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Der Glanz des Mondes

Der Glanz des Mondes

Titel: Der Glanz des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lian Hearn
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aus, welches Entsetzen und welche Verzweiflung sie empfand.
    »Ungehorsam und Untreue mir gegenüber müssen bestraft werden«, sagte Fujiwara. »Und zwar auf eine Art und Weise, die andere abschreckt.«
    »Wenn die beiden sterben müssen, dann sorgen Sie dafür, dass es schnell geht«, sagte sie. »Dafür tue ich, was immer Sie verlangen.«
    »Aber das solltest du doch ohnehin bereits«, entgegnete er fast erstaunt. »Was sonst hätte eine Ehefrau zu bieten, was sie nicht sowieso tun müsste?«
    »Habt Erbarmen!«, flehte sie.
    »Das entspricht nicht meiner Veranlagung«, erwiderte er. »Du hast deinen Verhandlungsspielraum ausgeschöpft, meine liebe Frau. Du dachtest, du könntest mich benutzen, um deine Ziele zu erreichen. Nun werde ich dasselbe mit dir tun.«
    Kaede hörte Schritte auf dem Kies. Ihre Augen folgten der Richtung des Geräuschs, als könnte die Kraft ihres Blicks Shizuka erreichen und sie retten. Wachmänner gingen langsam auf die Pfähle zu. Sie waren mit Schwertern bewaffnet und trugen Instrumente, deren Anblick Kaede einen metallischen Geschmack der Angst im Mund verursachte. Die meisten der Männer hatten finstere Mienen, doch einer grinste vor Aufregung und Nervosität. Zwischen ihnen wirkten Ishida und Shizuka wie zwei verschwindend kleine Gestalten, schwache menschliche Körper mit einer immens großen Angriffsfläche für Schmerzen.
    Keiner der beiden gab einen Laut von sich, als man sie an die Pfähle fesselte, doch Shizuka hob den Kopf und blickte Kaede an.
    Es kann unmöglich geschehen. Sie werden Gift nehmen, sagte sich Kaede im Stillen.
    »Ich denke zwar nicht, dass wir deiner Gefährtin irgendeine Möglichkeit gelassen haben, sich selbst zu retten, aber ich bin gespannt«, sagte Fujiwara.
    Kaede hatte keine Ahnung, was Fujiwara vorhatte, welche Foltern und was für einen grausamen Tod er ersonnen hatte, aber im Schloss Noguchi hatte sie genügend Geschichten gehört, um sich das Schlimmste vorzustellen. Sie merkte, dass sie kurz davor war, die Fassung zu verlieren. Sie erhob sich halb - allein dies war in Fujiwaras Gegenwart schon undenkbar - und versuchte sich aufs Bitten zu verlegen, aber als die Worte stammelnd aus ihr hervorbrachen, kam es am Haupttor zu einem Zwischenfall. Ein kurzer Ruf der Wachen ertönte und zwei Männer betraten den Garten.
    Der eine von ihnen war Murita, der Mann, der ihr entgegengeritten war, um sie zu eskortieren, und dann hinterrücks ihre Männer angegriffen und ermordet hatte. Er trug sein Schwert in der linken Hand; seine Rechte war immer noch von der Verletzung gezeichnet, die Kaede ihm zugefügt hatte. Den anderen vermeinte sie nicht zu kennen, obwohl er ihr irgendwie vertraut vorkam. Beide knieten vor Fujiwara nieder, dann ergriff Murita das Wort.
    »Lord Fujiwara, vergeben Sie mir die Störung, aber dieser Mann hier überbringt eine wichtige Nachricht von Lord Arai.«
    Kaede sank wieder zu Boden, dankbar für diesen kurzen Aufschub. Sie richtete ihren Blick auf den zweiten Mann, bemerkte seine großen Hände und langen Arme und stellte schockiert fest, dass es Kondo war. Er hatte seine Gesichtszüge verändert, und als er sprach, klang auch seine Stimme anders. Aber Murita und Fujiwara würden ihn mit Sicherheit erkennen.
    »Lord Fujiwara, Lord Arai entsendet Ihnen seine Grüße. Alles verläuft genau nach Plan.«
    »Ist Otori tot?«, fragte der Edelmann mit einem kurzen Seitenblick auf Kaede.
    »Noch nicht«, erwiderte der Mann. »Aber bis dahin bittet Sie Lord Arai, ihm Muto Shizuka zurückzuschicken. Er hat ein besonderes persönliches Interesse an ihr und wünscht, dass sie am Leben bleibt.«
    Einen Moment lang spürte Kaede, wie Hoffnung in ihr aufstieg. Fujiwara würde es nicht wagen, Shizuka etwas anzutun, wenn Arai sie zurückforderte.
    »Was für ein seltsames Anliegen«, sagte Fujiwara. »Und was für ein seltsamer Bote.« Er wandte sich an Murita. »Entwaffne ihn! Ich traue ihm nicht.«
    Wieder heulte der Hund, noch angsterfüllter als zuvor. Dann schien es Kaede, als träte eine kurze Stille ein, und gerade als sie einen Schrei ausstoßen wollte, als Murita auf Kondo zutrat und Kondo sein Schwert zog, stöhnte die ganze Welt urplötzlich auf und erhob sich. Die Veranda schoss nach oben, Bäume flogen umher und krachten zu Boden und das Haus hinter ihr erbebte und wurde auseinander gerissen. Noch mehr Hunde begannen zu bellen, völlig außer sich. Die Vögel in ihren Käfigen kreischten. Die Luft war voller Staub und aus den

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