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Der Glanz der Welt

Der Glanz der Welt

Titel: Der Glanz der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Amon
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Schauspieler abgesehen hat.“
    „Aber bei zwei Morden kann man doch von keiner Serie sprechen“, wandte ich ein.
    „Erklär das meinen Vorgesetzten“, sagte Pirchmoser, „für die ist hier ein Serientäter am Werk, Hauptsache, ich kann nicht gegen Grapschmann oder Schnittling ermitteln.“
    Mein Handy ertönte, up and down, round and round, on my supersonic rocket ship . Am anderen Ende war der Herr Schefredaktör: „Irrsinn, wir gehen unter in Beschwerdebriefen. Der Server flippt aus, unsere Homepage ist blockiert. Alles wegen deinem blöden Kommentar.“
    „Also zuerst: einen wundervollen Tag und grüß Gott, wir wollen doch höflich bleiben“, sagte ich.
    „Du kannst mich buckelfünferln“, schnaubte Schefredaktör.
    Ein schöner Ausdruck, ich liebte diese wienerisch-sanfte Umschreibung des Götz-Zitats.
    „Du machst dich wirklich verdient um die Pflege unserer regionalen Mundart. Aber reg dich wieder ab. Der Schnittling wird ein paar Hacker auf euch angesetzt haben“, sagte ich kühl, „oder die beruflichen Kampf-Poster von den Konservativen stürmen eure Leitungen. Bleib ruhig, das ist in einem Tag vorbei. Dann kommen nur mehr die zustimmenden Mails und Briefe, und das werden viel mehr sein als diejenigen, die sich jetzt aufregen.“
    „Ich rege mich aber jetzt auf! Rundum bekomme ich Meldungen, dass man Abos kündigen will.“
    „Und wie viele sind schon gekündigt?“, frage ich.
    „Mindestens zwanzig, wenn nicht sogar dreißig“, pfauchte Schefredaktör.
    „Und an normalen Tagen?“, fragte ich.
    „Was ist bei dir ein normaler Tag?“
    „Wenn kein Kommentar von mir bei euch erscheint“, sagte ich völlig ohne Beunruhigung.
    „Aha“, schnaufte Schefredaktör, „da sind es genauso viele.“
    „Was regst du dich dann auf“, sagte ich.
    „Weil ich mich aufregen will. Weil es mich aufregt. Weil alle anrufen. Der Staatsanwalt Kriecher, der Polizeipräsident, die Ministerin.“
    „Und“, fragte ich, „sonst niemand? Auch der Vatikan nicht?“
    „Du weißt ganz genau, dass der Kardinal mich natürlich auch quält.“
    „Aber der tut dir doch nichts, schließlich hat er ausdrücklich angeordnet, dass mein Kommentar erscheinen soll“, sagte ich.
    „Ja, zum Glück. Aber er macht mich trotzdem zur Schnecke. Du ärgerst ihn, und an mir reagiert er sich ab.“
    „Trag es mit Fassung, das ist eine Übersprungshandlung. Gemeint bin ich, also kränk dich nicht!“ Ich kannte meinen Kardinal. Der ließ bloß Dampf ab, und bei mir war es nicht so lustig wie beim Schefredaktör, weil ich keine Angst hatte, weder vor Gott noch vor dem Teufel. „Solange dich nicht der liebe Gott selbst zur Schnecke macht“, fuhr ich fort, „musst du dich nicht fürchten. Und ich kenne bisher keinen Fall, bei dem dein Herrgott sich übers Handy gemeldet hätte. Ist in der Bibel auch gar nicht vorgesehen.“
    „Ketzer“, schrie Schefredaktör noch ins Handy und legte auf. Im selben Moment läutete es erneut. Und diesmal läutete es wirklich. Ich hatte für il cardinale gerade erst einen neuen, eigenen Klingelton aufgespielt: die Pummerin, sein Dom, seine Glocke. Die größte Glocke Österreichs. Ein mächtiger Ton für den mächtigen Kardinal.
    „Die Pummerin und il cardinale “, sagte ich zu den Umsitzenden. Die nickten verständnisvoll.
    „Gott zum Gruße, mein Bruder“, sagte ich, nachdem ich das Gespräch angenommen hatte.
    „Lass den Quatsch“, kam es mir entgegen, „mein Chefredakteur jammert mich schon den ganzen Tag an, bombardiert mich mit E-Mails und SMS. Ich bin genervt, und du bist schuld. Ich erwarte dich zur Beichte.“
    „Ja, und?“, sagte ich. „Ignoriere es einfach. Dreh dein Handy ab, leite deine E-Mails um und lass ihn jammern. Und beichten komme ich bestimmt nicht. Erstens glaube ich nicht dran, und zweitens habe ich nichts angestellt.“
    „Deine ganze Existenz ist ein Beichtgrund“, sagte der Kardinal, „deine Nerven möchte ich haben.“
    „Ach was, deine sind dank göttlicher Fügung und halbklösterlichen Lebens doch viel besser als meine. Also, lass den Kerl jammern, versprich ihm die ewige Glückseligkeit, von mir aus ein paar Jungfrauen im Jenseits, sorry, das gibt es bei euch nicht, sondern nur bei der Konkurrenz, versprich ihm das Blaue vom Himmel herab, da habt ihr doch zweitausend Jahre Übung, und wenn alles nichts nützt, dann drohe mit der Exkommunikation. Dann beruhigt er sich schon.“
    „Mehr fällt dir nicht ein?“, fragte der Kardinal.
    „Schick ihm

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