Der Glanz des Mondes
Führung ihrer Hauptmänner im Schrein bleiben; Makoto, Sakai und Hiroshi bat ich mich zu begleiten. Makoto trug das Otoribanner und Sakai das der Maruyama. Beide waren zerrissen und schlammbespritzt. Unsere Pferde bewegten sich steif und langsam, doch während wir ritten, stieg die Sonne und wärmte sie ein wenig. Ein Zug Wildenten flog über uns dahin und im Wald röhrte ein Hirsch. Draußen auf dem Meer waren die Wolken über Oshima zu erkennen; ansonsten war der Himmel klar und tiefblau.
Wir passierten die umgestürzten Kiefern. Der Sturm hatte die Straße um sie herum aufgerissen und die Klippe untergraben, auf der Hajime gestanden hatte. Felsbrocken waren mit einem kleinen Erdrutsch herabgestürzt, und während die Pferde sich zwischen ihnen ihren Weg suchten, musste ich an den jungen Ringer denken. Wenn sein Pfeil sein Ziel nicht verfehlt hätte, wäre Jiro noch am Leben - und viele andere ebenfalls. Ich dachte an Hajimes unbegrabene Leiche, die nicht weit entfernt lag. Er würde nicht lange auf seine Rache warten müssen.
Wir waren noch nicht weit gekommen, als ich das eilige Getrappel von Pferdehufen hörte. Ich hob die Hand und wir hielten an. Die Reiter näherten sich im Trab, eine Gruppe von vielleicht hundert Mann; zwei Bannerträger an ihrer Spitze trugen Arais Wappen. Als sie uns auf der Straße entdeckten, hielten sie abrupt an.
Ihr Anführer ritt voran. Er trug volle Rüstung und einen edlen Helm, der mit einer Mondsichel geschmückt war.
Ich war dankbar für die Sonnenwärme, weil ich nicht länger fror und mit fester Stimme sprechen konnte: »Ich bin Otori Takeo. Dies hier ist Sugita Hiroshi, der Neffe von Lord Sugita aus Maruyama. Ich bitte euch, sein Leben zu schonen und ihn sicher zu seinem Clan zurückzubringen. Sakai Masaki ist sein Cousin und wird ihn begleiten.«
Hiroshi sagte nichts. Ich war stolz auf ihn.
Der Anführer neigte den Kopf leicht, was ich als Zustimmung deutete. »Ich bin Akita Tsutomu«, sagte er. »Mein Befehl lautet, Lord Otori zu Lord Arai zu bringen. Er wünscht Sie zu sprechen.«
»Ich bin bereit, mich Lord Arai zu unterwerfen«, sagte ich. »Unter der Bedingung, dass er das Leben meiner Männer schont und sie in seine Dienste nimmt.«
»Sie dürfen Sie begleiten, wenn sie uns friedlich folgen.«
»Schicken Sie einige Ihrer Männer mit Kubo Makoto«, sagte ich. »Er wird ihnen sagen, dass sie sich kampflos ergeben sollen. Wo befindet sich Seine Lordschaft?«
»Nicht weit von hier. Wir haben den Taifun in Shuho abgewartet.«
Makoto brach mit dem Großteil der Krieger auf und Sakai, Hiroshi und ich ritten schweigend mit Akita.
KAPITEL 8
Aus dem Frühling war Sommer geworden; das Auspflanzen war beendet. Die Regenzeit begann; die Setzlinge wuchsen und färbten die Reisfelder leuchtend grün. Der Regen hielt Shizuka im Haus, wo sie zuschaute, wie er in Sturzbächen von den Traufen lief, während sie ihrer Großmutter half, Sandalen und Regenumhänge aus Reisstroh zu flechten und die Seidenraupen auf den luftigen Dachböden zu versorgen. Zuweilen ging sie in den Webschuppen und setzte sich ein oder zwei Stunden an einen der Stühle. Es gab ständig etwas zu tun: nähen, färben, einmachen, kochen, und Shizuka empfand die tägliche Arbeitsroutine als beruhigend. Obwohl sie erleichtert war, die vielen Rollen, die sie hatte spielen müssen, ablegen zu können, und sich freute, bei ihren Söhnen zu sein, ergriff oft eine seltsame Schwermut von ihr Besitz. Sie war nie besonders furchtsam gewesen, nun aber plagten sie Ängste. Sie schlief schlecht, erwachte beim leisesten Geräusch, träumte von den Toten.
Oft erschien ihr Kaedes Vater und fixierte sie mit seinem leeren Blick. Sie ging zum Schrein, um Opfer zu bringen, in der Hoffnung, seinen Geist zu beschwichtigen, doch die Albträume quälten sie weiter. Sie vermisste Kaede, vermisste Ishida, sehnte sich danach, dass Kondo endlich mit Nachrichten über die beiden zurückkehrte, und fürchtete sich zugleich davor.
Die Regenzeit ging vorüber und die schwülheißen Tage des Hochsommers folgten. Melonen und Gurken reiften und wurden mit Salz und Kräutern eingelegt. Shizuka streifte öfter durch die Berge, um wilde Pilze zu sammeln, Beifuß, um Moxa daraus zu machen, Günsel und Krapp zum Färben, und um jene andere, tödlichere Ernte einzuholen, aus der Kenji Gift braute.
Sie schaute ihren Söhnen und den anderen Kindern beim Training zu, zum Teil fasziniert davon, wie die Fähigkeiten des Stamms in ihnen
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