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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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er konnte nicht verhindern, dass Elena ihm immer wieder in den Sinn kam. Sie ließ ihn einfach nicht los. Er betete inbrünstig, dass sein Herz und sein Verstand eines Tages frei sein würden.
    Seit Elena wusste, dass Marcus an einem Kalziummangel litt, machte sie sich große Vorwürfe. Sie glaubte, ihre schlechten Essgewohnheiten während der Schwangerschaft wären womöglich dafür verantwortlich. Eines Tages besprach sie ihre Bedenken mit Luisa.
    »Erst war ich krank, und dann stand ich so unter Druck, Mamma, ich war so unglücklich, und ich habe nicht ordentlich gegessen. Vielleicht bin ich ja schuld daran, dass Marcus diese Krampfanfälle hatte.«
    »Nein, Elena. Ganz bestimmt nicht. Es ist einfach so, wie es ist, und den Grund dafür werden wir vielleicht nie erfahren«, versicherte ihr Luisa.
    Dr. Thompson hatte Elena eine Liste mit Nahrungsmitteln gegeben, die Marcus besonders häufig zu sich nehmen sollte, darunter Käse, Tunfisch, grünes Blattgemüse, Mandeln und Milch. Also gab sie ihm viel Käse und Milch und kaufte Dosentunfisch, damit ihre Mutter ihrem Enkel während der Woche Tunfischsandwiches für die Schule machen konnte. Auch an den Wochenenden drängte sie ihn dazu, mehr Milch zu trinken, doch über die extra Milch machten sich oft Dominic und Maria her, sodass für Marcus wenig übrig blieb. Am schlimmsten war, ihn zu seiner täglichen Ration Lebertran zu nötigen.
    Aldo ließ Marcus an den Wochenenden immer noch hart arbeiten, und Elena machte sich ständig Sorgen um ihn. Wenn er allein im Stall war, ging sie ständig nach ihm sehen, und dafür erntete sie erneut abfällige Bemerkungen von Aldo. Er meinte, sie würde den Jungen mehr verhätscheln denn je.
    »Wir können Marcus nicht in Watte packen«, sagte Aldo bissig, als Elena sich eines Freitagabends, als es schon dunkel wurde, darüber sorgte, dass Marcus noch nicht zum Essen hereingekommen war.
    Er war müder als sonst gewesen, als er von der Schule nach Hause kam, aber er traute sich nicht, Aldo zu fragen, ob er sich erst ein wenig ausruhen dürfe. Elena wusste, dass Aldo Recht hatte. Sie konnten Marcus nicht immer beschützen, aber das hielt sie nicht davon ab, sich eine halbe Stunde später, als er noch nicht zurück war, auf die Suche zu machen. Elena hielt es nicht länger aus. Sie ließ alles stehen und liegen und ging zu den Ställen. Aldo stand auf der Veranda und rief ihr hinterher, sie solle zurückkommen, aber sie beachtete ihn nicht. Tief im Innern spürte sie, dass etwas nicht in Ordnung war.
    Sie sah sich zunächst auf dem Hof um, dann machte sie sich zum Pferdestall auf. Elena rief, aber Marcus antwortete nicht. Sie brauchte eine Weile, bis sich ihre Augen an das dämmrige Licht im Stall gewöhnt hatten, dann sah sie in jeden Winkel. Vielleicht ist er zum Bohrloch gegangen, um Wasser für die Tröge zu holen, dachte sie. In diesem Augenblick erregte etwas ihre Aufmerksamkeit, das zwischen den Latten einer der Pferdeboxen herausragte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis Elena bewusst wurde, dass es ein Schuh war, Marcus’ Schuh.
    »Marcus«, schrie sie und rannte zu ihrem Sohn. Er lag in der Box. Das Pferd, das dort stand, war unruhig. Es schnaubte und stampfte mit dem Vorderhuf gefährlich nah an Marcus’ Kopf auf den Boden. Elena packte die Beine ihres Sohns und zog ihn heraus, während sie beruhigend auf das erschreckte Tier einredete. Elenas Herz raste vor Angst. »Marcus«, schrie sie noch einmal. Offenbar hatte er wieder einen Krampfanfall gehabt, er war immer noch ganz benommen. An seinem Kopf war eine große Beule. Elena rannte zur Stalltür und rief nach Aldo, der gelassen angelaufen kam.
    »Bestimmt ist er von dem Pferd getreten worden«, sagte sie angsterfüllt.
    Elena rechnete mit dem Schlimmsten. Sie stellte sich vor, Marcus könnte eine Hirnverletzung erlitten haben, einen Schädelbruch oder eine Hirnblutung.
    »Schon möglich«, sagte Aldo. »Oder vielleicht hat er auch nur um sich geschlagen und sich den Kopf an der Stallwand angestoßen.«
    »Ich wusste, dass etwas nicht stimmte, und wegen dir habe ich eine halbe Stunde gewartet, ehe ich nachsehen ging«, jammerte Elena. »Ich hätte nicht auf dich hören sollen. Die ganze Zeit hat er bei dem Pferd in der Box gelegen. Das Tier hätte ihn zu Tode trampeln können.«
    »Hat es aber nicht, Elena, und wenn du hysterisch wirst, hilfst du Marcus auch nicht«, fuhr Aldo sie an.
    Aldo hob Marcus hoch und trug ihn zum Haus. Elena war wütend, aber sie folgte ihm,

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