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Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Der Glanz der Seide: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz der Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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allem bei seinem schlechten Ruf. Man würde sie allseits als die Frau feiern, die ihn endlich gezähmt hatte.
    Ein Taxi hielt an; George stieg aus und lächelte sie an. Louise erwiderte sein Lächeln nicht.
    »Sie kommen zu spät«, schmollte sie. »Ich wollte gerade gehen.«
    Sein spöttisches »Schwindlerin« rief in Louises Augen ein Zornesfunkeln hervor.
    »Sie und ich, meine Liebe, sind seelenverwandt. Wir wissen, was wir wollen, und wenn wir es gefunden haben, lassen wir es nicht mehr los.Wollen Sie jetzt wirklich bei Harvey Nichols einkaufen, oder wollen wir uns an einen verschwiegeneren Ort zurückziehen? Ich kenne nicht weit von hier einen Club, wo es die unglaublichsten Cocktails gibt.«
    »Das ist doch albern«, sagte Louise, nicht bereit, den berauschenden Empfindungen nachzugeben, die sie in sich verspürte. Das hier war gerade deswegen so aufregend, weil es so überaus gefährlich war. Sie spielte mit dem Feuer, das wusste sie ganz genau.
    George roch nach dem Sandelholzwasser, das er immer benutzte, mehr, als gemeinhin als »britisch vornehm« galt. Er trug einen dunkelgrauen Anzug mit breiten rosa Nadelstreifen, dazu ein weißes Hemd und eine kastanienbraune Seidenkrawatte. Louise wusste sehr wohl, dass er ein wenig zu flott aussah und seine Kleidung eine Spur zu gut saß; der Hut thronte in verwegenem Winkel auf seinem Kopf, und sein Selbstbewusstsein manifestierte sich in jedem seiner gockelhaften Schritte.
    »Wie kann ein Cocktail unglaublich sein?«, fragte sie.
    »Kommen Sie mit, dann zeige ich es Ihnen.«

10
     
    »Aber du hattest bestimmt nicht so viel Angst wie ich, ich versichere dir, ich war wie erstarrt und konnte mich nicht rühren …«
    »Ich war einfach grässlich …«
    »Na, du hast Glück gehabt. Ich habe am ganzen Leib gezittert, und ich war überzeugt, meine Kämme würden sich lösen und mein Kopfschmuck würde herunterfallen.«
    »Ich kann mich nicht mal erinnern, ob ich geknickst habe, so viel Angst hatte ich …«
    Die Tortur ihrer Vorstellung bei Hofe war endlich überstanden. Die Namen von Amber, Beth und Louise waren, zusammen mit denen der anderen Debütantinnen, von einem livrierten Mitglied des königlichen Haushalts mit Stentorstimme ausgerufen worden, dann hatten sie vor dem König und der Königin ihren formellen Hofknicks gemacht und für die Fotos posiert. Ihre Erleichterung durchdrang die Luft jetzt so intensiv wie ein berauschender Wein.
    Die Stimmen der Mädchen wurden ganz schrill, als sie miteinander darum wetteiferten, wer von ihnen am meisten verängstigt gewesen war.
    Amber war fast schwindelig vor Erleichterung, die bei ihr tiefer ging als bei den anderen, denn diese waren in dem Wissen um ihre gesellschaftliche Rolle aufgewachsen und dass ihre formelle Vorstellung bei Hofe zu dieser Rolle dazugehörte. Bei ihr war das etwas anderes. Sie war sich unbeholfen und tapsig vorgekommen, die anderen Mädchen hatten sie eingeschüchtert, besonders am Anfang, und sie hatte Angst gehabt, was die Ambitionen ihrer Großmutter für sie bedeuten würden. Sie hatte auch gefürchtet, ihre Großmutter zu enttäuschen. Doch diese Hürde war endlich überwunden, und sie musste den Zorn ihrer Großmutter nicht fürchten.
    Amber wusste nicht, was die Zukunft für sie bereithielt, doch die schlimmste Prüfung lag jetzt hinter ihr. Sie wagte kaum, allzu viel über die Zukunft und ihre Hoffnungen nachzudenken. Diese Gedanken machten sie verletzlich und ängstlich, denn sie wusste ja, was ihre Großmutter für sie im Sinn hatte. Sie brauchte ein Wunder, um die Zukunft leben zu können, die sie sich wünschte, durchwoben von einer Liebe, wie ihre Eltern sie geteilt hatten, und von ihrer Leidenschaft für Seide.
    Müde Anstandsdamen scheuchten ihre Schützlinge zu wartenden Fahrzeugen und wünschten sich, sie könnten nach Hause fahren und sich ins Bett legen, statt auf einen der vielen Bälle des Abends zu gehen. Nur ein Ball konnte der Höhepunkt der Saison sein, der Ball, an den sich alle erinnern und an dem sie alle anderen messen würden. Lady Rutland hoffte natürlich, dass es ihr Ball sein würde. Doch das lag nicht mehr in ihrer Hand, es waren die Klatschkolumnisten der Gazetten, die darüber entscheiden würden.
    Während sie bei Hofe darauf gewartet hatten, vorgestellt zu werden, hatte eine Armee von Magiern am Cadogan Place ihr Wunder gewirkt und alles für den Debütantinnenball vorbereitet, so zumindest kam es Amber vor, als sie durchs Wagenfenster blickte und die

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