohn und Erbe sein Kind? Ob es stimmte oder nicht, um des kleinen Jungen willen musste man Greg daran hindern, es auszuplaudern. Sie würde mit ihm darüber reden, wenn er nüchtern war, und ihm das Versprechen abnehmen, Stillschweigen zu bewahren.
     
    Amber war die Einzige, die zum Frühstück heruntergekommen war. Greg schlief sicher seinen Rausch aus, und Wilson hatte ihr gesagt, ihre Großmutter habe leichte Kopfschmerzen und komme später herunter.
    Als sie das Frühstückszimmer verließ, runzelte Amber die Stirn. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass ihre Großmutter je einmal nicht zum Frühstück erschienen wäre. Wenn Blanche Greg damit ihre Missbilligung zeigen wollte, dann war der Schuss nach hinten losgegangen.
    Ein paar Minuten bei Rose, die heute Morgen viel besser aussah und sie tatsächlich anlächelte, hoben Ambers Stimmung, bis Dr. Brookes kam und ihr zeigte, wie verkrümmt die Beine des kleinen Mädchens waren. Er erklärte ihr, dass dies ein Zeichen für Rachitis sei und Gefahr bestehe, dass sich Roses verkümmerte Beinmuskulatur und Knochen nie wieder richtig erholten.
    Was für einen schrecklichen Start ins Leben hatte die Kleine gehabt, unter so tragischen Umständen ihre Mutter zu verlieren und jetzt so krank zu sein. Sie tat Amber von Herzen leid. Es kam ihr grausam und ungerecht vor, vor allem, da Gregs Umstände ihr eigentlich einen besseren Start ins Leben hätten ermöglichen sollen. Greg sollte sich schämen, dass er seine Geliebte und sein Kind nicht besser behandelt hat, dachte Amber wütend. Jedes Kind verdiente es, geliebt zu werden, doch Greg empfand keine Liebe für die kleine Rose. Es fiel Amber schwer, das Verhalten ihres Cousins gegenüber Rose zu akzeptieren, und noch schwerer, es ihm zu verzeihen.
     
    Greg stand im Bad und wurde von Krämpfen geschüttelt. Er hatte sich gerade heftig übergeben, und sein Kopf dröhnte. Aus Erfahrung wusste er, dass nichts anderes seinen Kopf und seinen Magen zu beruhigen vermochte als zwei Gläser Brandy, doch er wusste auch, dass die Flasche, die er am Vorabend mit nach oben genommen hatte, leer war.
    Er betätigte die Spülung und merkte dann, dass er seine Blase erleichtern musste. Das helle Sonnenlicht, das durch die Fenster fiel, traf seine Augäpfel wie ein Schlag, und er musste blinzelnd den Blick senken.
    Es war noch da, nässte jetzt ein wenig, rot und rau, aber nicht schmerzhaft, ein kleines Bläschen, völlig unbedeutend, wenn er nicht gewusst hätte, dass es sehr wohl von Bedeutung war. Als er Hongkong verlassen hatte, war es noch nicht da gewesen, und an dem Mädchen, das er in der letzten Nacht gehabt hatte, hatte er nichts bemerkt, aber er hatte auch nicht richtig hingesehen, dazu war er gar nicht in der Lage gewesen.
    Er hatte es dem verdammten Jardine zu verdanken, dass ihm der heilige Schrecken in die Glieder gefahren war, denn der hatte darauf bestanden, dass der Arzt ihm kurz nach seiner Ankunft in Hongkong sämtliche Risiken eines Bordellbesuchs in allen Einzelheiten aufzählte.
    Er konnte natürlich jederzeit den alten Brookes bitten, einen Blick darauf zu werfen. Es war sicher nichts Besonderes, nur eine kleine wunde Stelle. Doch dann würde er dastehen wie ein Idiot, und Brookes, das alte Klatschweib,

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