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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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seine Patienten, aber wenn er mit Kindern zu tun hatte, wurde er oft emotional. Tragischerweise waren kurz zuvor zwei kleine Jungen, beide aus Aborigine-Gemeinden, gestorben. Lyle hatte den Kindern zu helfen versucht – ein Vierjähriger war von einer Braunschlange gebissen worden, und ein Dreijähriger hatte eine Darmverschlingung gehabt –, aber nichts mehr tun können. Als er in den entlegenen Gegenden ankam, war es schon zu spät gewesen. Nach dem Tod des ersten Jungen trank er bis zur Bewusstlosigkeit und war mehrere Tage arbeitsunfähig. Nach dem Tod des zweiten Jungen wanderte er aufs offene Land. Als Lyle zwölf Stunden später immer noch nicht wieder zurück war, war Alison krank vor Sorge gewesen. Sie hatte gerade die Polizei und die Suchmannschaften alarmieren wollen, als er schließlich doch wieder auftauchte. Seit diesen beiden Vorkommnissen behielt sie ihn aufmerksam im Auge, wenn er mit kleinen Patienten zu tun hatte.
    Lyle bemühte sich wirklich, aber er bekam Elena nicht mehr aus dem Kopf, nicht einen einzigen Moment lang. Im Laufe der Jahre hatte er sich mit der Tatsache abgefunden, dass er sie nie mehr wiedersehen würde, hatte sich Millie und Jamie zuliebe gezwungen, seine geheimsten Wünsche zu unterdrücken, aber jetzt kamen die alten Gedanken und Hoffnungen mit voller Wucht zurück. Immer wieder hatte er ihr Bild vor Augen. Was ihn irritierte, war nur, wie Elena sich verändert hatte. Wenn er sich vorgestellt hatte, dass das Schicksal sie doch wieder zusammenführte, flog sie glücklich in seine Arme. Doch selbst in seinen wildesten Träumen hatte er ihre tatsächliche Reaktion nicht vorhergesehen. Er zog den Schluss, dass sie weit mehr verletzt war, als er angenommen hatte. Lyle fühlte sich vollkommen deprimiert. Es war so niederschmetternd, nicht zu wissen, welcher Weg jetzt der richtige war.
    In der kommenden Zeit kam Lyle sehr häufig ins Krankenhaus von Winton. Jedes Mal erkundigte er sich nach Marcus, aber weil der Junge keinen weiteren Anfall mehr gehabt hatte, war er nicht wieder im Hospital gewesen. Lyle war froh, dass er bei guter Gesundheit war, aber er hoffte auch, Elena wiederzusehen. Diese eine kurze Begegnung hatte sein Leben erneut verändert. Er hatte sie so sehr geliebt, und er liebte sie immer noch. Hätte er mit Sicherheit gewusst, dass sie glücklich war, wäre ihm das Leben ohne sie vielleicht leichter gefallen. Aber er wusste es nicht mit Sicherheit, und deshalb sorgte er sich. Tief im Innern spürte Lyle, dass etwas in Elenas Leben nicht in Ordnung war. Und das Schwerste für ihn war, dass er glaubte, nichts für sie tun zu können.
    Schließlich entschied Lyle, Elenas Wünsche zu respektieren und sich von ihr fernzuhalten. Wenn das das Einzige war, was er für sie tun konnte, musste er es gründlich tun. Er musste sein Leben weiterleben und sie in Ruhe lassen. Auf eine seltsame Weise war dieser Entschluss wie ein Stein, der ihm vom Herzen fiel. Lyle wusste jetzt, dass seine Liebe zu Elena der Grund dafür war, dass er sich in seiner Beziehung zu Millie immer zurückgehalten hatte, und jetzt passierte dasselbe wieder – mit Alison. Er musste sich ändern, sonst würde sich alles wiederholen, und das wegen einer Frau, die er niemals würde haben können.
    Im Laufe der nächsten Wochen wurde Lyle Alison gegenüber langsam herzlicher und zärtlicher, und wie er erwartet hatte, reagierte sie darauf. Sie kamen sich näher und sprachen sogar über eine gemeinsame Zukunft. Eines Abends lud er sie zu einem romantischen Abendessen bei Kerzenschein an einem ganz besonderen Platz außerhalb der Stadt ein. Auf einer Bodenerhebung breitete er eine Decke aus, von dort hatten sie einen traumhaften Blick auf die mondbeschienene Landschaft und die Lichter der Stadt. Millionen von Sternen standen am nächtlichen Himmel. Lyle hatte nicht vorgehabt, Alison einen Heiratsantrag zu machen, aber als er sie küsste, ging er völlig in diesem Augenblick auf. So viele Jahre hatte er ehrliche Zuneigung vermisst, und schließlich traf er eine Entscheidung.
    »Willst du mich heiraten, Alison?«, fragte er zärtlich.
    Alison sah Lyle einen Moment verblüfft an, doch dann konnte sie ihre Begeisterung nicht mehr zurückhalten. »Ja!«, rief sie. »Ja, Dr. MacAllister, das will ich, das will ich wirklich!«
    Am Wochenende darauf gab Reverend Flynn eine Verlobungsparty für sie. Lyle hatte Alison einen Ring gekauft, und sie beschlossen, sechs Monate später zu heiraten. Lyle war glücklich, aber

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